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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 6,2): Zum Ius reformationis: Obrigkeitsschriften aus dem Jahre 1535 ... — Gütersloh, 1984

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https://doi.org/10.11588/diglit.29832#0080
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OBRIGKEITSSCHRIFTEN

besserung vor inen haben. Wenn er aber nit kennen mag, gegen dem müß er sich ye deß
besseren versehen.
158Aber, lieber Sinnprecht, es sey an predigern oder anderen was fähle es wolle, wa
man dennocht die hailigen Sacramenten und Kirchenordnung nach dem befelch
Christi haltet, da werden allweg auch ware Christen sein. So wir dann mit denselbigen,
wie wenig ir seyen, auff den Herren trewlich sehen, seinem | [E 3 b] | wort glauben und
seine gaben als auß seiner hand empfahen und mit denselbigen unseren wenigen
glideren in Christo unser gebett, lob Gottes und almüsen verrichten, Straffen und
warnen doch auch, wen wir künden, und meiden auch alle unbüßfertigen, sovil unser
berüffung, so wir von Gott haben, erleyden mag. Ja, lieben brüder, wenn wir uns
dermaß halten, werden uns die hailigen Kirchenübungen wol zü aller erbawung der
gotsäligkait dienen, unangesehen, wie schwärlich und grob soliche durch die gotlosen
verunrainiget und geschendet werden und alle gemain Gottes verletzet.
159Sinnp: Es ist war. Wenn uns der Herr recht lieb wäre und wir uns seines worts und
seiner ordnung im waren glauben hielten, mochte es ja bey uns allen on grosse besse-
rung nit abgehn, wievil joch160 der bosen leüt bey und umb uns wären. Den kindren
Gottes, die wenig der seyen und wie under vilen bosen sy vermischet, ja von wievilen
bosen sy beherrschet und vergewaltiget seyen, so werden darumb dannocht die werck
und gaben Gotes, die Got demselbigen seinem klainen heuflin zugüt geordnet hatt,
nymmermehr also verhonet oder verunrainiget werden, das sy darumb inen, den
kindren Gottes, nit mehr zü gebrauchen und hailsam wären. Ist auch uns in solchen
sachen ymmer allain dahin zu sehen, das uns nur die wort und Sacrament deß Herren an
inen selb recht mitgetailet und da seine ordnung gehalten werde. Noch161 thäte es aber
auch gar wol und dienete fürnämlich zü warer besserung der ainfaltigen, das die diener
der Kirchen und vorgenger und alle, die sich zü solchen hailigen händlen vor anderen
embsig beweysen, sich auch etwas eyfriger und recht gaistlicher in allem leben und
yeder nach seinem berüff erzaigeten.
Frid: Ist war, mein Sinnprecht, wir sollen auch Gott getrewlich und on unterlaß
bitten, das er uns alle zü seinem wort und in seinem dienst hitziger mache. Doch sollen
wir auch niemans unzeytig urtaylen. Man fmdet heüt, Got sey lob, auch diener und
andre Christen, denen warlich ernst ist und die der gayst Christi gewaltig treybet, die
uns vor zeyten gar theür gewesen wären. Yetz aber bringet der Sathan sovil zuwegen
und das j [E^a] | von wegen unserer undanckbarkait, das wir der grossen gaben
Gottes, mit denen uns Got diser zeyt überschüttet, wenig achten. Man hat in mancher
statt eben ain güte zal Prediger und anderer Christlicher verstendiger leüt; hette man
hievor sovil in ainem gantzen land gehept, man hette sich sälig gedaucht162 und wol
ander aufsehen auf sy gehabt. Das rede ich warlich umb kainer personen willen, sonder
allain zügüt der warhait und das wir unsere undanckbarkait erkenneten und bessereten.
158. Wie ferr den frummen der unfrummen gmainschafft in hailgen cerimonien nit schade. [Marg.].
159. Summa vom rechten hrauch der hailigen Cerimonien. [Marg.].
160. Auch immer.
161. Dennoch.
162. Gedünkt, geschätzt. Man hätte sich selig geachtet, gepriesen. Vgl. Grimm 2, Sp. 831 ff.

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