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DOKUMENTE ZUR 2. STRASSBURGER SYNODE
pfienge auch die Sacrament, vnd gienge dem nach wider auff diem Cantzel, zu warten
des ends der Communion, vnd darauff" die gemeine dancksagung zu thun, vnd das
volck mit dem | [8 b] j segen hin zu lassen.
18 Nach dem aber von der substantz dieser ceremonie ist, inn gemein den glauben
bekennen, in deren auch die summarische gedechtnuß Christi stoht, da were wol ;
angesehen, das wesen dieser0 Ceremonie anP im selb, die rechte ordnung, das der
glaube gesungen würde, gieych auff die erklerung des Euangeli, vor der erinnerung
vnd vermanung zum sacrament. Aber dieweyl der mißbrauch des volcks so starck ist,
mit dem hin lauffen, so ist zu besorgen, thu mans, so werde das volck vnder diesem
gesang verlauffen48. Noch so ist anstössig bey denen, die auff die^ alte vnd gemeine 10
haltung dieser ceremonien, rauch deren natur vnd wesenr sehen, das man sden glaubens
nitr bey udieser handlung in gemeinu sprechen oder singen solle.
| 9 a | vDerhalben were zu bedencken, ob man das symbolum, nemlichw das kurt-
zer49, gleych nach verlesenem text des Euangeli singen liesse, ee man die erklerung des
selbigen vnd gemeine predig anfienge, wie es bey den Paepstlichen vnd Lutherischen i;
kirchen geschieht50.
19 Das opfer solte manx wol auch nach der predig vnd mit besonder andacht vnd
ernst thuD, wie bey den alten. Die weil aber die blödigkeyt5°a des volcks ist, wie wyr
sehen, möchte man das opfer recht lassen eingesamlet werden, wie biß herz51.
20 Jn dem allen sollen wyr ie billich darauff sehen, was der natur, wesen, eigent- 20
schafft vnd end dieser ceremonie am gemäsigsten, vnd | [9 b] j aucha bder haltungb der
allgemeinen, war apostolischen0 kirchen dgleychformig seyed. Sprach, stett, zeyt, mass
des fur lesens vnd bettens, kleyder, vnd aller ausserere weys fvnd geprengf52, ist wol
ieder kirchen, auff besserung ires volcks, zum füglichsten vnd nutzlichesten anzurich-
m) gestr.: [?]. — n) gestr.: das. — o) gestr.: Z. — p) gestr.: irem. — q) add.. ü. d. Z.
r) — r) add. ü. d. Z. — s) — s) statt gestr.: das Symbolum. - t) gestr.: dan.
u)~u) add. ü. d. Z. — v) gestr.: Von der gemeinen beicht in [?] gemeine.[?] die [?].
w) add. ü. d. Z. — x) add. ü. d. Z. — y) gestr.: gohn. — z) gestr.: geprauchet.
a) add. u. gestr.: gleychformig ist; — b) — b) add. ü. d. Z. — c) gestr.: haltung der w[aren].
d) —d) add. ü. d. Z. — e) von K. Hubert entziffert u. überschrieben. — f) — f) add. ü. d. Z.
48. Die grundsätzlichen, theologischen Uberlegungen scheinen hier mit den begrenzten
Möglichkeiten der tatsächlichen Praxis zu kollidieren. Offensichtlich hatte das Glaubensbe-
kenntnis eine Signalwirkung für das Ende des Gottesdienstes. Schon in der Schrift Grund und
Ursach (1524) fordert B., daß die Gemeinde nach der Predigt die Artikel des Glaubens singe;
BDS 1, S. 246. Vgl. F. Hubert, a.a.O., S. 99: »Nach beschluß der Predig singt das volck den
Glauben.« Vgl. unten, Anm. 50.
49. Das Symbolum Apostolicum. S. unten Concordia, 8 a, S. 229. Diesem kürzeren Glaubens-
bekenntnis sollte allmählich das Nicaenum weichen. Vgl. F. Hubert, a.a.O., S. LXVIII.
50. Für die Lutherischen Kirchen vgl. die Formula Missae (1523); WA 12, S. 205 ff. und die
Deutsche Messe (1526); WA 19, S. 44ff.: »Nach dem Euangelio singt die gantze kirche den
glauben zu deutsch: Wir gleuben all an eynen gott« (ebd., S. 95, Z. 1 £).
50a. Schwäche (im Sinne von Unmündigkeit).
51. Das heißt wohl: in ordentlicher, ruhiger Weise.
52. Feierliche Pracht und Pomp; auch: prunken, großthun, Geprahle. Grimm 4/1,2, Sp.
3536 — 3538. Das Maß aller äußerlichen Ausführung (Weise) und Ausschmückung sollte jeder
Kirche überlassen bleiben.
