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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 6,2): Zum Ius reformationis: Obrigkeitsschriften aus dem Jahre 1535 ... — Gütersloh, 1984

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https://doi.org/10.11588/diglit.29832#0087
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DIALOGI

83

Wolan, so wollen wir den Bäpsten und Bischoffen frey allen den gewalt gestehn, den
sy inen selb zumessen und ymmer verwalten mogen. Hart: Ey, thü im nit zuvil. Frid:
Sihe, mein Hartmüt, So der Bapst selb sagt, er habe allain gewalt, die schäf-
| [F 4a ] [ lin Christi zü wayden, das ist, in allem güten zü versehen und zü regieren,
; sy das zü leeren und inen solliche gebott und verbott zü geben, die inen nach dem
willen Gottes zü gütem kommen: Woltestu nun nit gern, das er solichen gewalt an dir
und menigklich, sovil er das ymmer vermochte, nur dapfer übete? Woltest im nit gern
in solchem gehorsamen? Es ist ye nichts säligers dann thün, das recht und Christo
gefellig ist.
10 Hart: Der Bapst übet aber seinen gewalt nit dermassen. Frid: Nun, wenn er dich
nichts leeret, dir nichts gebeütet noch verbeütet, so kanst du im auch nit volgen oder
gehorsamen. Hart: Ja, er gebeütet mir aber, ich solle mich seiner unchristlichen lere
und Kirchenübungen halten, seine mißbreüch nit antasten und denen, die sy straffen,
nit anhangen, Christliche bücher nit lesen und vil anders mehr, das ich mit Gott nit
1; thün kan. Frid: Ey, was du mit Gott nit thün kanst, das hat dir niemand zü gebieten,
darzü hatt auch niemand gewalt oder oberkait, das gesteht dir der Bapst selb und leret
dich auch allen obren demüttig widerstreben, wann sy dich wollen zum argem treyben,
2.q.7. Nos si. §. His ita201.
Hart: Wie aber, wenn er mir gebutte, das ich mit Got thün künde, ob er wol kain füg
20 hette, sollichs zü gebietten. Als so er wolte wider recht gelt von mir haben oder das ich
wider die unglaubigen streyten oder gen Rom solt ziehen oder dergleichen? Frid: Du
hast deine ordenliche obren, denen du diser ding halben underworffen bist; denselbi-
gen soltu in sollichem allem on mittel202 gehorchen. Die werden dann solchen unbilli-
chen Bäpstlichen gebotten gegen dir stattgeben oder nit. Geben sy denen kain statt und
25 lassen dich bey recht bieiben, so hat der Bapst schon in dem kain gewalt mehr über
dich, dann du on mittel deiner ordenlichen oberkait befolhen bist, die sollen dich auch
vor allem unbillichem gwalt bewaren. So sy dann dasselbig thüt, so thüts got und
wirstu dich des auch mit got gebrauchen mogen. Dann in dem hat yetz der Bapst im
werck und mit der that kain gewalt mer über dich. Geben aber deine ordenlichen obren
30 des Bapsts gebotten gegen dir stat, so seind yetz solche gebott auch deiner ordenlichen
oberkait gebott, die im werck und mit der that gewalt über dich | [F 4 b] | hat und
durch sy hat dann der Bapst in dem auch mit der that und im werck noch gewalt und
oberkait über dich; derohalb müstu alsdann recht nach der lere des Herren mit dem
zwü meyl gehn203, der dich nur zü ainer zwinget, Und nach des Herren exempel geben,
35 das du nit schuldig wärest, ehe du durch dein ungehorsame yeman ergeren woltest.
Hart: Wa er aber meine ordenliche obren absetzet, mich meins ayds, mit dem ich inen
verpflicht bin, ledig spräche, wie die Bäpst ettlichen frummen Kaiseren gethon haben?
Frid: Die gewält, die allenthalben seind, die seind von Got verordnet, also auch der,
den deine ordenliche oberkait tregt; darumb soltu demselbigen gehorsamen, was joch
40 der Bapst darzü sage. Dann Gottes ordnung solle mehr bey dir angesehen werden dann
des Bapsts Tyranney.
201. Decr. Grat., C. II qu. 7. c. 41. VI. Pars. § 8.
202. Unmittelbar. 203. Vgl. Mtj,4i.
 
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