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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 6,2): Zum Ius reformationis: Obrigkeitsschriften aus dem Jahre 1535 ... — Gütersloh, 1984

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https://doi.org/10.11588/diglit.29832#0164
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i6o

OBRIGKEITSSCHRIFTEN

reych zergohn, das in im selb zertrennet ist712. Und ist aber kain gefärlichere und
weyterraychende zertaylung dann die der Religion halben ist; wir achtens gering, weyl
uns an aller frümkait nit so hoch gelegen und das die artzney diser kranckhait vil muhe
und gefahr und vor allem ain frumm gerecht hertz haben will, das sich ainmal Got
ergebe und sich selb gantz verleügne. Sinnp: Ich kan wol dencken, wolten wir uns selb
nicht und Got allain suchen, wir wurden der Religion halben ain anderen eyfer bewey-
sen, und derselbige wurde auch überal nieman zü nachtayl, nieman zü verklainerung
oder ainigem schaden raichen, dann sovil yeman sich gar unsinnigklich wider die
erkante warhait Gottes setzen wolte.
713Nun, was sagstu aber darzü? Man fmdet offt weltgescheyden714 leüt, die zur
regierung vil tauglicher scheynent zu seyn dann etwan vil recht frummer und gaistli-
cher. Frid: Ja, scheynent, | [T 4 a] j aber nit seind. Dann im reych Christi wirdt man
ye das zum fordersten süchen, wie man Got gefalle und wissen, das alsdann das ander
alles züfallet715, Auch das es eytel unglück und verderben auch im zeytlichen bringen
müß, wann man nicht vor allem in Got will klüg sein. Lieber, waher ist aller güter rhat,
glück und hayl? Kommets nit alles von Got, durch unseren Herren Jesum Christum?
Mag auch ain verstand und weyßhait sein anderst dann von seinem gaist? 716Man solle
ja wol sehen auf die besondere gaben, die zur regierung dienstlich seind als das helden-
gemüt, den verstand, die geschicklichait zü reden und alle andere tauglichait zü sol-
chem ampt. Soferr aber das vor allem der recht glaub und die liebe zü Gott daseye,
durch die allain alle solche gaben hailsam gebrauchet werden und on die alle gaben und
geschicklichait, wa es Got nit wendet, seind wie ain schwerdt in der hand des unsinni-
gen. Man müß in allen hendelen ain zyl und ain end haben, dahin man alles richte; das
zyl und ende solle bey den Christen das reych Christi seyn. Was sollen nun zü disem end
richten die, die es nicht erkennen? Kan auch yeman auff den zweck717 schiessen, den er
nicht sehen mag?
718Es seind ja die weltkinder in irem thün gescheyder dann die kinder des liechts719.
Unser leben ist aber Christus und unser sterben gewinn720. Und wer gibt allen güten
rhat und weyßhait, wie gesagt? Thüt das nit der hailig gayst Christi? Denselbigen
haben nun alle, die sein seind. Und under den besonderen gaben und wercken dises
gaysts seind auch die Kußspvfjaei.ü721, die gaben zü regieren. Wer ware ainfältiger und
unerübeter dann das volck Israel, das man in Egypto mit dem Ziegelmachen jämerlich
gequelet hat, das sy nit mochten weyters lernen? Als sy aber das volck Gottes wurden,
was gienge inen ab an aller weyßhait und klüghait zü regieren. zü kriegen und allen

712. Vgl. Mt 12,25.
713. Ob weltgescheiden leüt %ur regierung taugen oder nit. [Marg.].
714. Weltgewandte.
715. Vgl. Mt 6,33.
716. Was fürnemlich %ur regierung notwendig seje. [Marg.].
717. Das Schwarze in der Scheibe.
718. A/le weyßhait und rat ist auß dem gayst Christi. [Marg.].
7X9- Vgl. Lk 16,8.
720. Vgl. Phil 1,21.
721. xußepvfjösic; [Marg.]. — Vgl. 1 Kor 12,28 u. zum folgenden 2M0S 1,14.
 
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