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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Stupperich, Robert [Bearb.]; Kroon, Marijn de [Bearb.]; Rudolph, Hartmut [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 6,1): Wittenberger Konkordie (1536) — Gütersloh, 1988

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https://doi.org/10.11588/diglit.29831#0386
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3 8z

RETRACTATIONES DEUTSCH (1537)

damit auch das newe ewige testament, das ist der newe vnd ewige gnadenbundt, die
verzeihung der sunden vnd gemeinschafft aller himlischen guter warlich gegeben vnd
empfangen werde; Vnd nach dem hie der leib vnd das blut christi, das.ist, er, christus,
vnser herre, gantz vnd selb, warlich gegeben vnd empfangen wurt, mussen wir ia das
auch glauben vnd bekennen, das er vns hie zugegen ist vnd nit abwesendt 395 . Dann so 5
wir in 3% hie warlich empfahen vnd haben, also das er ietz in vns ist 397 , so kan er vns ie
nit abwesend sein, sonder muß vns gegenwertig sein.
Vnd weil diß sacrament auß der einsatzung Christi, der nimmer faelen kan, solichs
alles in sich hat vnd ist, so ist vnd bleibt es auch diß alles allen den ienigen, die es nit
| 246 a | verkeren vnd verwerffen, sonder nach des herren wort vnd einsatzung haben 10
vnd geprauchen, ob sie es gleich nit wurdigklich haben vnd geprauchen vnd sich da
durch schuldig machen an dem leib vnd blut des herren 398 , Wie auch das gottes wort
gottes wort ist vnd bleibt, ob es gleich vnwurdigklich gehoret vnd angenommen wurt
vnd sich die leut dadurch an allen den guteren gotes schuldig machen, die inen durchs
wort furgetragen vnd angepotten werden 399 . Doch befindet 400 niemant der seligen 15
niessung vnd war lebendmachenden gemeinschafft christi in disem Sacrament, dann
der das selbige in warem lebendigem glauben empfahet 401 .
Ist vnd bleibt also die ewige gotliche warheit, das in disem sacrament res sacra-
menti 402 , das ist, das ienige, das hie mit brot vnd wein vbergeben vnd empfangen wurt,
ist die ware gemeinschafft des leibs vnd bluts christi sampt dem newen vnd ewigen 20
testament vnd bundt gotlicher gnaden, das ist verzeihung der sunden, Vnd nit allein
die gedachtnuß vnd das lob christi, noch auch bekantnuß vnsers glaubes vnd verbin-
dung 403 , sonder die gantz erlosung christi. Ist vnd bleibt auch war vnd gewiß, dasiman
von disem h. sacrament als dan schrifftlich vnd christlich redet vnd es recht vnd besser-
lich dargibet, wan man sagt, das vns im h. abentmal mit den sichtbaren dingen brot vnd 25
wein der ware leib vnd das ware blut sampt der verzeihung der sunden vnd gemein-

q) gestr.: wan.
395. Aus dieser umständlichen Formulierung B.s tritt erneut hervor, daß die realis praesentia
für den Straßburger eine letzte Schlußfolgerung aus dem Geschehen beim Abendmahl ist. Diese
Betonung der Realpräsenz dürfte im Hinblick auf Zwingli gemeint sein. Vgl. oben S. 323,
Anm. 95.
396. Ihn.
397. Vgl. Gal 2,20.
398. Vgl. 1 Kor 11,27.
399. Vgl. zu diesem Vergleich die Wittenberger Verhandlungen; in Myconius’ Bericht bei
Wigand, a.a.O., S. 354b. In diesem Abschnitt umgeht B. erneut die Diskussion über die manduca-
tio impiorum.
400. Erfahrt.
401. Nach Thomas von Aquin sind die Sakramente eine fidei protestatio; Summa Theologiae 3,
q.72, a.5, ad 2. Das Leiden Christi ist wirksam »in illis quibus applicatur per fidem et caritatem, et
per fidei sacramenta« (ebd. q.49, a.3, ad 1).
402. Mit der Formulierung »sacramentum est sacrae rei signum« faßte zuerst die Frühschola-
stik (Hugo v. St. Viktor, Petrus Lombardus) Augustins Sakramentsauffassung zusammen; vgl.
RE 17, S. 360.
403. Hier im Sinne einer Verbindung, die zur Gemeinschaft (koinonia) führt. Vgl. Grimm 12,1,
Sp. 123.
 
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