ULMER KIRCHENORDNUNG
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Bilder und Feiertage wortwörtlich an die betr. Aussagen in Bucers
Schrift »Grund und Ursach« angelehnt hat62.
Johann Oekolampad hat demgegenüber mit der von ihm maßgeblich
entworfenen Basler Kirchenordnung vom 1. April 1529 seinen Einfluß
auf die Ulmer Ordnung ausgeübt, insbesondere als Vorbild in der Frage
der Ordnung eines innergemeindlichen Bannes63. Ambrosius Blarer hat
mit den auf ihn zurückgehenden »Memminger Artikeln« - einem großen
Gutachten zur Frage der Kirchenordnung, das für den Tag zu Memmin-
gen im Februar 1531 verfaßt worden war64 - seinen Einfluß auf die
Ulmer Entwürfe ausgeübt; wobei Blarers eigentliche Mitarbeit bei der
Ulmer Kirchenordnung selbst vor allem in der Arbeit an dem »Handt-
büchlein« bestanden hat, das am 27. September 1531 herausgegeben
wurde und die neue evangelische Agende der Stadt Ulm darstellte65.
V.
Noch während des Fortgangs der Beratungen des Ulmer Rates mit
Blarer, Bucer, Oekolampad und Sam über die Pläne zur Kirchenordnung
wurden bedeutsame praktische Entscheidungen auf dem Wege zum
endgültigen Ziele getroffen: Am 16. Juni 1531 wurde der katholische
Meßgottesdienst offiziell vom Ulmer Rat abgeschafft66. Am 18. und
19. Juni 1531 wurde die Taufhandlung und die Eheordnung neu ge-
regelt67. Zur gleichen Zeit wurde die Entfernung der alten Altäre, der
Bilder und »Götzen« aus den Ulmer Kirchen allgemein durchgeführt68.
62. Vgl. die Darlegungen bei J.Endriß: Das Ulmer Reformationsjahr 1531, a.a.O.
S. 97ff., bes. S. 100.
63. Vgl. ebd., bes.S. 88ff.
64. Die »Memminger Artikel« finden sich abgedruckt bei T. L. U. Jäger: Juristisches
Magazin für die deutschen Reichsstädte, Bd. 2, Ulm 1791, S.436-488. Zur maßgeb-
lichen Verfasserschaft Ambrosius Blarers an diesen Artikeln vgl. F.Hauß: Zucht-
ordnung der Stadt Konstanz 1531, Veröffentlichungen d.Vereins f.Kirchengeschichte
i.d.evangelischen Landeskirche Badens, Bd.5, Karlsruhe 1931, bes.S.26f. Vgl. auch
B.Moeller: Reichsstadt und Reformation, a.a.O. S.133.
Zum Memminger Tag insgesamt ist hinzuweisen auf die Darstellung bei W.Köhler:
Zürcher Ehegericht und Genfer Konsistorium, 2 Bde., Leipzig 1932 und 1942, bes.
Bd. 2, S. 14-41. Vgl. auch die Hinweise in der Abhandlung E.-W.Kohls: Ein Abschnitt
aus Martin Bucers Entwurf für die Ulmer Kirchenordnung vom Jahr 1531, a.a.O.,
bes.S. 183 und 193f., und ebenfalls bei J.Endriß: Das Ulmer Reformationsjahr 1531,
a.a.O. S.92ff.
65. Vgl. dazu unten die Bemerkungen im Abschnitt VIc dieser Einleitung.
66. Vgl. J.Endriß: Das Ulmer Reformationsjahr 1531, a.a.O. S.62f., und C.Th.
Keim: Die Reformation der Reichsstadt Ulm, a.a.O. S. 241 ff.
67. Vgl. ebd.
68. Daß es sich um keinen »Bilder-Sturm« gehandelt hat, sondern um ein geregeltes
Entfernen der »Bilder«, deren Wert vom neuen evangelischen Verständnis her gegen-
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Bilder und Feiertage wortwörtlich an die betr. Aussagen in Bucers
Schrift »Grund und Ursach« angelehnt hat62.
