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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 6,2): Zum Ius reformationis: Obrigkeitsschriften aus dem Jahre 1535 ... — Gütersloh, 1984

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https://doi.org/10.11588/diglit.29832#0142
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i38

OBRIGKEITSSCHRIFTEN

kommen und nit auß ainem fravel. 579Gegen solchem hat sichs dann auch gebüret,
gemach zu faren580. Dann recht wissen und nit wollen macht erst die mißhandlung
straffbar. Mehr581, so waren die Kaiser derzeyt gar mit schwaren und vilen kriegen
beladen, das Kaiserthumb auch so weit und noch mit ungleubigen gar vermischet,
dann die Christliche Reformation noch nitt allenthalb angenommen ware. Item, darzü 5
waren vil der Secten und rotten aufkommen, eh dann die Kaiser den Christlichen
glauben angenommen. Auß disen ursachen ist geschehen, das die Kaiser in irer straf
wider die, so mit falscher leer und falschem Gottesdienst behencket waren, ja nit so
scharpff gefaren seind, als das Got durch den Mose dem Israel gebotten hatt. Noch
haben sich die Christlichen Fürsten und das auß der leer der hailigen Bischoff des 10
allweg schuldig erkennet, darob mit hochstem ernst zü sein582, das ware Gotsaligkait
bey den iren in allweg gefürderet und alles gottloß wesen verhüttet und abtriben
werde. Als aber ire zeyt und der menschen geiegenhait dazumal stünde, haben sy zü
solchem fürhaben die straf dienstlich sein erkennet, die sy dazumal setzten: Als berau-
bung der narung, ehren und auch etwan aller menschlichen gemainschaft im reich. In 15
cod[ice] de herefticis] et mafnichaeis et samaritis], de Apostaftis], De iud[aeis] et
coelficolis] de sacrifficiis] pafganis]1 et temp[lis]583.
| Q 1 a | Sinnp: Lieber Fridlieb, sag mir doch, ists dein ernst, das du Christlich
achtest, das unsere oberen in der straff der falschen leer und Gotesdienst sich der
strenge hielten, die Mose gebeütet? 20
Frid: Ja, ich entlich584. Denn ye das best sein müß, das Gott leret. Du müßt aber das
vermercken, das unsere oberen dann erst die strenge, die Gott durch den Mose gebot-
ten, gebrauchen werden, wenn sy derselbigen strenge eben die ursachen und gelegen-
hait haben, auff welche sollich gesatz von Gott geben ist. Das es nämlich der obren, der
underthonen und der mißhandlung585 halb eben steht, wie es bey den alten stehn 2;
müßte, Wenn Gott wolte, das die obren den oftgemelten ernst und strenge brauchen
solten. Also das man eben treffe das, was Gott sein volck in disem gesatz leeren wolte.
Sunst, wenn es der obren der underthonen, der mißhandlung und anderer umbstend
halb nit dermassen gestelt ist, auff welche Gott dise strenge bevolhen hat, Der alsdann
wolte solliche strenge fürnemen, der thet nicht nach dem gesatz Gottes, sonder nach 50
seinem sinn und- im schein nur nach dem büchstaben des gesatzes. Die liebe zü Gott
und dem nächsten hat auch bey den alten alle gesetz müssen mässigen, damit man das586
Gott wolte erraichen mochte. Darumb ist aber unseren obren, wie allen Christen, diß
und dergleichen fleissig zü betrachten, das sy im Christenthumb nicht ain wenigern
eyfer und ernst beweisen zü hailigung gottlichs namens und erweytterung seines 3;
i) path.
579. Wavon tvissenbait. [Marg.].
580. Leise, entgegenkommend, freundlich vorzugehen.
581. Außerdem.
582. Darauf mit höchstem Ernst zu achten.
583. Corpus Iuris Civilis, Cod. 1,5 — 11.
584. Schließlich. Trübner 2, S. 188.
585. Des Fehlverhaltens.
586. Das, was ... — Vgl. 3 Mos 19,18 u. 5 Mos 6,5.
 
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