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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 6,2): Zum Ius reformationis: Obrigkeitsschriften aus dem Jahre 1535 ... — Gütersloh, 1984

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https://doi.org/10.11588/diglit.29832#0188
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OBRIGKEITSSCHRIFTEN

I 84
und underthenigkait allweg entpieten und mit der that dargeben, das nyeman an mir
zweiflen künde, ich suche in allem allain Got und begere nichts hohers, dann meiner
oberkait alles das vollig zu laisten, das sy an mich mit Gott ymmermehr gesinnen mag.
Wens ja, mein Sinnprecht, die schwecheste oberkait wäre und hette disen glauben,
neme ir die sachen, wie yetzt erzelet, für, keme auch dem allem getrewlich nach, trybe 5
bey den iren alle laster mit hochstem eyfer ab, richtet an mit gütem fleiß alles, das die
Gottsäligkait ymmermehr fürderen mochte, mainestu auch, das sy bestehn wurde?
Glaubestu auch, Gott wurde an solcher oberkait beweysen, das er so vilfältig züsagt,
das die auff in trawen nit zuschanden werden899?
900Sinnp: Wa seind aber solche oberen? Man fünde ettwan wol die gesinnet wären, 10
den pfaffen ire mißbreüch darnider | [Z 3 b] | zu legen, indem aber stecken sy selb
und ire aigne heüser voller mißbreüch. Sy trachten auch gar mit ringem901 ernst dem
nach, das bey den iren alle unbilliche beschwärden, wücher, fürkauf902 und andere
undertruckungen der armen, Das Teüfelisch züsauffen und unverschampte bülerey,
ehbruch und andere unzucht, üppiger und unleidlicher pracht im bawen, klayden und 15
anderen abgestellet und alle laster on ansehen der personen mit gebürendem ernst
gestraffet und dagegen die juget und das gantze volck in Got und allen ehrlichen güten
übungen aufgezogen und gefürdert und menigklich zü recht satter gotsäligkait mit
allem fleiß angefüret wurde.
903Frid: Ja, mein Sinnprecht, das ist laider der groste fehl, nitt allain bey den oberen, 20
sonder auch den underen, die sunst gern sehen und ymmer darnach schreyen, das den
pfaffen ihre abgottereyen geweeret werden. Und eben daher kompts, das die ware
reformation des Gottesdiensts nit mag allenthalb erlangt werden. Man sücht das reich
Gotes nicht, man funde es sunst wol. So aber ain yeder dem Teüfel noch in seinem
aigen hertzen, in seinem hauß und anderßwa, da er weeren solte und kündte, stattgibt, 25
verdienet man, das Gott die oberen und andere lasset in solche klainmütigkait fallen
und also verzagt werden, das sy der offenlichen leere und Cerimonien halb besserung
fürzunemen so schwärlich understandent. Gibt uns auch nit weg und mittel hiezü.
Dann wir doch ye allain des Bapsts joch wollen hinwerffen und dagegen das joch
Christi, unsers Herren, nit aufnemen. Sinnp: Gott bessere uns! 30
904Hart: Lieber Sinnprecht, du hast vor von den hohen und Kaiserlichen styfften
gesagt, als ob man an denselbigen, Wa man inen den falschen Gotsdienst darnider legt,
Kai. Maje. mehr ungehorsame beweise dann an anderen München und Pfaffen. Dise
mainung hor ich von vilen anderen auch. Aber mein Sinnprecht, gedencke du selb:
Wiltu Kai. Maje. die recht bestendige gehorsam laysten nach dem willen Gottes, wie es 35
Kai. Maje. entlich und vor Gott begeret, oder aber nach dem mißverstand, den ir
Majestat die genandten gaystlichen diser zeyt aufreden? wiltu das erst, so müß man
899. Vgl. Ps 31,2.
900. Wenig rechtgeschafjner oberen. [Marg.].
901. Geringem.
902. Vorwegkauf zum Behuf wucherhaften Wiederverkaufs; Spekulation. Lexer 3, Sp. 603 (s.
v. vürkouf).
903. Was an der Reformation des Gotsdienstes hindere. [Marg.J.
904. Von hohen stifften. [Marg.].
 
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