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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 6,2): Zum Ius reformationis: Obrigkeitsschriften aus dem Jahre 1535 ... — Gütersloh, 1984

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https://doi.org/10.11588/diglit.29832#0186
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I 82

OBRIGKEITSSCHRIFTEN

verschaffen, das man Got recht diene und stellen ab, das man Gott nit im namen seins
dienstes so schwärlich verlestere. Gebeütet doch der Kaiser, wie vor anzogen, das man
kainem seinem gehaiß, das erfunden wirt den gemainen | Z 2a | rechten entgegensein,
nachkommen solle888. So hatt auch der liebe Gott durch seine so wundergnädige
vätterliche versehung, das es alles so wol und fridlich nahergangen889 ist, über schier ;
alier menschen gedancken und ernstes fürnemen und sovil versüchens unserer wider-
part, gnügsam anzaigt, das in solcher reformation Christlichs thüns, davon wir reden,
kain ungehorsame ye begangen und seiner enderung der oberkait halb niendert890 in
widerstrebt worden ist.
Sinnp: Wenn man nun gegen den hohen stifften, die Kai. Maje. besonders be- 10
freyet891, für seine und aygene stifft haltet und nennet, wider ir Majestat so außtruckten
und so offt und ernstlich mit schrifften und bottschafften gethonen befelch mitt gewalt
handlet, verbeütet, inen ire predigen und Cerimonien zü halten, lieber, wer kans doch
anders, dann ain offentliche unwidersprechliche ungehorsame Kai. Maje. erkennen?
Frid: Wer? Der Kai. Maje. vertrawet, das sy entlich auch gern wolte Got gefallen 15
und recht thün, der glaubet, das Kai. Maje. ir züsag, menigklich bey gemainen rechten
bleiben zu lassen und allen Stenden ire freyhaiten und gerechtigkaiten zü mehren und
nit zü minderen, auch gern halten wolte. Der Kai. Maje. vertrawet, das sy sich auch für
ain menschen erkennet, der irren mag und derohalb zü allen gnaden aufnimmet, das
man seinem gehaiß nit volget, wa das ymmermehr der ehren Gottes oder gemainen 20
rechten entgegen erfunden wirdt, wie das dann seine aigene recht vermogen. Der da
haltet, das Kai. Maje. auch ain kind Gottes ist, die der gaist Christi füren und entlich
also erleüchten werde, das sy die Bäpstlichen mißbreüch für voll erkennen und nichts
liebers sehen werde, dann das allenthalb dem hailigen Evangelio auffs raynest gelebt
werde. Der da hoffet, wie Kaiser. Maje. bißher in der Religionsachen entschuldigung 2;
unsers gewissens so genädigklich aufgenommen hat, das sy solche entschuldigung
hinfüro dann sovil mehr werde gelten lassen, sovil sy täglich mehr innenwirt, wie es
umbs Bapstumb staht und wie gern wir ir Majestat in hochster underthenigkait zü
gehorsamen begeren in allem dem, das irer Majestat ymmer nutzlich und ehrlich sein
mag. Der Kai. Maj. j [Z 2 b] | vertrawet, wie sy nach irem verstandt und gewissen 30
gebüret, das sy yetz für das best haltet, das sy also auch von uns nichts liebers habe,
dann das wir in allem auf Got zum fordersten sehen und überal nichts thüen, daran wir
nit zweyfelen mogen, Gott werde dadurch erzürnet.
Sinnp: Lieber Fridliebe, du sagst von vil vertrawen, glauben und hoffen, Kai. Maje.

888. s. oben S. 180, Anm. 876.
889. Vor sich gegangen, vorangegangen.
890. Nirgends. Hier: keineswegs.
891. Wahrscheinlich schweben B. hier die Streitigkeiten um das St.-Catherina-Kloster in
Augsburg vor. Während des Reichstages zu Augsburg, am 8. Oktober 1530, hatte der Kaiser für
das Stift ein besonderes Mandat erlassen, das dessen Unabhängigkeit vom Rat bestätigte.
Franciscus Frosch, seit 1533 Syndikus in Straßburg, geht auf die Bitte des Augsburger Rates in
seinem Gutachten besonders auf die juristischen Konsequenzen dieser kaiserlichen »Begnadung«
ein. Vgl. W. Hans, a. a. O., S. 32 — 35 und die Einleitung zu der Schrift »Vom Ampt der ober-
kait«, S. 24, Anm. 32.
 
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