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Innovationen durch Deuten und Gestalten: Klöster im Mittelalter zwischen Jenseits und Welt — Klöster als Innovationslabore, Band 1: Regensburg: Schnell + Steiner, 2014

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Röckelein, Hedwig: Inklusion – Exklusion: weiblich - männlich
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https://doi.org/10.11588/diglit.31468#0135
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134 | Hedwig Röckelein
Und dies, obwohl die angelsächsischen und irischen Missionare sich selbst am Ideal
der peregrinatio propter Christum orientierten und es propagierten.
Die härteste Strafe, die die Regula Benedicti verhängt, ist die Ausstoßung aus
der Gemeinschaft. Die Exklusion wird in Raten vollzogen (cap. 23 –30): Isolation
in der Zelle, Ausschluss vom gemeinsamen Essen und Arbeiten sowie Verweigerung
des Grußes durch die Mitmönche. Bei geringfügigen Delikten kann der Abt den
Delinquenten rekonziliieren, sofern sich dieser reumütig und demütig zeigt und
eine Buße geleistet hat (cap. 43 – 46).
Die Adaptionen der Benediktsregel auf Frauenklöster – belegt in der handschriftlichen
Überlieferung und den Mischregeln des Frühmittelalters – veränderten
diese meist nur geringfügig. ²⁶ Die wenigen Modifikationen betreffen aber bezeichnenderweise
die Vorschriften über das Reisen (cap. 67) und den Besuch von
außen: den Empfang der Gäste (cap. 53), der Handwerker (cap. 57), der Priester und
fremden Mönche (cap. 60 – 62). Im Hochmittelalter scheinen geistliche Frauen die
Benediktsregel wegen deren liberaler Klausurregeln den radikalen Reformkonstitutionen
vorgezogen zu haben. ²⁷
Die Regel des Caesarius für die Frauen ²⁸ war zwar nicht die am weitesten verbreitete
Regel in frühmittelalterlichen Frauenklöstern, ²⁹ aber sie bietet sich für einen
Vergleich mit der von Caesarius erlassenen Regel für Männer ³⁰ an. Caesarius hielt es
für sinnvoll und notwendig, für beide Geschlechter eine adäquate Regel auszuarbeiten.
³¹ Hinsichtlich der Klausur scheint er einen deutlich höheren Regelungsbedarf
bei den weiblichen Jungfrauen gesehen zu haben als bei den männlichen, denn in 19
26 Vgl. dazu Katrinette Bodarwé, Eine Männerregel für Frauen. Die Adaption der Benediktsregel im 9. und
10. Jahrhundert, in: Female ›vita religiosa‹ between Late Antiquity and the High Middle Ages. Structures,
developments and spatial contexts, hg. von Gert Melville/Anne Müller (Vita regularis. Abhandlungen
47), Berlin 2011, S. 235 –272; Lazare de Seilhac, L’utilisation de la Règle de Saint Benoît dans les monastères
féminins, in: Atti del 7° Congresso internazionale di studi sull’alto medioevo, Norcia – Subiaco –
Cassino – Montecassino, 29 settembre – 5 ottobre 1980, Spoleto 1982, Bd. 2, S. 527–549.
27 Muschiol, Von Benedikt (wie Anm. 24), S. 30 nennt Frauenkonvente in Gubbio. Weitere Beispiele bei
Katherine Gill, Scandala: controversis concerning clausura and women’s religious communities in late
medieval Italy, in: Christendom and its discontents. Exclusion, persecution, and rebellion. 1000 –1500,
hg. von Scott L. Waugh/Peter D. Diehl, Cambridge 1996, S. 177–203, hier S. 187–191.
28 Edition: Césaire d’Arles, Œuvres monastiques (wie Anm. 22).
29 Die Regel des Waldebert wurde anscheinend häufiger kopiert, vgl. dazu Gisela Muschiol, Famula Dei.
Zur Liturgie in merowingischen Frauenklöstern (Beiträge zur Geschichte des Alten Mönchtums und des
Benediktinertums 41), Münster 1994, S. 72–74. Zu Klausurvorschriften in anderen frühmittelalterlichen
Frauenregeln vgl. Hedwig Röckelein, Hiérarchie, ordre et mobilité dans le monachisme féminin, in:
Hiérarchie et stratification sociale dans l’Occident médiéval (400 –1100), hg. von François Bougard/Dominique
Iogna-Prat/Régine Le Jan (Haut Moyen Âge 6), Turnhout 2008, S. 205 –220, hier S. 214 –216.
30 Edition: Sancti Caesarii episcopi Arelatensis opera omnia nunc primum in unum collecta, hg. von Germain
Morin, Bd. 2, Maredsous 1942, S. 149 –155.
31 Césaire d’Arles, Œuvres monastiques (wie Anm. 22), Regula ad virgines, cap. 2, S. 180: Et quia multa in
monasteriis puellarum ac monachorum instituta distare videntur […].
 
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