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Innovationen durch Deuten und Gestalten: Klöster im Mittelalter zwischen Jenseits und Welt — Klöster als Innovationslabore, Band 1: Regensburg: Schnell + Steiner, 2014

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Militzer, Klaus: Der Aufbau von Landesherrschaften durch Ritterorden, besonders durch den Deutschen Orden
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https://doi.org/10.11588/diglit.31468#0314
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Der Aufbau von Landesherrschaften | 313
wurden häufiger als Ratgeber und damit als politisch ausschlaggebende Männer als
andere herangezogen.
Sicher haben Ritterorden nicht missioniert. ³² Aber das war auch nicht deren
Aufgabe. Sie sollten die militärische Macht stellen, die den eigentlichen Missionaren
– in Preußen den Dominikanern und Franziskanern, ³³ daneben auch Ordenspriester
und weltliche Priester – den Rücken frei hielten und jenen erst deren Aufgabe
erleichterten. Wenn man den Ritterorden, besonders dem Deutschen Orden,
den Willen zur Mission abgesprochen hat, so war der Vorwurf politisch bedingt und
hatte mit der Aufgabe dieser Orden kaum etwas zu tun. ³⁴
Die drei sogenannten »evangelischen Räte«, Keuschheit, Gehorsam und Armut,
kamen dem Verwaltungsaufbau in Preußen entgegen. Die dorthin abgestellten Brüder
bildeten disziplinierte Kampftruppen, auch wenn sie ohne den Beistand sogenannter
Kreuzfahrer nicht ausgekommen sind. Sie waren Erfüllungsgehilfen ihrer
Oberen, die wiederum von ihren Untergebenen Gehorsam erwarten durften, wenn
ein Befehl mit Rat entsprechender Brüder erlassen worden war. Die nach Preußen
gesandten Brüder konnten keine eigenen Nachkommen in ihren Ämtern protegieren.
Allenfalls sind Netzwerke regionaler Art zu ermitteln. ³⁵ Dennoch haben diese
Brüder ihre Erfahrungen aus einer anderen Welt, eben der Adelswelt des Deutschen
Reichs, nach Preußen mitgebracht. ³⁶ Einmal waren es Städte, die sie in ihrer Heimat
als Großburgen kennen gelernt haben, die sich selbst versorgen und verteidigen
konnten. In zweiter Hinsicht ist auf Bauernsiedlungen zu verweisen, die das Einkommen
steigern und, angesiedelt in fremder Umgebung, die Sicherheit der Brüder
in ihren Zentren, den Ordensburgen, vermehrten. ³⁷ Schließlich ist es auch gelungen,
32 Thomas Ertl, Mission, in: Prier et Combattre. Dictionnaire européen des ordres militaires au Moyen
Âge, hg. von Nicole Bériou/Philippe Josserand, Paris 2009, S. 614 f.
33 Marian Biskup, Das Verhältnis des Deutschen Ordens zu den anderen Orden in Preußen, in: Ritterorden
und Kirche im Mittelalter, hg. von Zenon Hubert Nowak (Ordines militares – Colloquia Torunensia
Historica 9), Toruń 1997, S. 61–79, hier S. 64 ff.; auch Militzer, Von Akkon (wie Anm. 3), S. 361. Das
trifft auch für die Johanniter und Templer zu.
34 Vgl. Wolfgang Wippermann, Der Ordensstaat als Ideologie. Das Bild des Deutschen Ordens in der
deutschen Geschichtsschreibung und Publizistik (Einzelveröffentlichungen der Historischen Kommission
zu Berlin 24/Publikationen zur Geschichte der deutsch-polnischen Beziehungen 2), Berlin 1979,
S. 30 ff.
35 Vgl. vor allem Helge Wittmann, Netzwerke und Karrieren von Thüringern im frühen Deutschen Orden,
in: Herrschaft, Netzwerke, Brüder des Deutschen Ordens in Mittelalter und Neuzeit. Vorträge der
Tagung der Internationalen Historischen Kommission zur Erforschung des Deutschen Ordens in Marburg
2010, hg. von Klaus Militzer (Quellen und Studien zur Geschichte des Deutschen Ordens 72/Veröffentlichungen
der Internationalen Historischen Kommission zur Erforschung des Deutschen Ordens
12), Weimar 2012, S. 39 – 66.
36 Marian Biskup/Gerard Labuda, Die Geschichte des Deutschen Ordens in Preußen. Wirtschaft – Gesellschaft
– Staat – Ideologie (Klio in Polen 6), Osnabrück 2000, S. 248.
37 Klaus Militzer, Unterschiede in der Herrschaftsauffassung und Herrschaft und Verwaltung in den
Zweigen des Deutschen Ordens, in: Herrschaft, Netzwerke, Brüder des Deutschen Ordens in Mittelalter
 
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