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ZUR AUSWÄRTIGEN WIRKSAMKEIT 1528 —1533
Eben also geschickt ziehen die Ingolstetter an die wyssagung von den
140a geferlichen zeiten, Inn denen betrieger | komen werden94 dan wer be-
treugt, dann der Menschen tandt fur gots wort dargibt, als yezt lange
Zeit von den hohen schulen bescheen ist?
Das sy aber schreiben, Hieronymus habe den gottlosen kezer vigilan-
tium vberwunden, veriagt vnd vertryben95 sagen wir96, das vns dießes
kein geschrifft anzeigt. Wol hat Hieronymus heftig wider ine geschriben,
doch keyn sonder kezerey von Im gemeldet, glauben auch nit, das er ine
veriagt vnd vertryben habe, so Hieronymus zu Bethlehem vnnd Vigilan-
cius In Franckreich war, dann das dießer Vigilantius wider das aber-
gloubig Ehren der heiligen gepein vnd Ir anrueffen, das dozumal creftig
inreyß97, geschriben hat, ist kein kezerey, man hat sythar wol gesehen,
wo zu es gerathen ist.
Doch dem sy, wie Im wolle, Im selber, Hieronymo, Augustino vnd
allen alten Leereren wollen wir volgen In dem, das sy vns leeren, nye-
mans leer vnd Rede anzunemen, er sey wie heilig oder gelert er wolle,
darum das erssagt, sonder allein, so ferr sy mit gotlicher schrifft bewert
wurt. Hieronymus macht wol wider den Vigilantium das Argument98,
die heiligen haben hie fur vns gepetten, dorumb thun sy es dort vilmehr,
das doch nit volgt, wie doben95 anzeigt ist. Dann betten ist dießer zeit,
do mangel vnd fel erfunden würt; vnd ob sy schon fur vns betteten, so
weren sy doch nit anzuruefen, dann wer gloubt, das vns Christus alles
erworben hat, der wurt keins anderen fursprechen oder furbitters ge-
140b dengken. Hieronymus meldet auch | in der selben schrifft wider Vigilan-
tium100, das man zu syner zeit nur vff den Sontag Christo hat opfer thon,
das vnser widerparth Meß nennt, aber vnpillich. Item des tags kerzen
brennen gibt er eim vnuerstendigen opfer zu, welche zwey stugk freylich
die Ingelstetter nit annemen, ob sy wol sunst vf den Hieronymum hie
94. Universitätsgutachten Ingolstadt: »Dann zu besorgen ist, das vorhannden sey
die zeit, von welhen Judas ain bruder Jacobs sagt, das in den lesten zeiten vnnd tagen
werden khomen betrieger vnnd verspotter, lebende nach iren begierden in onglaubi-
gen vngiettigkhaitten, das seyen die, wellche sich selbs absonndern, vihisch, den gaist
nit habenndt.«
95. Universitätsgutachten Ingolstadt: »So verdammen wir ... alle kezeryen vnnd
furnemlich dess gottloßen kezers vigilancius, wölher vor vil zeiten von dem berompten
lerer Cristenlicher khirchen, dem hailigen Jheronimo vberwunden, veriagt vnnd
vertriben ...«
96. Zum Streit zwischen Hieronymus und Vigilantius vgl. Jülicher: Artikel Vigi-
lantius, RE 20, S.628-632, Bardenhewer: Geschichte der altkirchlichen Literatur III,
1962, S. 634f. und LThK 10, Sp. 787.
97. Einriß.
98. Vgl. Hieronymus, Contra Vigilantium 6 (MSL 23, Sp.359/360).
99. Vgl. S.523.
100. Vgl. Hieronymus, Contra Vigilantium 9 (MSL 23, Sp. 362/63).
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Eben also geschickt ziehen die Ingolstetter an die wyssagung von den
140a geferlichen zeiten, Inn denen betrieger | komen werden94 dan wer be-
treugt, dann der Menschen tandt fur gots wort dargibt, als yezt lange
Zeit von den hohen schulen bescheen ist?
Das sy aber schreiben, Hieronymus habe den gottlosen kezer vigilan-
tium vberwunden, veriagt vnd vertryben95 sagen wir96, das vns dießes
kein geschrifft anzeigt. Wol hat Hieronymus heftig wider ine geschriben,
doch keyn sonder kezerey von Im gemeldet, glauben auch nit, das er ine
veriagt vnd vertryben habe, so Hieronymus zu Bethlehem vnnd Vigilan-
cius In Franckreich war, dann das dießer Vigilantius wider das aber-
gloubig Ehren der heiligen gepein vnd Ir anrueffen, das dozumal creftig
inreyß97, geschriben hat, ist kein kezerey, man hat sythar wol gesehen,
wo zu es gerathen ist.
Doch dem sy, wie Im wolle, Im selber, Hieronymo, Augustino vnd
allen alten Leereren wollen wir volgen In dem, das sy vns leeren, nye-
mans leer vnd Rede anzunemen, er sey wie heilig oder gelert er wolle,
darum das erssagt, sonder allein, so ferr sy mit gotlicher schrifft bewert
wurt. Hieronymus macht wol wider den Vigilantium das Argument98,
die heiligen haben hie fur vns gepetten, dorumb thun sy es dort vilmehr,
das doch nit volgt, wie doben95 anzeigt ist. Dann betten ist dießer zeit,
do mangel vnd fel erfunden würt; vnd ob sy schon fur vns betteten, so
weren sy doch nit anzuruefen, dann wer gloubt, das vns Christus alles
erworben hat, der wurt keins anderen fursprechen oder furbitters ge-
140b dengken. Hieronymus meldet auch | in der selben schrifft wider Vigilan-
tium100, das man zu syner zeit nur vff den Sontag Christo hat opfer thon,
das vnser widerparth Meß nennt, aber vnpillich. Item des tags kerzen
brennen gibt er eim vnuerstendigen opfer zu, welche zwey stugk freylich
die Ingelstetter nit annemen, ob sy wol sunst vf den Hieronymum hie
94. Universitätsgutachten Ingolstadt: »Dann zu besorgen ist, das vorhannden sey
die zeit, von welhen Judas ain bruder Jacobs sagt, das in den lesten zeiten vnnd tagen
werden khomen betrieger vnnd verspotter, lebende nach iren begierden in onglaubi-
gen vngiettigkhaitten, das seyen die, wellche sich selbs absonndern, vihisch, den gaist
nit habenndt.«
95. Universitätsgutachten Ingolstadt: »So verdammen wir ... alle kezeryen vnnd
furnemlich dess gottloßen kezers vigilancius, wölher vor vil zeiten von dem berompten
lerer Cristenlicher khirchen, dem hailigen Jheronimo vberwunden, veriagt vnnd
vertriben ...«
96. Zum Streit zwischen Hieronymus und Vigilantius vgl. Jülicher: Artikel Vigi-
lantius, RE 20, S.628-632, Bardenhewer: Geschichte der altkirchlichen Literatur III,
1962, S. 634f. und LThK 10, Sp. 787.
97. Einriß.
98. Vgl. Hieronymus, Contra Vigilantium 6 (MSL 23, Sp.359/360).
99. Vgl. S.523.
100. Vgl. Hieronymus, Contra Vigilantium 9 (MSL 23, Sp. 362/63).
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