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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 6,2): Zum Ius reformationis: Obrigkeitsschriften aus dem Jahre 1535 ... — Gütersloh, 1984

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https://doi.org/10.11588/diglit.29832#0110
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OBRIGKEITSSCHRIFTEN

genayget wäre dann die Bischoff. Und dieweil die Ivaiser niemand dann die rechtgleu-
bigen und frummen in eerlichen ämpteren haben wolten, ists auch dahin kommen,
wenn | [K 3 b] | die Bischof yemand umb sein unchristlich leben verbannet haben, hat
ain solcher volgents 354 auch aller eerlichen ämptern verstossen werden mussen. Damit
ist an vilen orten mit der zeit das setzen und entsetzen der obren in stetten an die 5
Bischof gerathen. Und demnach die Kaiser von gemainen Zollen und gefällen in
stetten allweg etwas der Kirchen gegeben haben, zu erhalten der Kirchen dienst und
die armen, und die Bischoff dann über das Kirchengüt allweg den obresten gewalt
gehabt haben, seind hiemit auch etliche Zoll und gefäll 355 der stett den Bischoffen in die
hend gewachsen. 10
Frid: Diß alles hat sich aber erst gemehret, da das Kaiserthumb durch die Hunen,
Gothen, Wandlen 356 , Francken in Italien, Gallien, Hispanien und Teutschland also
jämerlich zerstoret und in abgang bracht ist. Dann in disen landszerstorungen, da die
Kaiser, die sich zü Constantinopel hielten, in disen landen kain hilff thäten und die
Bischoff allenthalb wie die vätter das volck gehalten waren, hatt man fast alle ding 15
allenthalb mit raht der Bischoff gehandlet. Und da die Gothen, Langperter 357 und
Francken überhand genommen, haben deren Künig die Bischoff, als die inen ire Reych
zü bestätigen hoch dienen mochten, wie ire väter geeret und in allem bevorgehabt 358 .
Damit haben die Bischoffe ain sollich ansehen und gewalt bekommen, das, so Fürsten
und Künig unainig gewesen, sy durch iren züfall 359 haben im gewalt behalten und des 20
gewalts entsetzen mogen, welche sy gewolt haben. Daher seind sy dann aber noch
mehr gewachsen, biß sy laider von aller gaystlichait gefallen und angefangen haben,
inen die Künig und Kaiser auch zü beaydigen und zü knechten zu machen, zu thün und
zü handlen mit aller welt, was sy wollen, und wollen aber fast das allerergest und darff
inen niemand überal darein reden. Und alles das großmercklich 360 güt der Kirchen, das 2;
alles allain zü gotlichen geschäfften und notdurfft der armen auf das allergetrewest
gebraucht werden solle, verschwenden sy wider die Kirchen Christi und alles güts.
Welcher jamer dannocht 361 bey den Kriechen nit also eingerissen ist, dann bey densel-
bigen die gaistlichen noch alß under der oberkait behalten worden seind.
j [K 4 a] | Sinnp: Wolan, Gott wolle uns armen helffen, wir kommen zü weyt in die 30
sachen. Du sagtest, Fridlieb, das die Kaiserliche rechten auch zeügen, das die ordenli-
che obren als der Kaiser und Künig und die von inen zü regierung verordnet werden,
die oberhand und das gericht allerding über alle gaistliche haben. Wenn 362 du dasselbig
anzaigtest und wir dann beschlussen von dem underschaid der oberkaiten und die

354. Demzufolge.
355. Zolleinnahmen und Einkünfte.
356. Vandalen.
357. Langobarden.
358. Bevorzugt.
359. Zustimmung, Einfluß, Mitwirkung. Trübner 8, S. 454h
360. Hoch einzuschätzendes, ansehnliches Gut.
361. Dennoch oder damals noch; Got^e, S. 46.
362. Das Wort leitet hier einen Vorschlag ein: Zeige das zuerst einmal an, und lassen wir dann
etc.
 
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