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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 6,2): Zum Ius reformationis: Obrigkeitsschriften aus dem Jahre 1535 ... — Gütersloh, 1984

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https://doi.org/10.11588/diglit.29832#0057
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DIALOGI

53

wol wille, das er im gebe Oberen, die nach im eyferen und sein reich bey iren undertho-
nen vor allem zu fürderen sich zum hochsten befleissen.
Derhalben die Christen in irem gebett für die Oberkait mitt | [A 5 b] | allem eyfer
anhalten sollen, das inen der Allmachtig Gott, der sy in disen gewalt gesetzet und zü
5 hyrten seines volcks verordnet hatt, ainmal recht zü erkennen gebe, das inen alle seelen
gehorsamen sollen und sy für yederman rechenschafft geben müssen, damitt sy ainmal
mit ernst anheben, dem Herren darzü zu dienen, das alle falsche leere, verkerete Kir-
chenübungen und alle ergernuß des lebens dapfer abgeschaft, gesunde leere, ware
Christliche Kirchenübungen und alle zucht und hailigkait gepflantzet werden, und also
10 unser Herr Jesus allenthalb Künig und Herr seye.
23 Das ich dann hiezü auch meinen dienst getrewlich laystete, hab ich diese Dialogos,
gesprach, beschriben und in denen auß dem wort Gottes bewaret, hoff bey allen recht
Gotsforchtigen gnügsam, das erstlich nur ain rechte und oberste oberkait ist, namlich,
die das schwerdt tregt, deren alle Bischoff und gaistliche gehorsamen und mitt leib und
15 güt underworffen sein sollen 24 . Diß hab ich gehandlet im sechsten gesprach. Zum
anderen, das die oberkait sich der Religion zum fordersten anzunemen, falsche leere
und verkerete Cerimonien ab- und war leere und rechte Cerimonien anzustellen
schuldig sey. Diß ist dargeben im sibenden gespräch. Zum dritten hab ich auch wollen
anzaigen, wieweyt die Oberkait in solchem faren und handlen solle, welchs ist im
20 achten gespräch. Zum vierdten, was hierin den underen Oberen, die gehorsame gegen
den Oberen oberen unverletzet 25 von Gottes wegen gebüren wolle, das dann im letsten
gespräch begriffen ist 26 . Als aber der Sathan zü disen zeyten under anderem unrath, den
er anrichtet, mitt wunderbaren griffen gemaine leer und predig, die hailigen Sacramen-
ten, gebett und andere Kirchenübungen bey vilen in so schwäre verachtung bracht
25 hatt, habe ich im anderen, dritten, vierdten und fünfften gesprächen von dem brauch
und nutz der hailigen versamlung und Kirchenübungen bericht thün wöllen. Und in
dem allem hab ich auch, sovil Gott geben, die einreden der widerwertigen, durch die
die ainfältigen jämer-| [A 6 a] jlich verfüret werden, auß grund götlichs worts aufge-
löset und widerlegt. Nachdem aber die hendel von vilen zü gar unbesserlichem, ja
30 schädlichem disputieren und zenck gezogen werden, hab ich im ersten gespräch wöllen
von Christlicher weyß zü disputieren handlen.
Der Herr gebe, das dise meine arbait die frucht bringe, auff die ich warlich gesehen
und auch allain gesücht habe, das wir nämlich alle, die den Herren von hertzen anrüf-
fen, ainmal zü warer ainigkeit der rechten ainigen Christlichen Religion kommen und
23. Was in disen Dialogis gehandelt iverde [Marg.].
24. Vgl. B.s Auslegung von Ro 13,1 — 7 im Römerbriefkommentar von 1536 (Bibl. Nr. 55),
S. 477—492. Paulus spricht an der Stelle über die weltliche Obrigkeit, der auch die Geistlichen zu
gehorchen haben. Aus diesem Grunde lehnt B. den Sonderstatus der Kleriker, ihre Immunität,
ab.
25. Eine latinisierende, in der kirchlichen Rechtssprache oft begegnende Formulierung
analog einem Ablativus Absolutus (illaesa debita superioribus obedientia).
26. Das Begriffspaar untere/obere Obrigkeit (potestas inferior/superior) ist bei B. in diesen
Jahren schon geläufig. Vgl. Epistola Apologetica (1530); BOL 1, S. m—117 und den Evange-
lienkommentar aus demselben Jahr; Bibl. Nr. 28, S. 157. In B.s Begründung des Widerstands-
rechtes sind diese Termini von zentraler Bedeutung.
 
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