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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 6,2): Zum Ius reformationis: Obrigkeitsschriften aus dem Jahre 1535 ... — Gütersloh, 1984

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https://doi.org/10.11588/diglit.29832#0185
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DIALOGI

181

seinem anhang werde in ain newe form, Concilien zu halten, bewilligen? Bleibts dann
bey der alten, so haben die Bischoff allain decisivas voces, die beschlüßlichen sententz.
Fürsten und andere solle man wol horen, sagen sy, das beschliessen aber seye endtlich
bey den Bischoffen. Was wissen nun unsere Bischof von gottlichen sachen, oder wie
5 hoch man inen der Kirchen reformation angelegen sein? Sinnp: Ey, Kai. Maj. wirts
anders fürnemen. Frid: Das gebe Gott, wirt auch warlich hoch vonnoten sein. Alsdann
werden aber die Cardinal und Bischof nit der grosser tail sein schier880 in allen oberen
Fürstlichen und Künigklichen räthen.
881Hart: Nun, es sey, das wir ain recht, frey, war, Christlich Concilium erlangen und
io nur bald, das doch, als die sachen noch stehn, ain mercklichs wunderwerck Gottes sein
wurde, so es geschehe; mag darumb dem vater dieweyl gebüren, das er seine kind ain
augenblick lasse in ewigs verderben gestürtzet werden? Dem hyrten, das er dem wolf
gestatte, die schaf dieweyl hinzü | [Z ib] j reissen882? Dem knecht Gottes, das er
seinen Gott und schopffer so trutzlich schmähen und lesteren lasse? Dem, ders schwert
i; von Gott empfangen hatt den bosen wercken zur rach883, das er die allerbosesten werck
in allen ehren und pracht gedulde, Ja, schütze und schirme, helffe darzü, daß das erb
des gecreützigeten884 zü aller zerstorung des reychs Gottes verschwendet werde?
Frid: Lieber Sinnprecht, woltest du der ungehorsame gegen der oberkait, des so gar
verderblichen lasters, beschuldigen sovil Fürsten, Graven, Edlen und Stett, die alle
20 vertrost auf die gemainen rechten und daß das schwert schlecht alles boses abschaffen
solle und nichts arges ymmermehr vor der straf ordenlicher oberkait befreyet werden
mag, die falsche leer und verkerete Kirchenübungen in iren gebieten haben abgestellet?
885Sinnp: Der Fürsten halb dunckets mich dennocht ain anders sein. Sy seind in iren
landen Kaiser. Frid: Kaiser? Sy erkennen sich des Kaisers underthonen und empfahen
2; von im ire Regalia und gewalt zü regieren wie auch die Graven, Edlen und Stett für ire
maß. Lieber, solle der, so ain klain gebiet hat, nit als wol sehen, das es in demselbigen
und bey seinem wenigen volck recht zügange als der ain groß gebiet hatt? Und was
underschaid ists, so Kai. Maje. die regierung ains volcks befllcht etlichen besonderen
personen erblich, als die Fürsten, Graven und Edlen seind, oder ainer Commun, das die
30 auß ir erwoie, durch welche recht und wol geregieret werde?
Sinnp: Ey, die Stett sollen dannocht mehr auf des Kaisers befelch sehen dann die
Fürsten. Frid: Diß werden alle frumme Fürsten billich für ain schmach auffnemen.
886Sy wollen dem Kaiser nicht weniger gehorsam sein dann yemand anders; ye hoher
befelch, ye mehr man recht thün solle. Es solle yederman Kai. Maje, gehorsamen. Es
3; wirdt auch kain mensch beybringen, wie vor auch gesagt887, das die Stend, seyen gleich
nun die Edlen oder Stett, Kai. Maje. in dem ungehorsam seyent, das sy bey den iren
880. Beinahe, ungefähr.
881. A.uff ain concilium nit ^u vvarten, wenns schon bald wurde. [Marg.].
882. Vgl. Jo 10,12.
883. Vgl. Ro 13,4.
884. Vgl. oben S. 87, Anm. 223 und S. 170, Anm. 786.
885. Der regierung halb ist kain underschid ^wischen Fürsten, Graven, Edlen und Stetten. [Marg.].
886. Die protestierende stend sind Äüzjserliche] ALfjestat] nit ungehorsam. [Marg.].
887. s. oben S. 180.
 
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