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Innovationen durch Deuten und Gestalten: Klöster im Mittelalter zwischen Jenseits und Welt — Klöster als Innovationslabore, Band 1: Regensburg: Schnell + Steiner, 2014

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Weinfurter, Stefan: Innovation durch „Sezession“ – Zur Einführung
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https://doi.org/10.11588/diglit.31468#0011
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10 | Stefan Weinfurter
Die Welt der Klöster, die sich, beginnend in der Spätantike, sodann im Mittelalter
ausbildete, hat in hohem Maße mit unserer Kultur zu tun – so lauten die Signale
der modernen Forschung. Aussagen dieser Art wurden auch schon in früheren
Jahren von Max Weber oder Ludwig Wittgenstein getroffen. In seinem »Grundriß
der verstehenden Soziologie« vertrat Max Weber die Auffassung, das okzidentale
Mönchtum habe einen entscheidenden Beitrag zu Entwicklung der modernen
Kultur geleistet. ⁶ Das Innovative sieht er vor allem im wirtschaftlichen, aber auch
im wirtschaftsethischen Bereich. Mönche hätten als erste rational durchorganisierte
Betriebe in Landwirtschaft und Gewerbe aufgebaut. Aber sie hätten auch schon
frühzeitig darauf Wert gelegt, dass für Arbeit und Waren ein gerechter Preis gezahlt
wird – wenn auch nicht immer bereits im Diesseits. Monastische Arbeit war nach
Max Weber ein »asketisches Instrument« ⁷ mit der Folge, dass Arbeit gleichsam veredelt
und Klosterwirtschaft zu höchster Effizienz geführt worden seien. Die Klosterstifter
wiederum hätten sich mit ihren Hausklöstern Sondergut geschaffen, das
für andere kaum angreifbar wurde, das Überschüsse produzierte, an dem der Stifter
in hohem Maße partizipieren konnte und das Möglichkeiten bot, den Adelsnachwuchs
zu versorgen. Nicht zuletzt hätten Klöster im Gegensatz zu den Kulturen
des Kriegeradels eine fast gleichberechtigte Beteiligung der Frauen erlaubt. ⁸ In der
Tat wurde ein Norbert von Xanten um die Mitte des 12. Jahrhunderts mit besonderem
Lob bedacht, weil er die Frauen mehr als etwa ein Bernhard von Clairvaux in
seinen Reformstiften berücksichtigt habe. ⁹
Auf allen diesen Gebieten wird man Innovationen benennen können, die aus der
klösterlichen Welt hervorgegangen sind. Aber damit halten wir uns weitgehend an
der Oberfläche auf. Im Grunde geht es um viel tiefer greifende kulturelle Prozesse.
Mit ihnen beschäftigt sich vor allem Peter Sloterdijk. ¹⁰ Er geht von dem Diktum des
6 Max Weber, Wirtschaft und Gesellschaft. Grundriß der verstehenden Soziologie, 5. revidierte Ausgabe,
besorgt von Johannes Winckelmann, Studienausgabe, Tübingen 1976, S. 285 ff. und 702 ff., bes.
S. 705. Vgl. Barbara H. Rosenwein, Reformmönchtum und der Aufstieg Clunys. Webers Bedeutung für
die Forschung heute, in: Max Webers Sicht des okzidentalen Christentums. Interpretation und Kritik,
hg. von Wolfgang Schluchter (Suhrkamp-Taschenbuch Wissenschaft 730), Frankfurt am Main 1988,
S. 276 –311.
7 Weber, Wirtschaft (wie Anm. 6), S. 709.
8 Weber, Wirtschaft (wie Anm. 6), S. 297.
9 Hériman de Tournai, Les miracles de Sainte Marie de Laon, hg. von Alain Saint-Denis (Sources d’histoire
médiévale 36), Paris 2008, lib. III, cap. 7, S. 216 –221. Vgl. Gertrud Niermeyer, Die Miracula s. Mariae
Laudunensis des Abtes Hermann von Tournai, in: Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters 27,
1971, S. 135 –174, hier S. 167–171; Werner Bomm, Anselm von Havelberg, Epistola apologetica – Über
den Platz der ›Prämonstratenser‹ in der Kirche des 12. Jahrhunderts. Vom Selbstverständnis eines frühen
Anhängers Norberts von Xanten, in: Studien zum Prämonstratenserorden, hg. von Irene Crusius/Helmut
Flachenecker (Studien zur Germania Sacra 25/Veröffentlichungen des Max-Planck-Instituts für
Geschichte 185), Göttingen 2003, S. 107–183.
10 Wie Anm. 2.
 
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