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Innovationen durch Deuten und Gestalten: Klöster im Mittelalter zwischen Jenseits und Welt — Klöster als Innovationslabore, Band 1: Regensburg: Schnell + Steiner, 2014

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Breitenstein, Mirko: Die Verfügbarkeit der Transzendenz: Das Gewissen der Mönche als Heilsgarant
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https://doi.org/10.11588/diglit.31468#0042
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Die Verfügbarkeit der Transzendenz: Das Gewissen der Mönche als Heilsgarant | 41
verdienstlich wird. Nur ein handlungsleitender Wille also ist auch gut zu nennen. ¹⁷
Analog beschmutzen unreine Gedanken den Geist des Menschen nur dann, wenn
dieser auch Gefallen an ihnen findet, ¹⁸ wenn der Mensch also seinen Willen entsprechend
auf das Schlechte hin orientieren würde.
Das gute Gewissen sei, wie De interiori domo in Bezug auf Proverbium 9, 1
ausführt, ein aus sieben Säulen errichtetes Haus. Neben dem guten Willen, auf dem
das ganze Gebäude gründet, seien dies das Erinnern der Wohltaten Gottes, ein reines
Herz, von den Sorgen der Welt befreite Gedanken (animus liber), ein richtiger
Geist (spiritus rectus), eine demütige Gesinnung (mens devota) sowie eine erleuchtete
Einsicht (ratio illuminata). ¹⁹
Die bereits angesprochene Etymologie von conscientia als einer cordis scientia
verweist zudem deutlich auf ihren introspektiven Charakter. Ein solches »Wissen
des Herzens« sei, wie es in De interiori domo heißt, auf zweierlei Weise zu verstehen:
einmal als dasjenige, welches sich durch sich weiß, zum anderen als das,
welches außer sich über sich selbst Hinausweisendes aus sich weiß. ²⁰ Das Gewissen
wird auf diese Weise als Kern der menschlichen Identität identifiziert: Das Leben
eines Menschen könne nirgendwo anders erkannt werden als in seiner conscientia;
im Spiegel des Gewissens seien der Zustand des äußeren wie auch des inneren Menschen
zu erfassen. ²¹ Insofern das Ziel eines solchen Aktes der Selbstbeobachtung die
Erkenntnis der eigenen Sündhaftigkeit ist, wird auch hier wieder die unmittelbare
Verknüpfung von conscientia und peccatum deutlich.
Am eindrücklichsten formuliert ist dieser genetische Zusammenhang im Traktat
»Vom inneren Haus«: Nirgendwo anders werde man die Schuld finden als in
sich selbst. ²² Haut für Haut gibt der Mensch für sein Gewissen, schreibt Petrus
17 Quidquid homo facit, bonum esse non potest, nisi ex bona voluntate procedat. Sine bona voluntate
omnino salvari quispiam non potest: cum bona voluntate nemo perire potest. […] Voluntas hominis
est, quia velle in voluntate hominis est; et ideo totum meritum in voluntate est. Quantum vis, tantum
mereris. Quantum crescit voluntas tua bona, tantum crescit meritum tuum. Fac igitur magnam bonam
voluntatem tuam, si vis habere magnum meritum. […] Voluntas tamen bona non est, si non operatur
quod potest. Tractatus de interiori domo (wie Anm. 5), cap. 2, 6, Sp. 511.
18 Cogitatio tamen immunda mentem non inquinat cum pulsat, nisi cum hanc sibi per delectationem
subjugat. Tractatus de interiori domo (wie Anm. 5), cap. 22, 47, Sp. 532.
19 Sapientia ergo aedificet sibi domum: erigat columnas septem, quibus tota fabrica innitatur. Domus
est conscientia: columnae sunt bona voluntas, memoria, scilicet memorem esse beneficiorum Dei; cor
mundum, animus liber, spiritus rectus, mens devota, ratio illuminata. Tractatus de interiori domo (wie
Anm. 5), cap. 2, 6, Sp. 511.
20 […] scientia: quae dupliciter intelligitur; videlicet vel illa quae se novit per se, vel illa quae praeter se
etiam alia novit ex se. Tractatus de interiori domo (wie Anm. 5), cap. 11, 18, Sp. 517.
21 Vita uniuscujusque non cognoscitur, nisi in conscientia. […] In speculo conscientiae status exterioris et
interioris hominis cognoscitur. Tractatus de interiori domo (wie Anm. 5), cap. 11, 19 –20, 20, Sp. 517.
22 Quaerendo autem culpam, nusquam illam nisi in se reperiat. Tractatus de interiori domo (wie Anm. 5),
cap. 12, 20, Sp. 518.
 
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