160 | Christina Lutter
auch für sein Potential maßgeblich, gesellschaftliche Veränderungen anzustoßen
wie auch solchen zu begegnen?
Innovation zeigt sich dabei, wie Hedwig Röckelein betont, oft gerade auch im
Umgang mit den normativ vorgegebenen Lebensbedingungen. Das Repertoire aus
Normen, Wertvorstellungen, Handlungsmustern und Praktiken steht eben nicht
ein für allemal fest und wird als solches weitergegeben, sondern es wird – trotz
retrospektiver Wertung als handlungsleitendes »Vermächtnis« – in der Praxis des
Zusammenlebens verhandelt, mündlich und schriftlich kommuniziert, tradiert
und dabei sowohl bestätigt wie auch verändert. Dabei spielen gemeinsame Orte
ebenso wie unterschiedliche materielle, soziale und symbolische Ressourcen eine
Rolle. Sie werden an diesen Orten, aber auch über sie hinausreichend geteilt und
getauscht und konstituieren so einen spezifischen, aber gleichzeitig elastischen sozialen
Handlungs-Raum.
Die nachhaltig innovative Leistung monastischer Lebensformen in ihrem Wechselverhältnis
mit der Welt scheint mir gerade in der Fähigkeit des Lebensmodells
Kloster zu liegen, weiträumig und langfristig gültige Normen in Anerkennung ihrer
»zeitlosen« Geltung zu aktualisieren und mit zeitlich und räumlich spezifischen
Besonderheiten zu integrieren, etwa grundlegende egalitär orientierte spirituelle
Gemeinschaftsvorstellungen mit der ständisch differenzierten Gruppenstruktur zu
vereinbaren. Der Blick aus dem Spätmittelalter zurück legt nicht nahe, dass die
Menschen damals weniger um das richtige Verhältnis zwischen Norm und Praxis
gerungen hätten als zuvor. Wohl aber erweitert die umfangreichere und heterogenere
Überlieferung die Kategorien möglicher Motive, mögliche Formen geteilter
Zugehörigkeit und gemeinsamer Identifikationsmodelle und nicht zuletzt unsere
Möglichkeit der Erkenntnis derselben.
auch für sein Potential maßgeblich, gesellschaftliche Veränderungen anzustoßen
wie auch solchen zu begegnen?
Innovation zeigt sich dabei, wie Hedwig Röckelein betont, oft gerade auch im
Umgang mit den normativ vorgegebenen Lebensbedingungen. Das Repertoire aus
Normen, Wertvorstellungen, Handlungsmustern und Praktiken steht eben nicht
ein für allemal fest und wird als solches weitergegeben, sondern es wird – trotz
retrospektiver Wertung als handlungsleitendes »Vermächtnis« – in der Praxis des
Zusammenlebens verhandelt, mündlich und schriftlich kommuniziert, tradiert
und dabei sowohl bestätigt wie auch verändert. Dabei spielen gemeinsame Orte
ebenso wie unterschiedliche materielle, soziale und symbolische Ressourcen eine
Rolle. Sie werden an diesen Orten, aber auch über sie hinausreichend geteilt und
getauscht und konstituieren so einen spezifischen, aber gleichzeitig elastischen sozialen
Handlungs-Raum.
Die nachhaltig innovative Leistung monastischer Lebensformen in ihrem Wechselverhältnis
mit der Welt scheint mir gerade in der Fähigkeit des Lebensmodells
Kloster zu liegen, weiträumig und langfristig gültige Normen in Anerkennung ihrer
»zeitlosen« Geltung zu aktualisieren und mit zeitlich und räumlich spezifischen
Besonderheiten zu integrieren, etwa grundlegende egalitär orientierte spirituelle
Gemeinschaftsvorstellungen mit der ständisch differenzierten Gruppenstruktur zu
vereinbaren. Der Blick aus dem Spätmittelalter zurück legt nicht nahe, dass die
Menschen damals weniger um das richtige Verhältnis zwischen Norm und Praxis
gerungen hätten als zuvor. Wohl aber erweitert die umfangreichere und heterogenere
Überlieferung die Kategorien möglicher Motive, mögliche Formen geteilter
Zugehörigkeit und gemeinsamer Identifikationsmodelle und nicht zuletzt unsere
Möglichkeit der Erkenntnis derselben.