Der »Mönch im Bild« | 165
auch Leon Battista Alberti († 1472) und andere spätmittelalterliche »Kunsttheoretiker«
ab. ²¹ Von den Höfen wanderte das Porträt schnell in andere Gesellschaftsbereiche,
aber nicht allein als Distanzmedium, sondern auch als Medium der Selbstreflexion
und der Kommunikation mit seinen Adressaten, so auch im Kloster.
Die meisten Religiosen-Porträts, die sich die Jahrhunderte hinüber zu retten
vermochten, ordnet die Kunstgeschichte dem weit gefassten Bereich des Andachtsbildes
zu, sei es in Gestalt von Einzeltafeln oder als Diptychon, die den Rahmen
bilden, in den das Zwiegespräch zwischen Gott und dem Menschen eingefasst ist. ²²
Allzu scharfe Gattungsgrenzen (etwa zum Stifterbild) sollten aus funktionalen
Gründen aber besser nicht gezogen werden. ²³ Die Quellenbasis ist aus Gründen,
auf die ich noch zurückkommen werde, schmal: Erhalten haben sich alles in allem
bloß rund ein Dutzend Porträts von Mönchen und Nonnen. Die Zahl an sich ist
aber wenig aussagekräftig, lassen Dokumente wie das Söflinger Inventar doch vermuten,
dass es im späteren 15. Jahrhundert auch im Kloster ungleich gebräuchlicher
gewesen sein muss, in den eigenen Räumlichkeiten neben Heiligenbildchen Porträts
von Freunden, Bekannten oder Verwandten aufzustellen oder aufzuhängen. Nur,
wer war daran interessiert, diese für den Privatgebrauch konzipierten Erinnerungsstücke
nach dem Tod derer aufzubewahren, für die sie entworfen worden waren?
Oder, anders formuliert, wer war nach dem Tod des ursprünglichen Besitzers daran
interessiert, die Erinnerung an die Porträtierten wachzuhalten?
21 Édouard Pommier, Théories du portrait. De la Renaissance aux Lumières, Paris 1998, S. 40 – 43. Vgl.
Gustav Künstler, Vom Entstehen des Einzelbildnisses und seiner frühen Entwicklung in der flämischen
Malerei, in: Wiener Jahrbuch für Kunstgeschichte 27, 1974, S. 20 – 64; Enrico Castelnuovo, Das
künstlerische Portrait in der Gesellschaft. Das Bildnis und seine Geschichte in Italien von 1300 bis heute
(Kleine kulturwissenschaftliche Bibliothek 11), Berlin 1988; Campbell, Renaissance Portraits (wie Anm.
20); The Image of the Individual (wie Anm. 18); Die Porträt-Kunst (wie Anm. 20); Stephen Perkinson,
The Likeness of the King. A Prehistory of Portraiture in Late Medieval France, Chicago 2009.
22 Zum Porträt als Andachtsbild vgl. Prayers and Portraits. Unfolding the Netherlandish Diptych, hg. von
John Oliver Hand/Catherine A. Metzger/Ron Spronk, New Haven 2006; Essays in Context (wie
Anm. 20).
23 Zu den Stifterbildern vgl. unter anderem Elisabeth Heller, Das altniederländische Stifterbild (Tuduv-
Studien 6), München 1976; Elisabeth Vavra, Kunstwerke als religiöse Stiftung. Überlegungen zum Stifterbild
in der deutschen Tafelmalerei des Spätmittelalters, in: Artistes, artisans et production artistique au
moyen âge, Bd. 2: Commande et travail, hg. von Xavier Barral i Altet, Paris 1987, S. 257–272; Dies.,
Kunstwerke als Massenquellen. Möglichkeiten und Grenzen einer EDV-unterstützten Auswertung, in:
›Pictura quasi fictura‹. Die Rolle des Bildes in der Erforschung von Alltag und Sachkultur des Mittelalters
und der frühen Neuzeit, hg. von Gerhard Jaritz (Forschungen des Instituts für Realienkunde des Mittelalters
und der frühen Neuzeit. Diskussionen und Materialien 1), Wien 1996, S. 191–206; Alarich Rooch,
Stifterbilder in Flandern und Brabant. Stadtbürgerliche Selbstdarstellung in der sakralen Malerei des 15.
Jahrhunderts (Kunst – Geschichte und Theorie 9), Essen 1988; Brigitte Dekeyzer, For Eternal Glory and
Remembrance. On the Representation of Patrons in Late Medieval Panel Paintings in the Southern Low
Countries, in: The Use and Abuse of Sacred Places in Late Medieval Towns, hg. von Marjan De Smet
(Medievalia Lovaniensia. Studia 1/38), Leuven 2006, S. 71–101; Johanna Scheel, Das altniederländische
Stifterbild. Emotionsstrategien des Sehens und der Selbsterkenntnis (Neue Frankfurter Forschungen zur
Kunst 14), Berlin 2013.
auch Leon Battista Alberti († 1472) und andere spätmittelalterliche »Kunsttheoretiker«
ab. ²¹ Von den Höfen wanderte das Porträt schnell in andere Gesellschaftsbereiche,
aber nicht allein als Distanzmedium, sondern auch als Medium der Selbstreflexion
und der Kommunikation mit seinen Adressaten, so auch im Kloster.
