98 | Tore Nyberg
loser Menschen durch die Geschichte hindurch. Weil der Platz als Ausgangspunkt
noch viel weiter als in der konkreten und physischen Erscheinungsform der Klöster
reicht – man denke z.B. an Zeit als Zeitpunkte und Zeiträume, als Plätze in einer
Chronologie, als Punkte oder Spuren einer zeitlichen Abfolge – so ist der begriffliche
Ausgangspunkt locus gut geeignet, um Aussagen zu den Bedingungen des
Transzendenten und des Sprechens von Transzendentem zu machen.
Ist nun der Mensch immer auf besondere Plätze angewiesen, an denen eine Öffnung
zu einer Erfahrungswelt nach anderen Gesetzen, oder ohne erkennbare Gesetze,
möglich ist, so wird es darum gehen, die Kennzeichen solcher Plätze, ihre
Erkennungsmerkmale und die Wege, um die Kenntnis davon anderen zu vermitteln,
festzustellen. Hier ist ein gewichtiges Moment beim Antreten des Weges zur
Gottesverbindung zu berücksichtigen. Das Transzendente präsentiert sich gewissermaßen
schon in der empirischen Welt der alltäglichen Wahrnehmungen durch
Menschen, Gebäude, Worte und Zeichen, die ihm eigen sind. Dieses Eigene muss
schon hier erkennbar sein, damit der Weg geöffnet und Hindernisse entfernt werden
können. Bei einer solchen Kennzeichnung muss es sich um etwas handeln,
das aufhorchen lässt und seh-, hör- und fühlbar als Signal wirkt, wenn auch vor
allem für denjenigen, der sich schon beim Suchen darum bemüht. Als solches Signal,
auf Plätze und Wege zum Transzendenten aufmerksam zu machen, würde ich
die Paradoxie hervorheben, eine hinreichend bekannte Öffnung der menschlichen
Vorstellung für etwas unmittelbar Widersprechendes und Widerspruchsvolles mit
dem Ziel, eine höhere Wahrheit zu bestätigen. Die Paradoxie kann als Signal und
Kennzeichnung des Ortes herhalten, an dem das Antreten der Wanderung des Suchenden
hin zum »normlosen« Zustand möglich ist oder früher war. Paradoxes
Denken wurde schon in der zweiten Generation des Christentums als ein solcher
Wegweiser zur Kennzeichnung benutzt – man denke z. B. an das Johannesevangelium
Kapitel zehn, einen Text ohne Parallelen bei den Synoptikern, wo der Verfasser
zuerst Jesus sagen lässt: »Ich bin der gute Hirt« und danach ohne Übergang ihn sich
noch als »Ich bin die Tür« präsentieren lässt. Zugleich ein guter Hirt und eine Tür
zu sein, das ist ein Paradox, das aufhorchen lässt. Paradoxien wurden in der christlichen
Verkündigung schnell verbreitet – eine der zentralsten darunter ist wohl die
des Essens von Fleisch und des Trinkens von Blut, um zum Heil zu gelangen, was ja
auch keinen normalen Sinn hat. Mit Hilfe von Paradoxien werden Plätze markiert,
an denen eine Öffnung zur »normlosen« Welt der Transzendenz möglich ist. Was
über das dort Erlebte hinaus gesagt werden kann, hängt von der Möglichkeit des
Menschen ab, die Richtung dorthin zu finden, um nachfolgend in der täglichen Welt
darüber sprechen zu können.
Die Warnung von Herrn Kollege Köpf vor der seiner Meinung nach irrtümlichen
Vorstellung, das Transzendente lasse sich »bändigen«, hängt soweit ich sehe
loser Menschen durch die Geschichte hindurch. Weil der Platz als Ausgangspunkt
noch viel weiter als in der konkreten und physischen Erscheinungsform der Klöster
reicht – man denke z.B. an Zeit als Zeitpunkte und Zeiträume, als Plätze in einer
Chronologie, als Punkte oder Spuren einer zeitlichen Abfolge – so ist der begriffliche
Ausgangspunkt locus gut geeignet, um Aussagen zu den Bedingungen des
Transzendenten und des Sprechens von Transzendentem zu machen.
Ist nun der Mensch immer auf besondere Plätze angewiesen, an denen eine Öffnung
zu einer Erfahrungswelt nach anderen Gesetzen, oder ohne erkennbare Gesetze,
möglich ist, so wird es darum gehen, die Kennzeichen solcher Plätze, ihre
Erkennungsmerkmale und die Wege, um die Kenntnis davon anderen zu vermitteln,
festzustellen. Hier ist ein gewichtiges Moment beim Antreten des Weges zur
Gottesverbindung zu berücksichtigen. Das Transzendente präsentiert sich gewissermaßen
schon in der empirischen Welt der alltäglichen Wahrnehmungen durch
Menschen, Gebäude, Worte und Zeichen, die ihm eigen sind. Dieses Eigene muss
schon hier erkennbar sein, damit der Weg geöffnet und Hindernisse entfernt werden
können. Bei einer solchen Kennzeichnung muss es sich um etwas handeln,
das aufhorchen lässt und seh-, hör- und fühlbar als Signal wirkt, wenn auch vor
allem für denjenigen, der sich schon beim Suchen darum bemüht. Als solches Signal,
auf Plätze und Wege zum Transzendenten aufmerksam zu machen, würde ich
die Paradoxie hervorheben, eine hinreichend bekannte Öffnung der menschlichen
Vorstellung für etwas unmittelbar Widersprechendes und Widerspruchsvolles mit
dem Ziel, eine höhere Wahrheit zu bestätigen. Die Paradoxie kann als Signal und
Kennzeichnung des Ortes herhalten, an dem das Antreten der Wanderung des Suchenden
hin zum »normlosen« Zustand möglich ist oder früher war. Paradoxes
Denken wurde schon in der zweiten Generation des Christentums als ein solcher
Wegweiser zur Kennzeichnung benutzt – man denke z. B. an das Johannesevangelium
Kapitel zehn, einen Text ohne Parallelen bei den Synoptikern, wo der Verfasser
zuerst Jesus sagen lässt: »Ich bin der gute Hirt« und danach ohne Übergang ihn sich
noch als »Ich bin die Tür« präsentieren lässt. Zugleich ein guter Hirt und eine Tür
zu sein, das ist ein Paradox, das aufhorchen lässt. Paradoxien wurden in der christlichen
Verkündigung schnell verbreitet – eine der zentralsten darunter ist wohl die
des Essens von Fleisch und des Trinkens von Blut, um zum Heil zu gelangen, was ja
auch keinen normalen Sinn hat. Mit Hilfe von Paradoxien werden Plätze markiert,
an denen eine Öffnung zur »normlosen« Welt der Transzendenz möglich ist. Was
über das dort Erlebte hinaus gesagt werden kann, hängt von der Möglichkeit des
Menschen ab, die Richtung dorthin zu finden, um nachfolgend in der täglichen Welt
darüber sprechen zu können.
Die Warnung von Herrn Kollege Köpf vor der seiner Meinung nach irrtümlichen
Vorstellung, das Transzendente lasse sich »bändigen«, hängt soweit ich sehe