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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 6,2): Zum Ius reformationis: Obrigkeitsschriften aus dem Jahre 1535 ... — Gütersloh, 1984

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https://doi.org/10.11588/diglit.29832#0143
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DIALOGI

139

reichs, yeder nach seiner beruffung, vermoglichait und gelegenhait, die Gott ainem
yeden gibt, denn Gott von den alten, die doch mit wenigerem gaist denn wir begabet
gewesen seind, erfordert hat. Doch wie vor gesagt, seind diß die fürnemen umbstende
des vilgemelten gebotts von der straff wider den falschen Gottesdienst: Erstlich, das
; der Gottesdienst in seinem rechten wesen seye, damitt nyemand das unwissen für-
züwenden habe. Zum andern, das die oberkait vollen gewalt hiezü habe. Zum dritten,
das der abfall ain wissenlicher frävel seye. Sinnp: Nun, auff solche mainung und mit
solcher freyhait des gaists aufs gesatz Mose sehen und darauß eyfer und ernst in uns
erwecken, allweg nach der maß ains yeden berüfs und aller anderer gelegenhait, die
10 Got | [Q ib] | gibt, kan ich wol erkennen Christlich sein. Und hab auch kainen
zweiffel, so unsere oberen in dem also auff den willen Gottes sehen wolten, sy wurden
in irem ampt die Religion belangen und den abfall vom waren Gotesdienst mit vil
anderem ernst handlen, denn laider nun lang der brauch gewesen.
Damit wir aber, mein Fridlieb, dise sachen ainmal endeten, wolt ich dich bitten, du
15 woltest uns erzelen, welches dir diser deiner mainungen die fürnemen ursachen seind.
Frid: Deren sein drey. 587Sinnp: Die erst. Frid: Der Christlich oberer soll ye auch Got
lieben von gantzem hertzen, gantzer seelen und allen krefften588 und also ob allen
dingen seinen namen hailigen, sein reich fürdern, zü seinem willen alles anrichten589.
Dann diß begeret er auch und bettet darumb täglich, ob und vor allen dingen. Nun ist
20 der berüff und vermügen der obren, mit gesetzen und straffen das leben der undertho-
nen regieren, das bose abtreiben, das güt anrichten. Derhalb sollen die obren auch diß
ir thün der regierung zü hailigung gotlichs namens und fürderung seines reichs mitt
sollichem ernst anrichten, der der liebe auß gantzem hertzen und gantzer seel und allem
gemüt gemäß seye. Dasselbig wirt dann der allergrossest ernst sein, der ymmermehr
2; gehabt werden mag. Auß dem folget dann, das sy die ware Religion, das ist hailigung
gotlichs namens, das reich Gottes zü fürderen, mit iren gesatzen und straffen, m
welchen zwayen stucken dann die gantze regierung steht, den hochsten ernst anke-
ren590 werden. Wa sy dann hiezü den allerhochsten ernst ankeren und sovil ain hoheren
dann die alten, sovil sy Christum, unseren Herren, mehr erkennen und lieben, müß
30 freylich ain sollicher ernst der Christlichen obren ja vil hefftiger und gewaltiger sein in
aller anrichtung und fürderung wares Gottesdiensts und straff des falschen, dann der
bey den alten ye gewesen, und werden also unsere Christlichen oberen mit irem eyfer
und ernst dem gesatz Mose vil näher kommen dann bey den alten ye geschehen ist.
Nämlich sovil das end des gesatzes belanget, welches da ist, das der falsche Gotesdienst
3; und alle verkerete leer vom volck Gottes zum allergetreülichsten abtriben werde und
der ware Gottesdienst und die rechte haylsame leer gefürdert. Dann wa anders591
müßte | Q 2 a | das allain daher sein, daß das ampt der oberkait, das ist gebieten und
straffen, nitt künde die Religion, das ist gesunde leere und rechte Kirchenübungen,
fürderen und die bosen und falschen abtreiben. Dasselbige erkennest du aber selb nit
587. Die erst hauptursach. [Marg.].
588. Mk 12,30.
5 89. Mt 6,9.10.
590. Daran wenden.
591. Anderenfalls.
 
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