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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2005 — 2006

DOI Kapitel:
III. Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses: Das WIN-Kolleg
DOI Kapitel:
2. Forschungsschwerpunkt "Kulturelle Grundlagen der Europäischen Einigung"
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https://doi.org/10.11588/diglit.67593#0254
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Das WIN-Kolleg | 267

Unterscheidet man ein schwächeres und ein stärkeres Verständnis der Idee der
Volkssouveränität und sieht man ersteres in dem Gedanken ausgedrückt, dass legiti-
mationstheoretisch alle Staatsgewalt vom Volk (im politischen Sinn) ausgeht, letzte-
res indes in der Vorstellung, dass neben dem Ausgang der Staatsgewalt vom Volk auch
eine politische Kontrolle und Inpflichtnahme der Regierenden durch das regierte
Volk sichergestellt wird, so knüpft unsere Idee von „Völkersouveränität“ an beide
Versionen an. Allerdings betont sie den zweitgenannten Kontrollaspekt:
• Das Prinzip „Völkersouveränität“ fordert einerseits Suprematie der legitima-
torischen Funktion der Staatsvölker bezüglich der Ausbildung überstaatlicher Gewalt
mit Durchgriffswirkung auf den staatlichen Verfassungsraum (wie beim Staaten- und
Bürgerverbund der EU der Fall).
• Andererseits fordert es, dass politisches Entscheiden und Handeln auf der
Gemeinschaftsebene eines staatsüberwölbenden, staatsähnlichen, indes nicht-staatlich
verbleibenden, subsidiär legitimen Staaten- und Bürgerverbunds an die legitimatori-
sche Funktion und die Interessen der Staatsvölker rückgebunden bleibt, dergestalt,
dass es eine letzte und letztentscheidende — insofern also ultimative — Kontrolle durch die
in diesem Verbund zu einer Schicksalsgemeinschaft gewordenen Staatsvölker erfährt.
Demnach heißt „Völkersouveränität“ beides: Suprematie der Legitimations-
und Suprematie der Kontrollfunktion der Staatsvölker in einem Staaten- und Bür-
gerverbund bezüglich der Ausbildung und des Gebrauchs staatenverbundlich-öffent-
licher Gewalt.

Konstruktion von Vergangenheit als Raum des Politischen:
Europa und das ‘historische Imaginäre’
Sprecherin: Kirsten Mahlke.
Kollegialen:
Frank Bezner1, Kirsten Mahlke2.
Mitarbeiter: Matthias Schöning2, Stefan Seidendorf3.
1 Universität Tübingen
2 Universität Konstanz
3 Mannheimer Zentrum für Europäische Sozialforschung (MZES)
Kontakt: http:// www.uni-tuebingen.de/Vergangenheitskonstruktionen/index.html
I. Ausgangspunkt(e)
Was impliziert es eigentlich, im Horizont der Europäischen Einigung „kulturelle
Grundlagen“ zu behaupten und zu konstruieren? So lautet die invertierte Grund-
frage des WIN-Programms, wenn wir sie unter den Prämissen und Ergebnissen
 
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