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ZUR AUSWÄRTIGEN WIRKSAMKEIT 1528—1533
es sei weger62 augen außgestochen, hend und füß abgehawen, dann
ergernuß geben63. Und so man spricht, man hat das Nachtmal des
Herren, Tauff und anders auch schwerlich mißbraucht, sol mans darumb
gar abstellen64? Antwort: Ja, wie sie mißbraucht seind. Dieweil aber an
disen dingen etwas ist, das Christus selb befolhen, sol dasselbig vom
mißbrauch geleuttert bleiben. Die Bilder sind aber nit auß, sonder wider
den befelch Gottes in die Kirchen kommen, darumb ist aller dinng kein
Ursach, sie zu dulden, dann überal kein nutz, den sie bringen, erdacht
werden mag. Seitenmal Got nichts nützlichs je verbotten, ja alles, so in
einigen65 weg besseren mag, überflüssig gieret hat, wie das Paulus be-
zeuget ii. Corin. iii. Es ist auch nichts, das man deren, so noch an Bilderen
hangen, unwillen als ergernuß, die man verhüten sol, fürwendet66.
Solche ergernusd zu verhütten mit verletzung warer frombkeit, das ist
anrichtung warer ergernus, diser, und mit inen vil anderer lert uns kein
schrifft. Ja, do Petrus solche schewete67 zu Antiochia, und geprauchete
B2a sich nit mehr der Chri | stlichen freiheyt in speisen, wie er vor gethon,
umb deren willen die von Jerusalem kamen und ab solcher freiheit einen
unwillen hetten, stunde im Paulus under augen und strieffe68 in vor der
gantzen Gemeyn, als der nit recht zum Evangelio wandlete69. Dann er
der rechtverstendigen glauben (sovil an im) mit leutschew schwechete
und sterckete der anderen, den er hofierte70, unglauben, richtet also zwo
ergernuß an, da er eine wolte verhütten. Es ist gar ein ergerliche mey-
nung, ergernus auff soliche weiß zemeiden, auß deren eben vil in diser
zeit inen71 selb entschuldigunng ires unglaubens suchen, wenden für72
ergernus, da sie nüt dann schewe des creutzs von göttlichem thun ab-
haltet, sagen, sie wolten gern nieman guthertzigs beleydigen, da sie aber
nichts besorgen, dann das sie von bößhertzigen beleydigt werden. Man
sol ja in alle weg also leren und handlen, das wir nieman kein anstoß
oder einige ergernus geben, auch nieman zu unwilln reytzen, soferr73
d) ergnus.
62. Besser.
63. Vgl.Mt 5,29f.
64. Luther wendet im Bilderstreit den Grundsatz an: abusus non tollit usum, vgl.
WA 10, III, 33 f. (Invocavitpredigten).
65. Irgendeinem.
66. Vgl .Luther, WA 10,III, 1ff. (Invocavitpredigten).
67. Scheute.
68. Strafte, tadelte.
69. Vgl.Gal 2,11 ff. Vgl. K. Holl: Gesammelte Aufsätze zur Kirchengeschichte 3,
Tübingen 1928, S. 134-146.
70. Schmeicheln.
71. Für sich selbst.
72. Geben vor.
73. Sofern, dabei jedoch.
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es sei weger62 augen außgestochen, hend und füß abgehawen, dann
ergernuß geben63. Und so man spricht, man hat das Nachtmal des
Herren, Tauff und anders auch schwerlich mißbraucht, sol mans darumb
gar abstellen64? Antwort: Ja, wie sie mißbraucht seind. Dieweil aber an
disen dingen etwas ist, das Christus selb befolhen, sol dasselbig vom
mißbrauch geleuttert bleiben. Die Bilder sind aber nit auß, sonder wider
den befelch Gottes in die Kirchen kommen, darumb ist aller dinng kein
Ursach, sie zu dulden, dann überal kein nutz, den sie bringen, erdacht
werden mag. Seitenmal Got nichts nützlichs je verbotten, ja alles, so in
einigen65 weg besseren mag, überflüssig gieret hat, wie das Paulus be-
zeuget ii. Corin. iii. Es ist auch nichts, das man deren, so noch an Bilderen
hangen, unwillen als ergernuß, die man verhüten sol, fürwendet66.
Solche ergernusd zu verhütten mit verletzung warer frombkeit, das ist
anrichtung warer ergernus, diser, und mit inen vil anderer lert uns kein
schrifft. Ja, do Petrus solche schewete67 zu Antiochia, und geprauchete
B2a sich nit mehr der Chri | stlichen freiheyt in speisen, wie er vor gethon,
umb deren willen die von Jerusalem kamen und ab solcher freiheit einen
unwillen hetten, stunde im Paulus under augen und strieffe68 in vor der
gantzen Gemeyn, als der nit recht zum Evangelio wandlete69. Dann er
der rechtverstendigen glauben (sovil an im) mit leutschew schwechete
und sterckete der anderen, den er hofierte70, unglauben, richtet also zwo
ergernuß an, da er eine wolte verhütten. Es ist gar ein ergerliche mey-
nung, ergernus auff soliche weiß zemeiden, auß deren eben vil in diser
zeit inen71 selb entschuldigunng ires unglaubens suchen, wenden für72
ergernus, da sie nüt dann schewe des creutzs von göttlichem thun ab-
haltet, sagen, sie wolten gern nieman guthertzigs beleydigen, da sie aber
nichts besorgen, dann das sie von bößhertzigen beleydigt werden. Man
sol ja in alle weg also leren und handlen, das wir nieman kein anstoß
oder einige ergernus geben, auch nieman zu unwilln reytzen, soferr73
d) ergnus.
62. Besser.
63. Vgl.Mt 5,29f.
64. Luther wendet im Bilderstreit den Grundsatz an: abusus non tollit usum, vgl.
WA 10, III, 33 f. (Invocavitpredigten).
65. Irgendeinem.
66. Vgl .Luther, WA 10,III, 1ff. (Invocavitpredigten).
67. Scheute.
68. Strafte, tadelte.
69. Vgl.Gal 2,11 ff. Vgl. K. Holl: Gesammelte Aufsätze zur Kirchengeschichte 3,
Tübingen 1928, S. 134-146.
70. Schmeicheln.
71. Für sich selbst.
72. Geben vor.
73. Sofern, dabei jedoch.
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