Metadaten

Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2005 — 2006

DOI Kapitel:
II. Die Forschungsvorhaben
DOI Kapitel:
Berichte über die Tätigkeit der Forschungsvorhaben
DOI Kapitel:
Die Forschungsvorhaben der Heidelberger Akademie der Wissenschaften
DOI Kapitel:
2. Archäometrie
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.67593#0158
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Archäometrie | 171

schungsstelle in den letzten Jahren erfüllt werden konnte. Die Lumineszenz-Datie-
rung der betrachteten Gesteinsoberflächen beruht auf dem hoch auflösenden Nach-
weis des sehr schwachen Lumineszenzlichtes, eines nicht-thermischen Leuchtens
natürlicher Minerale nach radioaktiver Bestrahlung. Die Möglichkeit der Bestim-
mung des Zeitpunkts, zu dem eine Gesteinsoberfläche, z.B. ein Granit, zum letzten
Mal dem Tageslicht ausgesetzt war — und das in kleinsten Bereichen von bis zu 25 pm
— ist derzeit weltweit einzigartig in Heidelberg vorhanden.
Innerhalb eines vom Ministerium für Bildung und Forschung geforderten Pro-
jektes wird die Weiterentwicklung der Methode vorangetrieben. So stand neben der
Bearbeitung vieler Proben, die von drei unterschiedlichen Geoglyphen (Boden-
zeichnungen) der Nasca-Kultur um Palpa in Südperu stammen und die zwischen
200 v. Chr. und 1100 n. Chr. datiert werden konnten, besonders die methodologi-
sche Verfeinerung der Bestimmung der vom Mineralkorn akkumulierten radioakti-
ven Dosis im Vordergrund. Dies betraf zum einen die Erarbeitung von Mess- und
Auswerteprozeduren, in welche die im bisherigen Umgang gewonnene Erfahrung
mit den Eigenheiten des neuen Untersuchungsgegenstands Festgestein eingeht.
Zum anderen wurde durch die Entwicklung eines neuen Verfahrens auf Grundlage
der Bayesischen Statistik die Auswertung auch geringster Lumineszenz-Signale von
CCD-Systemen ermöglicht, wie sie gerade bei den ortsaufgelösten Messungen häu-
fig auftreten und bisher verworfen werden mussten. Bei Geländearbeiten wurde auf-
grund typologischer Kriterien eine Gruppe von Geoglyphen beobachtet, deren
Anlage vermutlich bis ins zweite Jahrtausend v. Chr. reicht, also mehr als tausend
Jahre früher als bisher angenommen. Diese Geoglyphen wurden im September 2005
intensiv beprobt. Mit unserer neu entwickelten Technik der Gesteinsoberflächen-
datierung soll nun versucht werden, diese archäologische Vermutung archäometrisch
zu überprüfen. Diese Arbeiten werden gemeinsam mit der Kommission für Außer-
europäische Archäologische Kulturen des Deutschen Archäologischen Instituts
durchgeführt.
Außerdem wurden zusammen mit dem Deutschen Archäologischen Institut
zwei Bauwerke in Olympia beprobt, die für die frühe Geschichte des Heiligtums von
besonderer Bedeutung sind: a) Die sog. Kiadeosmauer, eine aus mächtigen Konglo-
meratblöcken errichtete Deichmauer, die zum Schutz des Heiligtums vor Hochwas-
ser entlang des östlichen Ufers des Kiadeos errichtet wurde. Die Frage der Entste-
hungszeit der Kiadeosmauer ist von allergrößtem Interesse. Die bisher geäußerten,
im Wesentlichen am ‘Baustil’, d.h. an der Art des rohen Quadermauerwerks orien-
tierten Einschätzungen reichen vom mittleren 4. Jahrhundert v. Chr. bis in mykeni-
sche Zeit, b) ‘Bau VII’, eine östlich des Pelopion gelegene, halbkreisförmige Stein-
setzung. Es handelt sich hier um das Fundament der Apsis eines offensichtlich sehr
frühen Baues, vermutlich des frühesten Kultbaues in Olympia. Da beide Bauwerke
mit den üblichen archäologischen Methoden nicht einmal annähernd datiert wer-
den können, kann die wichtige Frage ihrer Entstehungszeit nur durch Altersbestim-
mung des Mauerwerks geklärt werden. Hierzu bietet die innovative, ortsaufgelöste
OSL-Methode, die hier zum ersten Mal im Bereich der antiken Baugeschichte zum
Einsatz kommt, Erfolg versprechende Aussichten.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften