DIALOGI
183
werde ain gnadig gefallen ab892 unserem thün haben. Anders lauten wort, brief und
mancherlay handlung. 893Frid: Wie doch anders? Allmechtiger Gott, was hat doch Kai.
Maje. wider uns ye beschwärlichs fürgenommen? Iren verstand und willen, wie es in
gegenwertigkait bey ir, der gaistlichen und ires thüns halb staht, hat sy mit ernst
5 anzaiget. Wa hat sy aber die unseren ye noch mit gewalt von irem verstand und gewis-
sen zü treyben understanden? Wir sehen und greiffen, wie wundergnädigklich Gott
durch Kaiser. Maje. gegen und mit uns feret, noch lassen wir uns ymmer das gegentail
traumen. Wer hat uns doch noch gebissen? Mogen wir dann ain wenig frettens894
etlicher unrüwigen leüt umb des namens unsers Herren Jesu willen, umb unserer selb
10 ewigen säligkait willen nicht erleyden? Und hat man etwan hievor so schwäre krieg
und ander ungemach von wegen zeytlichs brachts und güts erlitten? O weh unserem
unglauben? Uns müß layder die ewige warhait Jesus Chistus nitt wahrhaben, da er
spricht: 895Af/r hat der vater allen geivalt gegehen in hymel und erden. Und: kommet her %u mir
alle, die ir mühsalig und beladen seind, ich will euch rüw geben. Nemend auf euch mein joch und
15 lernen von mir, dann ich bin senfftmütig und von hert^en demütig, so werden ir rüw finden eweren
seelen. Dann mein joch ist senfft und mein last ist leicht.
O Herr, mehr uns den glauben, leere uns ainmal das vaterunser mit glauben betten,
da wir vor allem andern sagen: Gehailiget werd dein nam, yükomme dein reych896. 897Lieber
mein Sinnprecht, wenn es gleich die geringeste und schwecheste oberkait wäre, die
20 anders898 Merum Imperium hatt, das schwert füret, so die mit gantzem hertzen auff
Gott sehe und gedächte: Wolan, ich solle disem armen volcklin ain güter hyrt sein, inen
alles | Z 3 a | güts und vor allem den brunnen alles güts, die ware religion, fürderen,
alles arg und zum fürnemesten die wurtzel alles argen, falsche leer und falschen Gottes-
dienst abschaffen und darob mein seel für meine, ja meins Herren Jesu schäflin setzen.
2; Ey, so will ichs auch im namen meines Herren dapfer angreyffen und ymmer vor augen
haben, das der in uns ist stercker ist dann der in der Welt ist. Was ich ymmer erkennen
kan wider unseren Herren Jesum sein, was ymmer ergerlich sein erkennet werden mag
in leer und leben aller deren, die ich solle schützen und schirmen, die in deinem gebiet
seind, da ich meins Herren oberster diener sein solle, das alles will ich mit hochstem
30 ernst und furderlich abschaffen und dagegen pflantzen, forderen und aufbringen, sovil
mir das Gott ymmer gnad und hilff beweisen wirt, was ich ymmer erkennen mag Gott
gefellig und den menschen besserlich sein. Dabey will ich allen menschen zü aller
billichait und in allem dem zü dienen, das inen warlich nutz sein kan, gantz willig und
berait sein. Will mich, was zeyttlichs belanget, so gelassen und freündtlich gegen
3; feinden und freünden fmden lassen, das menigklich sehen solle, das mich allain die
forcht Gottes zü enderung der Kirchenübungen treibet. Und vor allem will ich mich
allen oberen und zum hochsten Kai. Maje. in solch williger und volliger gehorsame
892. An.
893. K«/[serliche] Ma[jestat] hatt noch nichts ungenadigs fürgenommen. [Marg.].
894. Ärgern.
