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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 4): Zur auswärtigen Wirksamkeit: 1528 - 1533 — Gütersloh, 1975

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https://doi.org/10.11588/diglit.29141#0181

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DAS EINIGERLEI BILD

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bißher gehapt haben, streittet. Dann das der einig nutz ist, den man je
hat mügen fürwenden, das die Bilder uns Gottes und seiner werck
erinnern sollen. Nun schreibt aber Athanasius, wie auch die warheit ist,
das solichs vil gewaltiger durch die geschöpff Gottes selb, wie er sie
5 gemacht hat, beschehe, man sehe gleich die materi an odder die gestalt.
Darumb welchen holtz, stein, silber oder goldt und andere materi,
daruß man bilder zu machen pfleget, oder die formen und gestalten an
den menschen selb, da sie doch leben, nit für sich bewegt und an Gott
ermanet, den wirt freilich auch mit keinem nutz bewegen oder ermanen,
10 so der mensch nach seinr äffischen91 und lugenhaften art gmacht hat das
holtz, stein und dergleichen nit mehr als holtz und steyn, sonder als men-
schen und thier sehen. Dann ein jedes ding, an ein anders so vil krefftiger
gedencken macht, sovil es mer von demselbigen anzeygt. Nun zeygt je
der baum, der stein und alles anders vil mer Gottes krafft und gütte an,
15 in seinem eygenen wesen und gestalt, dann so erst die menschenhandt
ire meysterschafft daran bewisen hat und gmacht, das holtz und stein
nit mehr ir eygen form und gstalt, sonder eins menschen angesicht
haben, und also mehr des meysters kunst, dann Gottes werck dran
geachtet würt. Also scheinet je vil mer gots und Christi werck, durch
20 den alles gemacht ist und erhalten würt, auß eines lebendigen menschen
angesicht dann aus einr hültznen und steyneren larven, einem menschen
nachgemacht. Derhalben ists bei allen rechtverstendigen gewiß und
offenbar, das solich bilderwerck die gotteserkantnus warlich verduncklet
und macht, dieweil es der menschen hertzen von wercken gottes uff die
25 menschen werck füret, das man nur gots vergisset, wie fast92 es joch
fürgewendet93 würdt, alsob es solte | an Got manen. Aber dieweil diß
Teuffels list ist, hat es auch sein betrug und falschen schein müssen
haben, das ist die fliegend andacht, deren etwan bei solichen bilderen
dazu entpfunden würt, das man wehne, man sei einmal gar andächtig
30 gewesen und achte dann alle Gots werck und gebot desto ringer94 Vil
mehr vätter sprüch möchte man einziehen, dise werden aber den recht-
verstendigen genug sin, den andren würde nit helffen, ob man glich vil
einfurt.
Der Christlichen Keyser und Concilien satzung wider die bilder haben
35 sich erst begeben, do schon durch hinlessigkeit95 der Bischöff und für-
witze96, vergebne97 andacht der Leyen bilder in die Kirchen kommen
91. Törichte (nachäffende) ... Art.
92. Sehr.
93. Als Vorwand benutzen.
94. Wertlos, gering.
95. Nachlässigkeit.
96. Vorwitzig, neugierig-unbedacht.
97. Umsonst, ohne Grund, sinnlos.

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