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Innovationen durch Deuten und Gestalten: Klöster im Mittelalter zwischen Jenseits und Welt — Klöster als Innovationslabore, Band 1: Regensburg: Schnell + Steiner, 2014

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Signori, Gabriela: Der „Mönch im Bild“: Das Porträt als klösterliches Erinnerungsmedium an der Schwelle vom Mittelalter zur Frühen Neuzeit
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https://doi.org/10.11588/diglit.31468#0162
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Der »Mönch im Bild«
Das Porträt als klösterliches Erinnerungsmedium an der Schwelle
vom Mittelalter zur Frühen Neuzeit
Gabriela Signori
Anfang Januar 1484 stürmten unter Einsatz von Waffengewalt die Ratsknechte der
Stadt Ulm das vor den Stadttoren gelegene Klarissenkloster Söflingen. ¹ Kaum waren
sie ins Klosterinnere vorgedrungen, machten sich die Eindringlinge daran, die
Klosterzellen nach regelwidrigen Objekten – Sachgüter und Schriften – zu durchforsten
und das Vorgefundene in einem nach Zellen geordneten Inventar zu verzeichnen.
Die Ausbeute war insgesamt jedoch eher mager und für sich genommen
wenig spektakulär: Man stieß auf Send- und Rentenbriefe, die auf den Namen von
Klosterinsassinnen ausgestellt oder an sie adressiert waren, ² aber auch auf regelwidrige
Kleidungsstücke wie Mieder, Schnabelschuhe, Gürtel und anderes modisches
Beiwerk. ³ Für etwas mehr Überraschung sorgten etliche liedlin, in die welt
gehoerig ⁴ , sowie zwei Männerporträts, auf die die Reformkräfte in den Zellen der
1 Max Miller, Die Söflinger Briefe und das Klarissenkloster Söflingen bei Ulm an der Donau im Spätmittelalter,
Würzburg 1940, S. 38; Ders., Der Streit um die Reform des Barfüßerklosters in Ulm und des
Klarissenklosters in Söflingen und seine Beilegung 1484 –1487, in: Aus Archiv und Bibliothek. Studien aus
Ulm und Oberschwaben. Max Huber zum 65. Geburtstag, hg. von Alice Rössler, Weissenhorn 1969,
S. 175 –193; Karl Suso Frank, Das Klarissenkloster Söflingen. Ein Beitrag zur franziskanischen Ordensgeschichte
Süddeutschlands und zur Ulmer Kirchengeschichte (Forschungen zur Geschichte der Stadt
Ulm 20), Ulm/Stuttgart 1980, S. 74 –110.
2 Zu den Briefen vgl. Gabriela Signori, Wanderer zwischen den »Welten«. Besucher, Briefe, Vermächtnisse
und Geschenke als Kommunikationsmedien im Austausch zwischen Kloster und Welt, in: Krone und
Schleier. Kunst aus mittelalterlichen Frauenklöstern, hg. von der Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik
Deutschland, Bonn und dem Ruhrlandmuseum Essen, München 2005, S. 130–141; Dies., Irdische
Gaben oder himmlische Früchte? Geschenk und Brief in Frauenklöstern und -stiften des ausgehenden
15. Jahrhunderts, in: ›A Place of Their Own.‹ Women Writers and Their Social Environments 1450–1650,
hg. von Anne Bollmann (Medieval to Early Modern Culture), Frankfurt am Main 2010, S. 179–191.
3 Ähnliches wurde schon im 14. Jahrhundert in den Zellen von Kosterfrauen gefunden vgl. unter anderem
Robert Swanson, Episcopal visitation of religious houses in the diocese of Lichfield in the early fourteenth
century, in: Studia monastica 29, 1987, S. 93 –108. Vgl. Eva Schlotheuber, Best Clothes and Everyday
Attire of Late Medieval Nuns, in: Fashion and Clothing in Late Medieval Europe, hg. von Rainer
Christoph Schwinges/Regula Schorta, Basel 2010, S. 139 –154.
4 Vgl. Arne Holtorf, Neujahrswünsche im Liebesliede des ausgehenden Mittelalters, zugleich ein Beitrag
zur Geschichte des mittelalterlichen Neujahrsbrauchtums in Deutschland (Göppinger Arbeiten zur Germanistik
20), Göppingen 1973, S. 251–254.
 
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