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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 6,2): Zum Ius reformationis: Obrigkeitsschriften aus dem Jahre 1535 ... — Gütersloh, 1984

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https://doi.org/10.11588/diglit.29832#0146
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OBRIGKEITSSCHRIFTEN

gerichtet seind, und gegen dem übel, das Gott befolhen hat bey seinem alten volck mit
dem hochsten ernst abzutreiben, auch allen ernst und strenge fürwenden Und also
nymmermehr allain wider die die strenge der straffen uben, die den leüten am zeyt-
lichen schaden, und denen dieweil züsehen, die den waren Gottesdienst verkeren, das
hochste güt der menschen, und also Got, unsern aller schepffer und vater, offenlich ;
schmähen und trutzen.
Wirt also mit dem spruch des hailigen Pauli: den ungerechten und ungehorsamen
etc. ist das gesatz gesetzet601, dise maynung haben, daß das gesatz Mose wol erstlich
und sovil die ausseren weysen der straffen belanget, auch allain dem volck Israel
gegeben und gesetzet ist. Sovil aber das gesatz ingemain das übel leeret hassen und io
verfolgen und auch am leben der menschen straffen, damit das übel von der gemain
Gottes hingenommen602 werde und den unverständigern ain forcht eintriben, welchs
für sich selb zü aller güten policey vonnoten erforderet wirdt, soferr ist das gesatz
Mose alß ain allgemaine leer Gottes wider alle ungerechten gegeben, deren auch die
Christen sovil getrewlicher nachkommen sollen, sovil sy in der kindtschafft Gottes i;
hoher dann die alten begabt seind. Und darumb hat auch Got verlühen603, das diß
gesatz zü allen volckeren kommen und als Gottes gesatz erkennet worden ist, auß dem
man alles güts zü lernen habe. Hart: Wir sollen vom Platone, Aristotele und anderen
nemen, was wir gedencken mogen uns darzü dienen werden, das bey uns zucht, erbar-
kait und gerechtigkait gefürdert werde, und das Got selb geordnet hat, das solte nicht 20
vor allem angesehen werden?
Sinnp: Es ist aber das reych Christi nit von diser welt604, darff605 kains flaischlichen
arms, das wort und der gaist wirt mächtig genüg sein, alle falsche leere und Gottes-
dienst abzutreyben.
606Frid: Recht, Mein Sinnprecht, bistu auch ain Christ? Sinnp: Christus ist ye mein 2;
hayl. Frid: So bist du auch im reych Christi. Sinnp: Das ist mein hochster trost auf
erden.
Frid: So ist dein thün nit von diser welt? Sinnp: Unser burgerschaft, wesen und thün
solle im hymel sein607. Frid: So | [Q 4 a] j darfstu kains flaischlichen arms, lebest durchs
wort und gaist? Sinnp: Verflücht sey, der das flaisch lasset seinen arm sein608. 30
Frid: Nun, wenn dir dann das wort und der gaist genüg ist zü deinem leben und thün
und verflüchest, die ir hilff bey den menschen süchen, Warumb yssest und trinckestu
dann, warumb brauchest klaider, artzney, schutz und schirm der Oberkait und andere
zeytliche hilf? Sinnp: Ey, dise ding erforderet die notdurfft dises lebens. Frid: Wol,
forderet aber dieselbige notdurft nit auch, das die leüt zum Gottesdienst recht geleeret 3;
und gezogen und inen an dem alle ergernuß hingenommen werde?

601. Vgl. 1 Tim 1,9.
602. Weggenommen.
603. Verliehen.
604. Vgl. Jo 18,36.
60 5. Bedarf.
606. Wie das flaischliche dem gaystlichen dienen solle. [Marg.J.
607. Vgl. Phil 3,20.
608. Vgl. Jer 17,5.
 
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