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OBRIGKEITSSCHRIFTEN
ernstlicher beweysen als die gern versehen und sich dahin fleyssig bearbayten wolten,
das sovil des ymmer unser hailiger vatter geben geruchte5, unser Herr Jesus bey euch
allain und gentzlich Herre und Künig ware, Das sein hailigs, aynigs Evangelion ains
hertzens, ains munds und ains verstandts geprediget, auch von yederman ains glaubens
angenommen, ainer bekandtnuß verjehen6 und ains lebens bezeüget und die außspen- 5
dung der gehaimnussen Gottes in hailigen Sacramenten, alle Kirchenubungen sampt
der gantzen haußhaltung Christlicher gemain ains haltens und ains brauchs, alles allain
nach dem gewissen und getrewen wort und befelch sein, unsers Herren Jesu verrichtet,
geubet, angelegt und fruchtbar wurde | [A 3 b] | und also ir alle taglich mehr wuchsen
und zünemen in aller Gotsaligkait, und waren ain statt und reych Gottes zum preiß des 10
namens unsers Herren Jesu und aufbawung aller, die euch der Herr zü nächsten
gemacht hatt.
Weyls aber dem Herren noch wie allweg also gefellet, das bey uns alles güts durchs
widerwertig bewäret und in seyn ansehen bracht werde, befinden ir an disem hailigen
werck Gottes und säligstem baw des reichs Christi, unsers Herren, nicht geringe i5
hindernuß und verletzung Und dieselbige auch von allerlay leüten.7 Zum ersten legen
sich die zum ernstlichsten in weg, die under dem namen der geweyheten gaystlichhait
wollen irer (wiewol gantz offenlicher und gantz unleügbarer) mißbreüchen ungestraf-
fet sein. Neben disem laufen auch die getrunglich8 ein, die mit dem newen, aber gantz
gefärlichen irrthumb behafftet seind, als solte sich die Oberkait, die das schwerdt 20
tregt9, der Religion mit irem ampt nicht weyters annemen, dann das der eüsserlich
friden gehalten werde, was joch10 yeder glaube oder auch eüsserlich für ain Gotsdienst
übe. Demnach irren auch die eben vil, die sich layder noch nitt künden Christo, unse-
rem Herren, gantz ergeben, fürchten sich bey im, darumb das die welt vil trowet11. Und
damit sy desto mehr verhinderen, wenden sy nit den gebrechen für, mit dem sy verhaf- 25
tet seind, nämlich des unglaubens, sonder die gehorsame, so wir Kaiserlicher Majestat
und allen oberen zum getrewlichsten zü laysten alle schuldig seind.
Über dise alle thünd auch sehr wehe die freye Christen, die alle zucht und ordenlich
wesen in Kirchen- und anderen übungen diß lebens fliehen und es ain newes Bapstumb
haissen12. Mainen Christliche freyhait sein, das yeder rede und thüe, was und wie es im 30
geliebe, unangesehen, was anderen gefalle oder besserlich seye. Nit weniger schaden
dem baw Christi, unsers Herren, auch die, so nun layder der Religion halb erkaltet
seind, fragen nach dem wort, gebett, hailigen Sacramenten und alien übungen des
glaubens nichts oder gar wenig. | A 4a | Ich geschweig hie der Epicurer13 und Sadu-
5. Beliebte. Vgl. Göt^e, S. 103.
6. Bekannt, verkündigt.
7. Was der oberkait in christlicher reformation für hindernussen begegnen [Marg.].
8. Trügerisch.
9. Vgl. Ro 13,4.
10. Auch immer.
11. Droht, dräut.
12. s. Einleitung, S. 43, Anm. 12.
13. s. Einleitung, S. 43, Anm. 13.
OBRIGKEITSSCHRIFTEN
ernstlicher beweysen als die gern versehen und sich dahin fleyssig bearbayten wolten,
das sovil des ymmer unser hailiger vatter geben geruchte5, unser Herr Jesus bey euch
allain und gentzlich Herre und Künig ware, Das sein hailigs, aynigs Evangelion ains
hertzens, ains munds und ains verstandts geprediget, auch von yederman ains glaubens
angenommen, ainer bekandtnuß verjehen6 und ains lebens bezeüget und die außspen- 5
dung der gehaimnussen Gottes in hailigen Sacramenten, alle Kirchenubungen sampt
der gantzen haußhaltung Christlicher gemain ains haltens und ains brauchs, alles allain
nach dem gewissen und getrewen wort und befelch sein, unsers Herren Jesu verrichtet,
geubet, angelegt und fruchtbar wurde | [A 3 b] | und also ir alle taglich mehr wuchsen
und zünemen in aller Gotsaligkait, und waren ain statt und reych Gottes zum preiß des 10
namens unsers Herren Jesu und aufbawung aller, die euch der Herr zü nächsten
gemacht hatt.
Weyls aber dem Herren noch wie allweg also gefellet, das bey uns alles güts durchs
widerwertig bewäret und in seyn ansehen bracht werde, befinden ir an disem hailigen
werck Gottes und säligstem baw des reichs Christi, unsers Herren, nicht geringe i5
hindernuß und verletzung Und dieselbige auch von allerlay leüten.7 Zum ersten legen
sich die zum ernstlichsten in weg, die under dem namen der geweyheten gaystlichhait
wollen irer (wiewol gantz offenlicher und gantz unleügbarer) mißbreüchen ungestraf-
fet sein. Neben disem laufen auch die getrunglich8 ein, die mit dem newen, aber gantz
gefärlichen irrthumb behafftet seind, als solte sich die Oberkait, die das schwerdt 20
tregt9, der Religion mit irem ampt nicht weyters annemen, dann das der eüsserlich
friden gehalten werde, was joch10 yeder glaube oder auch eüsserlich für ain Gotsdienst
übe. Demnach irren auch die eben vil, die sich layder noch nitt künden Christo, unse-
rem Herren, gantz ergeben, fürchten sich bey im, darumb das die welt vil trowet11. Und
damit sy desto mehr verhinderen, wenden sy nit den gebrechen für, mit dem sy verhaf- 25
tet seind, nämlich des unglaubens, sonder die gehorsame, so wir Kaiserlicher Majestat
und allen oberen zum getrewlichsten zü laysten alle schuldig seind.
Über dise alle thünd auch sehr wehe die freye Christen, die alle zucht und ordenlich
wesen in Kirchen- und anderen übungen diß lebens fliehen und es ain newes Bapstumb
haissen12. Mainen Christliche freyhait sein, das yeder rede und thüe, was und wie es im 30
geliebe, unangesehen, was anderen gefalle oder besserlich seye. Nit weniger schaden
dem baw Christi, unsers Herren, auch die, so nun layder der Religion halb erkaltet
seind, fragen nach dem wort, gebett, hailigen Sacramenten und alien übungen des
glaubens nichts oder gar wenig. | A 4a | Ich geschweig hie der Epicurer13 und Sadu-
5. Beliebte. Vgl. Göt^e, S. 103.
6. Bekannt, verkündigt.
7. Was der oberkait in christlicher reformation für hindernussen begegnen [Marg.].
8. Trügerisch.
9. Vgl. Ro 13,4.
10. Auch immer.
11. Droht, dräut.
12. s. Einleitung, S. 43, Anm. 12.
13. s. Einleitung, S. 43, Anm. 13.