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pfienge auch die Sacrament, vnd gienge dem nach wider auff diem Cantzel, zu warten
des ends der Communion, vnd darauff" die gemeine dancksagung zu thun, vnd das
volck mit dem | [8 b] j segen hin zu lassen.
18 Nach dem aber von der substantz dieser ceremonie ist, inn gemein den glauben
bekennen, in deren auch die summarische gedechtnuß Christi stoht, da were wol ;
angesehen, das wesen dieser0 Ceremonie anP im selb, die rechte ordnung, das der
glaube gesungen würde, gieych auff die erklerung des Euangeli, vor der erinnerung
vnd vermanung zum sacrament. Aber dieweyl der mißbrauch des volcks so starck ist,
mit dem hin lauffen, so ist zu besorgen, thu mans, so werde das volck vnder diesem
gesang verlauffen48. Noch so ist anstössig bey denen, die auff die^ alte vnd gemeine 10
haltung dieser ceremonien, rauch deren natur vnd wesenr sehen, das man sden glaubens
nitr bey udieser handlung in gemeinu sprechen oder singen solle.
| 9 a | vDerhalben were zu bedencken, ob man das symbolum, nemlichw das kurt-
zer49, gleych nach verlesenem text des Euangeli singen liesse, ee man die erklerung des
selbigen vnd gemeine predig anfienge, wie es bey den Paepstlichen vnd Lutherischen i;
kirchen geschieht50.
19 Das opfer solte manx wol auch nach der predig vnd mit besonder andacht vnd
ernst thuD, wie bey den alten. Die weil aber die blödigkeyt5°a des volcks ist, wie wyr
sehen, möchte man das opfer recht lassen eingesamlet werden, wie biß herz51.
20 Jn dem allen sollen wyr ie billich darauff sehen, was der natur, wesen, eigent- 20
schafft vnd end dieser ceremonie am gemäsigsten, vnd | [9 b] j aucha bder haltungb der
allgemeinen, war apostolischen0 kirchen dgleychformig seyed. Sprach, stett, zeyt, mass
des fur lesens vnd bettens, kleyder, vnd aller ausserere weys fvnd geprengf52, ist wol
ieder kirchen, auff besserung ires volcks, zum füglichsten vnd nutzlichesten anzurich-
m) gestr.: [?]. — n) gestr.: das. — o) gestr.: Z. — p) gestr.: irem. — q) add.. ü. d. Z.
r) — r) add. ü. d. Z. — s) — s) statt gestr.: das Symbolum. - t) gestr.: dan.
u)~u) add. ü. d. Z. — v) gestr.: Von der gemeinen beicht in [?] gemeine.[?] die [?].
w) add. ü. d. Z. — x) add. ü. d. Z. — y) gestr.: gohn. — z) gestr.: geprauchet.
a) add. u. gestr.: gleychformig ist; — b) — b) add. ü. d. Z. — c) gestr.: haltung der w[aren].
d) —d) add. ü. d. Z. — e) von K. Hubert entziffert u. überschrieben. — f) — f) add. ü. d. Z.
48. Die grundsätzlichen, theologischen Uberlegungen scheinen hier mit den begrenzten
Möglichkeiten der tatsächlichen Praxis zu kollidieren. Offensichtlich hatte das Glaubensbe-
kenntnis eine Signalwirkung für das Ende des Gottesdienstes. Schon in der Schrift Grund und
Ursach (1524) fordert B., daß die Gemeinde nach der Predigt die Artikel des Glaubens singe;
BDS 1, S. 246. Vgl. F. Hubert, a.a.O., S. 99: »Nach beschluß der Predig singt das volck den
Glauben.« Vgl. unten, Anm. 50.
49. Das Symbolum Apostolicum. S. unten Concordia, 8 a, S. 229. Diesem kürzeren Glaubens-
bekenntnis sollte allmählich das Nicaenum weichen. Vgl. F. Hubert, a.a.O., S. LXVIII.
50. Für die Lutherischen Kirchen vgl. die Formula Missae (1523); WA 12, S. 205 ff. und die
Deutsche Messe (1526); WA 19, S. 44ff.: »Nach dem Euangelio singt die gantze kirche den
glauben zu deutsch: Wir gleuben all an eynen gott« (ebd., S. 95, Z. 1 £).
50a. Schwäche (im Sinne von Unmündigkeit).
51. Das heißt wohl: in ordentlicher, ruhiger Weise.
52. Feierliche Pracht und Pomp; auch: prunken, großthun, Geprahle. Grimm 4/1,2, Sp.
3536 — 3538. Das Maß aller äußerlichen Ausführung (Weise) und Ausschmückung sollte jeder
Kirche überlassen bleiben.