Johann Oekolampad hat demgegenüber mit der von ihm maßgeblich
entworfenen Basler Kirchenordnung vom 1. April 1529 seinen Einfluß
auf die Ulmer Ordnung ausgeübt, insbesondere als Vorbild in der Frage
der Ordnung eines innergemeindlichen Bannes63. Ambrosius Blarer hat
mit den auf ihn zurückgehenden »Memminger Artikeln« - einem großen
Gutachten zur Frage der Kirchenordnung, das für den Tag zu Memmin-
gen im Februar 1531 verfaßt worden war64 - seinen Einfluß auf die
Ulmer Entwürfe ausgeübt; wobei Blarers eigentliche Mitarbeit bei der
Ulmer Kirchenordnung selbst vor allem in der Arbeit an dem »Handt-
büchlein« bestanden hat, das am 27. September 1531 herausgegeben
wurde und die neue evangelische Agende der Stadt Ulm darstellte65.
V.
Noch während des Fortgangs der Beratungen des Ulmer Rates mit
Blarer, Bucer, Oekolampad und Sam über die Pläne zur Kirchenordnung
wurden bedeutsame praktische Entscheidungen auf dem Wege zum
endgültigen Ziele getroffen: Am 16. Juni 1531 wurde der katholische
Meßgottesdienst offiziell vom Ulmer Rat abgeschafft66. Am 18. und
19. Juni 1531 wurde die Taufhandlung und die Eheordnung neu ge-
regelt67. Zur gleichen Zeit wurde die Entfernung der alten Altäre, der
Bilder und »Götzen« aus den Ulmer Kirchen allgemein durchgeführt68.
62. Vgl. die Darlegungen bei J.Endriß: Das Ulmer Reformationsjahr 1531, a.a.O.
S. 97ff., bes. S. 100.
63. Vgl. ebd., bes.S. 88ff.
64. Die »Memminger Artikel« finden sich abgedruckt bei T. L. U. Jäger: Juristisches
Magazin für die deutschen Reichsstädte, Bd. 2, Ulm 1791, S.436-488. Zur maßgeb-
lichen Verfasserschaft Ambrosius Blarers an diesen Artikeln vgl. F.Hauß: Zucht-
ordnung der Stadt Konstanz 1531, Veröffentlichungen d.Vereins f.Kirchengeschichte
i.d.evangelischen Landeskirche Badens, Bd.5, Karlsruhe 1931, bes.S.26f. Vgl. auch
B.Moeller: Reichsstadt und Reformation, a.a.O. S.133.
Zum Memminger Tag insgesamt ist hinzuweisen auf die Darstellung bei W.Köhler:
Zürcher Ehegericht und Genfer Konsistorium, 2 Bde., Leipzig 1932 und 1942, bes.
Bd. 2, S. 14-41. Vgl. auch die Hinweise in der Abhandlung E.-W.Kohls: Ein Abschnitt
aus Martin Bucers Entwurf für die Ulmer Kirchenordnung vom Jahr 1531, a.a.O.,
bes.S. 183 und 193f., und ebenfalls bei J.Endriß: Das Ulmer Reformationsjahr 1531,
a.a.O. S.92ff.
65. Vgl. dazu unten die Bemerkungen im Abschnitt VIc dieser Einleitung.
66. Vgl. J.Endriß: Das Ulmer Reformationsjahr 1531, a.a.O. S.62f., und C.Th.
Keim: Die Reformation der Reichsstadt Ulm, a.a.O. S. 241 ff.
67. Vgl. ebd.
68. Daß es sich um keinen »Bilder-Sturm« gehandelt hat, sondern um ein geregeltes
Entfernen der »Bilder«, deren Wert vom neuen evangelischen Verständnis her gegen-