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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 6,2): Zum Ius reformationis: Obrigkeitsschriften aus dem Jahre 1535 ... — Gütersloh, 1984

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https://doi.org/10.11588/diglit.29832#0136
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I 32

OBRIGKEITSSCHRIFTEN

den falschen Gottesdienst grosser bey uns im Christenthumb sein dann er bey den alten
ye gewesen.
Sinnp: Ist war. Es soll aber im Christenthumb das schwert des gaists und die gaist-
lichen waffen530, deren sich Paulus rhumet, sovil mehr dann bey den alten schneyden
und außrichten, nämlich in dem, das zur Religion gehoret, das man des eüsseren
schwerts nit sovil bedürffe. Frid: Ja, mein Sinnprecht, wann wir diß schwerdt noch so
scharpff hetten, das wir wie Petrus und Paulus den falsch an der religion, wa vonnoten,
mit dem tod oder anderen leiplichen plagen straffen kündten, die leüt dem Sathan
geben zum verderben des flaischs, i. Cor. 5 [9 — 11 ]. Wenn wir den brauch dises
schwerts noch hetten, dorfften wir des eüsseren schwerts desto weniger. Wie wir auch
der artzney, des studierens, sprachen zu lernen nichts bedorfften, wenn uns der Herr
ain sollichen gewaltigen gayst noch gebe, das wir die kranckhaiten mit dem wort
haylen mochten und künden alsbald so vil sprachen als uns nütz wären, sobald wir
täuffet wurden. Weyl aber der Herr nit mer dise wunder bey uns würcket, mussen wir
uns der ordenlichen mittel gebrauchen: des schwerts, der artzney, studierens und
anders, das zu erlangen, das im anfang der Kirchen durch wunderbare kraft des haili-
gen gaists alles gegeben und verrichtet warde.
Sinnp: Der glaub kommet auß dem ivort^, so werden die schäflin Christi ires hirten
stymm wol horen532. Darumb solle man mit dem wort und krafft des gaists allen
falschen Gotesdienst abtreiben. Frid: Aigentlich533, lieber mein Sinnprecht! Du mußt
j [P ib] j aber nit vergessen, das du bekennet hast, das die leiplich zucht und straf bey
den klainverstendigen Christen auch ire frucht bringet. So sind dabey gar vil boser
bock under den schäflinen Christi, die man warlich mit gewalt muß abhalten.
534Sinnp: Des gewalts aber haben weder Christus, der Herr, noch die Apostolen oder
Marterer ye begeret. Frid: Der Herr wolte es die zeyt der Apostel und Marterer alles
wunderbarlich durch kraft seines gaists außrichten, damit alle welt sehe, das der
gecreütziget Herr wäre, zu beweysen, das er im himel regieret über alles. Darumb er
dann hatt zugelassen, das sich die Künig und alle gewaltigen mitt hochstem trutz535
wider in und die seinen gesetzet haben. Als er aber die Obren zu im bekeret hatt, will er
warlich, das sy im mitt solchem ampt und gewalt, das von im ist und inen allein zugut
den schäflin Christi bevolhen ist, auch dienen. Davon liß im buchlin des hailigen
Augustini, das ich vor anzogen hab536, von der straff der Donatisten! »Alsdann«,
schreibt der hailig man, »dienen die Künig dem Herren als Künig, wenn sy das thünd
im zü dienen, das sy nicht zü thün haben, sy seyen dann Künig537«. Diß ist gebieten und
straffen.
530. Vgl. Gal 6,17. 2Kor 6,7.
531. Ro 10,17.
5 3 2- Vgl. Jo 10,3.
533. Genau.
534. Warumb Christus und die Apostel nicht die obren angeruffet. [Marg.].
535. Trotz, Hochmut.
536. Vgl. S. 129, Anm. 511.
537. Vgl. Ep. 185,19; CSEL 57, S. 18, Z. 7 — 9: in hoc ergo seruiunt domino reges, in quantum
sunt reges, cum ea faciunt ad seruiendum illi, quae non possunt facere nisi reges.
 
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