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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2005 — 2006

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I. Das Geschäftsjahr 2005
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Antrittsreden
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Hacke, Werner: Antrittsrede vom 30. November 2005
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https://doi.org/10.11588/diglit.67593#0117
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ANTRITTSREDEN

An der Neurologischen Universitätsklinik Aachen war allerdings eine Vakanz
eingetreten, ausgerechnet in der neurologischen Intensivmedizin und in der Elek-
trophysiologie, und man bot mir an, mich in diesen Bereich einzuarbeiten. Dies tat
ich, und diese sehr organische Seite der Medizin gefiel mir außerordentlich.
Ich kehrte nach dem Pflichtjahr nicht wie geplant in die Psychiatrie zurück,
sondern blieb in der Neurologie. Ich habilitierte mich mit einem Thema aus der
klinischen Neurophysiologie und bewegte mich in der neurologischen Intensiv-
medizin immer stärker in den Bereich der besonders schweren Schlaganfälle vor. In
Aachen war zu diesem Zeitpunkt die führende deutsche, wahrscheinlich sogar
führende europäische neurologische Klinik, aus der eine Reihe von neuen Thera-
pieverfahren kam.
Über diese Innovationen entstand der Kontakt in die USA, der letztendlich
im Jahr 1986 zu einem Forschungsaufenthalt in San Diego an der Scripps Clinic
führte. Dort erhielt ich, gerade 38-jährig, den Ruf auf das Ordinariat für Neurolo-
gie in Heidelberg und hatte die große Chance, die neu eingerichtete Neurologische
Klinik in der Kopfklinik von Herrn Prof. Gänshirt zu übernehmen.
In den nächsten Jahren ging die Entwicklung schnell voran. Die therapeuti-
schen Ansätze, mit denen wir in Aachen begonnen hatten, wurden Gegenstand
großer internationaler klinischer Studien. Interessant war, dass in dieser Phase die
deutsche Neurologie im zerebrovaskulären Bereich eine internationale Führungs-
rolle in den klinischen Studien einnahm, ganz anders als es oft in den Wissenschafts-
verwaltungen und -gremien kolportiert wird.
Auch wenn es richtig sein mag, dass die klinische Forschung in Deutschland
insgesamt hinter den USA und manchen europäischen Ländern zurücktritt, gilt dies
für die vaskuläre Neurologie nicht: Akuttherapie des Schlaganfalls, Prävention des
Schlaganfalls, intensivmedizinische Innovationen — vieles ging federführend von
Deutschland aus.
Akademisch wurde ich im zweiten Jahr meiner Zugehörigkeit zur Medizi-
nischen Fakultät in Heidelberg Dekan der damaligen Fakultät für Klinische Medizin
II, 1993 und 1994 Dekan der Fakultät für Klinische Medizin der Medizinischen
Gesamtfakultät. Die Vereinigung der zu diesem Zeitpunkt vier Heidelberger Klini-
schen Fakultäten wurde in dieser Zeit verwirklicht. Ich war Mitglied des Senats der
Universität von 1989 bis 2005.
Ich bin Mitglied vieler internationaler Fachgesellschaften, Mitglied im Edito-
rial Board mehrerer internationaler Zeitschriften und besonders stolz auf die Tat-
sache, dass ich als erster Europäer Mitglied des Editorial Boards der Zeitschrift
„Neurology“ wurde und seit Beginn diesen Jahres europäischer Editor der Zeit-
schrift „Stroke“ geworden bin.
Zwei große internationale Preise habe ich ebenfalls mit großer Freude entge-
gen genommen, den „Award for Excellence in Clinical Stroke“ der American Heart
Association 1998, den ich als erster Nicht-Amerikaner erhielt, und den Karolinska
Stroke Award, den ich 2004 als erster Preisträger überhaupt erhielt. Meine Aktivitä-
ten in der Europäischen Schlaganfall-Initiative und dem Europäischen Schlaganfall-
Council mündeten in der Präsidentschaft beider Gremien seit 2004. Präsident unse-
 
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