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Innovationen durch Deuten und Gestalten: Klöster im Mittelalter zwischen Jenseits und Welt — Klöster als Innovationslabore, Band 1: Regensburg: Schnell + Steiner, 2014

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Nyberg, Tore: Kommentar zur Sektion Bändigung der Transzendenz – Transzendenz leben
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https://doi.org/10.11588/diglit.31468#0098
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Kommentar zur Sektion
Bändigung der Transzendenz –
Transzendenz leben
Tore Nyberg
Beim Kontakt des Menschen mit einer Wirklichkeit, die die Erfahrungen der fünf
Sinne »übersteigt«, bildet sich eine eigene Sprache aus, die, verglichen mit der Umgangssprache
des Alltags, besondere Merkmale aufweist. Die Erfahrungen der Menschen
bei den Versuchen, mit diesem Transzendenten umzugehen, offenbaren das
Bedürfnis nach einer Sprache, die geeignet sei, beim Umgang mit solchen Erfahrungen
auch Schlussfolgerungen und Konsequenzen aus ihnen ziehen zu können.
Dabei stellt sich heraus, dass die Begegnung mit Transzendentem anderen Gesetzen
folgt und deshalb auch anderswie, verglichen mit den Erfahrungen des Alltags und
der entsprechenden Umgangssprache, beschrieben werden muss. Kurzum, Transzendenz
und die darauf folgende Beschreibung von Erfahrungen der Transzendenz
unterliegt eigenen Gesetzen. Der Mensch ist aufgefordert, sich mit diesen Gesetzen
auseinanderzusetzen, ohne deren Normen oder deren Inhalt genau beschreiben zu
können. Andere Wege zum Kontakt mit außerhalb der sinnlichen Wahrnehmung
begründeten Bewusstseinsinhalten müssen also geprüft werden.
Bei der heutigen Konferenz handelt es sich unter anderem um den Versuch, den
Zugang zu Transzendentem wenigstens so weit zu beschreiben, dass eine Teilhabe
an früheren Erfahrungen von Transzendentem möglich ist. Herr Timothy Johnson
hat in seinem Vortrag für das Suchen nach einem zuverlässigen Zugang zu diesem
Transzendentem auf den locus hingewiesen, der das Sprechen davon mitteilsam
macht. Jedes besondere Ding oder Verhältnis, das sich als Tor oder Eingang anbietet,
wenn der Mensch den Weg hinweg von dem Vernehmbaren beschreitet, nimmt
einen bestimmten Platz ein. Dieser Platz, sagt unser Kollege, ist nicht mit Raum,
spatium, gleichzusetzen, sondern locus ist schon als metaphysischer Begriff aufzufassen,
weil er die Abgrenzung jeden Dinges gegenüber seiner Umwelt voraussetzt.
Ausgehend von dem Platz als Berührungs- und Begegnungsstätte zwischen
dem täglichen Leben und der Welt der transzendenten Erfahrungen, treten wir im
Kloster als einem solchen Platz in unmittelbare Berührung mit der Erfahrung zahl-
 
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