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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (16. Band = Baden-Württemberg, 2): Herzogtum Württemberg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2004

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https://doi.org/10.11588/diglit.30655#0520
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Baden

so bysher uß solchen Incorporierungen |6r| uff den
gmeynen Mann unpilliger wys gelegt, abgeschnitten
werden mögen.7
Des alles verlassen wir uns zu dir.
Datum Baden Sampstags nach Quasimodogeniti
anno etc. XXV.8 | 6v |d |7r |
[IV.] Competentz der Pfarrer belangend.
Absentz.
Philips etc.
Lieber getrewer. Nachdem wir des Furnemmens
und in ubung seindt, allen pfarrern in unserm Furs-
tenthumb Competentzen schopffen und verordnen
zu lassen, davon sie ir zimblich uskommen und lyb-
zucht gehaben mogen. Dagegen wir hinwider auch
gehapt han wollen, das unsere angeherigen von den
by- und neben nutzungen, die pfarrer bis alher von
der Stoll9 genossen, auch enthaben und erlichtert
werden. Nemlich von Bichtgeltt, von Reichung des
hochwurdigen Sacraments des altars, von der heili-
gen ölung, von kindtauffen, von entwestern der
kindt,10 von insegnen der kindtpetterin,11 begrebde,
Seelgeredt,12 hochziten und andern derglichen. Dar-
zu wollen wir nyemandt verbinden, zu den vier opf-
fern,13 dan sovil ein yeder sin gewissen wyßet, oder
das yemandt wider sein guten willen getrungen wer-
de, eynich begengnussen haltten zelassen, welche
aber dasselb us gutem willen anstellen und gehapt
han wollen, denen |7v | wellen wirs nit wehren, da-
rumb mogen sie den pfarrern auch geburlichen wil-
len machen.
Wir wollen auch, das hinfur zu keiner zeit im
jare yemand, so in ehelichen standt grifft, verhin-
dertt oder ime abestrickt werde, ine nach ordnung
der kirchen inzufieren, wie dan bysheer der gebruch
d Fol. 6v unbeschrieben.
e Fol. 8v unbeschrieben.

7 Die Abführung des Zehnten nicht an das Domkapitel
sondern zur Besoldung der Pfarrer war eines der zen-
tralen Anliegen der Bauern bei ihren Verhandlungen mit
Philipp Ende April 1525 in Herrenalb, vgl. Brecht/
Ehmer, Reformationsgeschichte, S. 111.
8 29.4.1525.
9 Stolgebühren.
10 Also vom Ausziehen des Westerhemdes (Taufkleides) am

gewest, das zu ettlichen zytten von unsern armen
lutten, so in gefurtt wollen sin, gelt oder schwartz
hennen genommen worden, doch den Meßnern, so
sunst kein belonung hetten, an iren herbrachten be-
lonungen, ine zustendig, unabbruchlich. Solichs wol-
lest unsern angehorigen dins ampts anzeugen, dan
unser gemut ist, das die pfarrer sich an iren geord-
neten Competentzen, die wir in zimblicher maß wer-
den thon verschaffen, settigen lassen. Du solt auch
allen pfarrern und Capplonen dins ampts sagen und
inen von unserntwegen verpietten, das ir keiner kein
absentz mehr weder von iren pfarren und Capplo-
nyen geben, und das sie hin wider auch, ob einer
mehr dan ein pfrundte in unserm Furstenthumb
hette, davon einich absentz nemmen by vermeidung
unser schweren ungnaden, |8r| wo wir des gewar solt-
ten werden, ußgescheiden die incorporierten pfrund-
ten in stifft und clostern.
So langt uns an, das uber unsern nechst usgang-
nen bevelch, die priester anzuhaltten, die argweni-
gen pershonen von inen zuthun oder dieselbigen zu
ehelichen, das dem selben von ettlichen unsern
amptluten nit nachkomen, sonder das ettlich prie-
ster ire argwenige megd, dem gemeinen Mann zu
ergernus, noch also ungeehelicht by inen haben und
ettlich ire megd tags us den husern thuen und die by
nachtlicher wile14 darinn haben. Uff solichs ist aber-
mals unser ernstlicher bevelch, das du uff die ding
ein empsigs uffsehen han lassest, damit unserm us-
gangen bevelch gelebt, dann soltten wir dich in dem
farlessig befinden, wurd uns von dir zu merklichem
misfallen sin, wolten wir dannocht dir gnediger mei-
nung unangezeugt nit lassen.
Datum Baden uff Santt Lourentzientag anno
etc. XXV.15 | 8v |e | 9r |

achten Tage nach der Taufe, vgl. Braun, Liturgisches
Handlexikon, S. 339.
11 Die Segnung der Mutter bei ihrem ersten Kirchgang, ge-
wöhnlich sechs Wochen nach der Geburt; vgl. z.B. die
Neckarbischofsheimer Kirchenordnung, fol. 20v, unten
S. 664.
12 Die Tag-, Wochen- und Jahrgedächtnisse der Verstor-
benen.
13 Die von jedem Pfarrangehörigen an den vier Quatem-
bersonntagen abzuliefernden Opferbeträge.
14 Weile, Zeit.
15 10.8.1525.

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