Die meisten Religiosen-Porträts, die sich die Jahrhunderte hinüber zu retten
vermochten, ordnet die Kunstgeschichte dem weit gefassten Bereich des Andachtsbildes
zu, sei es in Gestalt von Einzeltafeln oder als Diptychon, die den Rahmen
bilden, in den das Zwiegespräch zwischen Gott und dem Menschen eingefasst ist. ²²
Allzu scharfe Gattungsgrenzen (etwa zum Stifterbild) sollten aus funktionalen
Gründen aber besser nicht gezogen werden. ²³ Die Quellenbasis ist aus Gründen,
auf die ich noch zurückkommen werde, schmal: Erhalten haben sich alles in allem
bloß rund ein Dutzend Porträts von Mönchen und Nonnen. Die Zahl an sich ist
aber wenig aussagekräftig, lassen Dokumente wie das Söflinger Inventar doch vermuten,
dass es im späteren 15. Jahrhundert auch im Kloster ungleich gebräuchlicher
gewesen sein muss, in den eigenen Räumlichkeiten neben Heiligenbildchen Porträts
von Freunden, Bekannten oder Verwandten aufzustellen oder aufzuhängen. Nur,
wer war daran interessiert, diese für den Privatgebrauch konzipierten Erinnerungsstücke
nach dem Tod derer aufzubewahren, für die sie entworfen worden waren?
Oder, anders formuliert, wer war nach dem Tod des ursprünglichen Besitzers daran
interessiert, die Erinnerung an die Porträtierten wachzuhalten?
21 Édouard Pommier, Théories du portrait. De la Renaissance aux Lumières, Paris 1998, S. 40 – 43. Vgl.
Gustav Künstler, Vom Entstehen des Einzelbildnisses und seiner frühen Entwicklung in der flämischen
Malerei, in: Wiener Jahrbuch für Kunstgeschichte 27, 1974, S. 20 – 64; Enrico Castelnuovo, Das
künstlerische Portrait in der Gesellschaft. Das Bildnis und seine Geschichte in Italien von 1300 bis heute
(Kleine kulturwissenschaftliche Bibliothek 11), Berlin 1988; Campbell, Renaissance Portraits (wie Anm.
20); The Image of the Individual (wie Anm. 18); Die Porträt-Kunst (wie Anm. 20); Stephen Perkinson,
The Likeness of the King. A Prehistory of Portraiture in Late Medieval France, Chicago 2009.
22 Zum Porträt als Andachtsbild vgl. Prayers and Portraits. Unfolding the Netherlandish Diptych, hg. von
John Oliver Hand/Catherine A. Metzger/Ron Spronk, New Haven 2006; Essays in Context (wie
Anm. 20).
23 Zu den Stifterbildern vgl. unter anderem Elisabeth Heller, Das altniederländische Stifterbild (Tuduv-
Studien 6), München 1976; Elisabeth Vavra, Kunstwerke als religiöse Stiftung. Überlegungen zum Stifterbild
in der deutschen Tafelmalerei des Spätmittelalters, in: Artistes, artisans et production artistique au
moyen âge, Bd. 2: Commande et travail, hg. von Xavier Barral i Altet, Paris 1987, S. 257–272; Dies.,
Kunstwerke als Massenquellen. Möglichkeiten und Grenzen einer EDV-unterstützten Auswertung, in:
›Pictura quasi fictura‹. Die Rolle des Bildes in der Erforschung von Alltag und Sachkultur des Mittelalters
und der frühen Neuzeit, hg. von Gerhard Jaritz (Forschungen des Instituts für Realienkunde des Mittelalters
und der frühen Neuzeit. Diskussionen und Materialien 1), Wien 1996, S. 191–206; Alarich Rooch,
Stifterbilder in Flandern und Brabant. Stadtbürgerliche Selbstdarstellung in der sakralen Malerei des 15.
Jahrhunderts (Kunst – Geschichte und Theorie 9), Essen 1988; Brigitte Dekeyzer, For Eternal Glory and
Remembrance. On the Representation of Patrons in Late Medieval Panel Paintings in the Southern Low
Countries, in: The Use and Abuse of Sacred Places in Late Medieval Towns, hg. von Marjan De Smet
(Medievalia Lovaniensia. Studia 1/38), Leuven 2006, S. 71–101; Johanna Scheel, Das altniederländische
Stifterbild. Emotionsstrategien des Sehens und der Selbsterkenntnis (Neue Frankfurter Forschungen zur
Kunst 14), Berlin 2013.