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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 6,2): Zum Ius reformationis: Obrigkeitsschriften aus dem Jahre 1535 ... — Gütersloh, 1984

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https://doi.org/10.11588/diglit.29832#0053
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DIALOGI

49

| [A 2b] i Vorrede.
Den Fürsichtigen,
Ersamen, Weysen, frummen Christlichen Oberen und gemain der Statt und Kirchen zü
Augspurg.
5 GNad und Barmhertzigkait von Gott, unserem vatter, und unserem Herren Jesu
Christo, und was ich in seinem Namen euch ymmer liebs und diensts beweysen künde.
Wann der Allmachtig, gütig Gott, unser hymelischer vatter, Fürsichtige, Ersame,
Weyse Herren und lieben brüder, ye hat ainem volck seine gnad und barmhertzigkait
follig mitthailen wollen, hat er inen solche Oberen gegeben und dieselbigen mit dem
xo recht Fürstlichen gayst 1 also reylich 3 begabet, das sy vor allem die ware Religion,
gesunde lere und Gotgefellige Kirchenübungen bey den iren angerichtet und darob
mit hochstem ernst gehalten und sich iren underthonen damit ware Gotter und hay-
land 2 , als die inen zur zeytlicher und ewiger wolfart verholffen, bewysen haben. Dann
denen, die den Herren fürchten, mag nichts güts ab- und nichts arges zügohn, wie uns
15 das die lieben hailigen in den Psalmen ymmer fürsingen.
Diß haben wir zu sehen warlich nit allein in den Historien, sonder auch in der
erfarnuß, wa wir allain die grossen wunderwerck Gottes, die er zü unseren zeytten
würcket, wolten recht vernemen. Aber man sehe an Mose, Jehosua, Samuel, David,
Salomon, den grossen Constantinum, Theodosium und alle Richter und Künig, die der
20 Gottsäligkait berhümet seind 3 . Dann wie disen die Religion, der ware Gottesdienst, in
irer regierung zum hochsten angelegen gewesen ist, also ist J A 3 a | das volck bey irer
regierung mitt allem segen Gottes, glück und hayl und gantzer säligkait reylich bega-
bet worden, und was widerwertigs bey iren zeytten zü abschaffung der bosen oder
züchtigung der liederlichen von inen selb, den Gotsäligen Oberen, fürgenommen oder
2; durch die feynd, von Gott erwecket, eingefallen ist, das hat alles zü mercklichem
fürgang alles güts und hayis bey dem volck Gottes scheynbarlich dienen müssen. Das
gegenthail ist uns fürgestellet in allen Fürsten und Herren, bey denen die Religion
verachtet worden ist. Diß ist die ordnung und regierung Gottes, wenn die frummen
groß und mächtig, das ist, zü Herren und oberen werden, das alsdann das volck von
30 wegen alles glücks, das Got inen damit züschickt, in frewden lebe. Wenn aber der
Gottloß herschet, daß das volck von wegen alles unglücks, mit dem Gott alsdann
seinen zorn beweyset, ymmer erseüftzet, Proverb[ia] 29 [2].
Nun, lieben Herren und brüder, der barmhertzig Gott, unser gütiger vatter, hat
auch bey euch, im sey ewigs lobe, dise seine so theüre und sälige gnad scheynen und
3; wirdt sy auch, ais ich dann gentzlich hoff, täglich noch gewaltiger herfürbrechen
lassen, das sich die, die bey euch die hyrten und vätter im ampt der regierung sein
sollen 4 , auch bewysen haben und werden, ob Gott will, sich von tag zü tag noch
a) reylich.
1. Vgl. Ps 50,12 der Vulgata (= Ps 51,12 der Lutherbibel); s. oben »Vom Ampt der oberkait«,
S. 28, Anm. 11.
2. Vgl. 1 Kor 8,5 und Ps 82,6.
3. s. oben, »Vom Ampt der oberkait«, S. 28, Anm. 16.
4. Vgl. oben, »Vom Ampt der oberkait«, S. 29, Anm. 21.
 
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