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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 6,2): Zum Ius reformationis: Obrigkeitsschriften aus dem Jahre 1535 ... — Gütersloh, 1984

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https://doi.org/10.11588/diglit.29832#0125
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DIALOGI

I 21

Pauli mit todtlicher sücht und sterben geplaget wurden derohalb, das sy im handel
Christi nit recht ernsthafft waren.
Lieben brüder, Es ist nur ain Got und ain mittier Gottes und der menschen, Chri-
stus469, und ain hailiger gaist zü allen zeyten. Ist im selb auch allweg gieich, hasset das
5 arg heür als fernig470 und will es allweg gestraft haben, doch nach maß der erkandtnuß,
die er denn zü yeder zeyt mitthailet. Derohalb hatt | [N ib] | er auch allweg das unrecht
an den Juden hefftiger dann an den Haiden, an den Christen ernsthaffter dann an Juden
und Haiden gestraffet.
Sinnp: Auß dem wurde volgen, das wir Christen müßten außziehen wider alle
io unglaubigen und die, so an den Bäpstlichen mißbreüchen und abgottereyen noch
hangen, ire Stett erobren, vich und leüt erwürgen, alies verbrennen und verhergen471
und uns in dem allem erschrocklicher beweysen, dann die Juden ye gethon haben,
denen doch Gott diß gebotten hat, Deut. 13 [13 ff.]. Frid: Diß gebott hatt Gott den
gemainen landsoberkaiten gegeben. Derohalb, wa bey uns ain gleiche oberkait ist als
15 dann die Künig haben und es fiele ain Statt, so under solcher oberkait wäre, vom waren
Gottesdienst ab, richtet ainen falschen an und wolte sich von solchem gotlosen fürha-
ben nit abwenden lassen, warumb solte ain Christlicher Künig oder andere gemaine
landsregenten nicht wider ain soliche Statt ziehen und sy so vil ernstlicher straffen,
dann man die eüssere auffrür straffet, sovil solch offentlich abfallen und aufrüren in
20 Gottesdienst verderblicher ist dann in anderen eüsseren dingen? So man sich dann nit
scheühet, auffrürige Stett, die offentlich von iren Herren abfallen und wider sy aufrü-
ren nur in zeytlichen dingen, wa man die mitt gewalt eroberen müß, gar zü schlaiffen472
und zü erwürgen, was drinnen ist, weib und man, jung und alt, warumb solte sich ain
gottsälige oberkait solchs ernst scheühen, wenn ain Statt von irem Herren fiele und
Z5 aufrürte in dem hochsten, das ist, in Gotesdienst? Sinnp: Ey, Fridlieb, das ist nit
fridlich geredt, Was? woltestu auch solchen mordt billichen, da man die unschuldigen
kindlin und armen weiber und das vich erwürgete und alle güte gaben Gottes, die man
doch wol zü gütem gebrauchen kan, verbrennete, hette gleich ain Statt gesündiget, wie
und warin sy wolte? Frid: Nun, mein Sinnprecht, du müßt warlich deren ains beken-
30 nen, das solche straff ja fridlich, recht und barmhertzig seye oder aber, das Gott nitt
fridlich, recht und barmhertzig, bede, selb seye und leere sein. Er hatt ye ainmal solche
straff gebotten.
Sinnp: Ey, dise grausamen handlungen wider die abgoti- N 2 a j schen, die Got
durch den Mosen vollbracht und gebotten hat, seind uns figuren473 und bedeüten die
35 gaistlichen vertilckungen aller abgottereyen und alles deß, das darzü dienet. Frid:
Figuren? Mit denen figuren seind aber leüt und Stett thätlichen umbpracht und versto-
ret worden, wie das gesatz lautet. Lieber, sag du mir, Wenn das volck Israel gemelte
straffen volstrecket hatt und außgerichtet, hatt es daran auch recht gethon? Sinnp:
Wann man thüt, das Got haisset, ists ja recht gethon. Frid: Darumb frag ich, Sinn-
469. Vgl. 1 Tim 2,5.
470. Heute wie damals.
471. Verheeren, verderben.
472. Dem Erdboden gleichmachen.
473. Symbole, Gleichnisse; Lexer 3, Sp. 346.
 
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