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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 6,2): Zum Ius reformationis: Obrigkeitsschriften aus dem Jahre 1535 ... — Gütersloh, 1984

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https://doi.org/10.11588/diglit.29832#0109
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DIALOGI

I05

begeben hatt, so ist auch laider zuvil offenbar, was sich die yetzigen Bapst sperren346.
Seind aber die Künig und Kaiser und alle, die das schwerdt tragen, nit auch menschen
gleych sowol als die Bischoffe, fehlen und irren eben offt? Ja, wievil seind ir, die sich zu
recht Christlicher regierung ye recht ergeben haben? 347Frid: Es ist ja laider vil zuvil
5 mangels allenthalb, noch will Gott, das bey uns menschen alles entlich auff ainen
gewalt komme und auff den, der das schwerdt tregt; demselbigen, sagt sant Paulus,
sollen alle seelen gehorsamen348. Hart: Doch sollen die Propheten und leerer Gottes
bey solchen durch das wort Gottes alles zur besserung zurichten, nichts nachlassen.
Fnd: Nit allain Propheten und leerer, sonder alle, die daran ymmer etwas helffen
10 künden, wie dann der All- | K 3 a | mächtige geben hat, das fast allenthalb ordenliche
und gesetzte weg seind, die, so im obersten gewalt seind, zu besseren: Als349 bey den
Künigen und Fürsten durch verordnete stend irer Reich und Fürstenthumben, bey
anderen Regimenten andere. Und zwar wa nur rechte dapferkait und bestendiger eyfer
zur gerechtigkait mit warer gehorsame wäre und man allweg allain auf Got und den
15 gemainen nutz sehe, seind freylich wenig oberkaiten, bey den Christen nämlich, da nit
ordenliche gesetzte und geschworne mittel seyen, ain recht gotsälig Regiment zü
erhalten. Wann allain dieselbigen mittel die an die hand nemen wolten, die des schuldig
seind, Got wurde uns wol zü säligen und recht Christlichen Regimenten helffen. Wer
fraget aber dem recht nach? Wer ist, der doch nur in seinem hauß sein aigen haußliche
20 regierung recht Gottsälig anzustellen solchen fleyß fürwende, als wir alle schuldig
seind?
350Hart: Ich gedencke wol, das die gaistlichen also in alle regiment eingemischet
seind, seye erstlich daher kommen, das sy als die verständigeren und Gotsforchtigeren
und die deßhalb bey den Christen mehr ansehens haben solten, wa mißbreüch einreys-
2; sen und rechte regierung fallen wolte, desto baß allem unraht begegnen und gesunde
Christliche regierung erhalten mochten. Frid: In novellis con[stitutio] 86351 haben wir
durch den Kaiser versehen, wa die Kaiserlichen amptleüt und richter yemand nit
wolten fürderlich352 recht thün, das sy durch die Bischoff solten darzü gehalten wer-
den. Und wa yemand die gemainen richter argwenig waren, solten die Bischoff die
30 sachen sampt den Richteren horen und helffen, dieselbigen gütlich oder rechtlich
hinlegen353 und was sich darin fehls wolte zütragen, dasselbige dem Kaiser zü schrey-
ben.
Hart: Auß diesem wirts dann ferner dahin kommen sein, das die Kaiser den Bischof-
fen haben bevolhen, die Räth in Stetten und andere amptleüt setzen zu helffen, dieweil
35 niemand geachtet warde, der der gemainden wolfart zü fürderen baß wüste und mehr

346. Sich verweigern, blockieren.
347. Es müß entlich alles auf ainen gewalt kommen. [Marg.].
348. Vgl. Ro 13,1.
349. Wie (z. B.).
350. Wie die Gaistlichen in solichen gewalt kommen. [Marg.].
351. Corpus Iuris Civilis, Nov. LXXXVI. B. zitiert die Novellen Justinians nach der Überset-
zung von G. Haloander (Nürnberg 1531).
352. Wirkungsvoll.
353. Schlichten.
 
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