895. Math 28 [18] Math 11 [28-30]. [Marg.].
896. Mt 6,9 h
897. Gedancken und fürnemen ains recht christlichen oberens. [Marg.].
898. Im übrigen, jedoch.
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werde ain gnadig gefallen ab892 unserem thün haben. Anders lauten wort, brief und
mancherlay handlung. 893Frid: Wie doch anders? Allmechtiger Gott, was hat doch Kai.
Maje. wider uns ye beschwärlichs fürgenommen? Iren verstand und willen, wie es in
gegenwertigkait bey ir, der gaistlichen und ires thüns halb staht, hat sy mit ernst
5 anzaiget. Wa hat sy aber die unseren ye noch mit gewalt von irem verstand und gewis-
sen zü treyben understanden? Wir sehen und greiffen, wie wundergnädigklich Gott
durch Kaiser. Maje. gegen und mit uns feret, noch lassen wir uns ymmer das gegentail
traumen. Wer hat uns doch noch gebissen? Mogen wir dann ain wenig frettens894
etlicher unrüwigen leüt umb des namens unsers Herren Jesu willen, umb unserer selb
10 ewigen säligkait willen nicht erleyden? Und hat man etwan hievor so schwäre krieg
und ander ungemach von wegen zeytlichs brachts und güts erlitten? O weh unserem
unglauben? Uns müß layder die ewige warhait Jesus Chistus nitt wahrhaben, da er
spricht: 895Af/r hat der vater allen geivalt gegehen in hymel und erden. Und: kommet her %u mir
alle, die ir mühsalig und beladen seind, ich will euch rüw geben. Nemend auf euch mein joch und
15 lernen von mir, dann ich bin senfftmütig und von hert^en demütig, so werden ir rüw finden eweren
seelen. Dann mein joch ist senfft und mein last ist leicht.
O Herr, mehr uns den glauben, leere uns ainmal das vaterunser mit glauben betten,
da wir vor allem andern sagen: Gehailiget werd dein nam, yükomme dein reych896. 897Lieber
mein Sinnprecht, wenn es gleich die geringeste und schwecheste oberkait wäre, die
20 anders898 Merum Imperium hatt, das schwert füret, so die mit gantzem hertzen auff
Gott sehe und gedächte: Wolan, ich solle disem armen volcklin ain güter hyrt sein, inen
alles | Z 3 a | güts und vor allem den brunnen alles güts, die ware religion, fürderen,
alles arg und zum fürnemesten die wurtzel alles argen, falsche leer und falschen Gottes-
dienst abschaffen und darob mein seel für meine, ja meins Herren Jesu schäflin setzen.
2; Ey, so will ichs auch im namen meines Herren dapfer angreyffen und ymmer vor augen
haben, das der in uns ist stercker ist dann der in der Welt ist. Was ich ymmer erkennen
kan wider unseren Herren Jesum sein, was ymmer ergerlich sein erkennet werden mag
in leer und leben aller deren, die ich solle schützen und schirmen, die in deinem gebiet
seind, da ich meins Herren oberster diener sein solle, das alles will ich mit hochstem
30 ernst und furderlich abschaffen und dagegen pflantzen, forderen und aufbringen, sovil
mir das Gott ymmer gnad und hilff beweisen wirt, was ich ymmer erkennen mag Gott
gefellig und den menschen besserlich sein. Dabey will ich allen menschen zü aller
billichait und in allem dem zü dienen, das inen warlich nutz sein kan, gantz willig und
berait sein. Will mich, was zeyttlichs belanget, so gelassen und freündtlich gegen
3; feinden und freünden fmden lassen, das menigklich sehen solle, das mich allain die
forcht Gottes zü enderung der Kirchenübungen treibet. Und vor allem will ich mich
allen oberen und zum hochsten Kai. Maje. in solch williger und volliger gehorsame
892. An.
893. K«/[serliche] Ma[jestat] hatt noch nichts ungenadigs fürgenommen. [Marg.].
894. Ärgern.
895. Math 28 [18] Math 11 [28-30]. [Marg.].
896. Mt 6,9 h
897. Gedancken und fürnemen ains recht christlichen oberens. [Marg.].
898. Im übrigen, jedoch.