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Innovationen durch Deuten und Gestalten: Klöster im Mittelalter zwischen Jenseits und Welt — Klöster als Innovationslabore, Band 1: Regensburg: Schnell + Steiner, 2014

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Rexroth, Frank: Monastischer und scholastischer Habitus: Beobachtungen zum Verhältnis zwischen zwei Lebensformen des 12. Jahrhunderts
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https://doi.org/10.11588/diglit.31468#0329
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328 | Frank Rexroth
IV
Angesichts dieser Differenzbehauptungen geht man eher eingeschüchtert auf die
Suche nach positiven Beziehungen und Einflüssen, die die monastischen und die
scholastischen Theologien miteinander verbinden sollen, zumal dann, wenn es nicht
um inhaltliche Berührungspunkte zwischen Theologen aus solchen verschiedenen
Ambientes geht, sondern um die Monastik und die Scholastik als distinkte Lebensformen.
Genau diese Frage aber, die Frage nach der lebensweltlichen Logik der
jeweiligen Verhaltensweisen haben Leclercq und die ihm folgenden Forscher ihren
Studien gewidmet und sie hätte wahrscheinlich auch den frühen Scholastikern
eingeleuchtet. Denn diese definierten ihre Tätigkeit nicht primär inhaltlich oder
methodisch, sondern sie erachteten sie explizit als einen spezifischen modus vivendi
oder gar eine vitae religio, wie Abaelard es nannte: Die Alten, so betont Petrus,
hätten an den Weisen, das heißt den Philosophen, weniger das Wissen, sondern
eher die Lebensführung gelobt. ³² Sein Schüler Johann von Salisbury meinte, die
Philosophie lehre zuallererst zu leben: Unverfälscht, »authentisch« zu leben, sei
am Philosophieren das Beste, denn was nütze die wohl gefügte Sprache für sich
genommen? Nichts! ³³
Auch im Hinblick auf die Lebensformen mögen aber zunächst trennende Momente
ins Auge stechen. Mit Heinrich Fichtenau kann man beispielsweise auf die idealtypisch
monastischen und scholastischen Arten des Lesens verweisen, oder, damit in
enger Verbindung stehend, auf die Unterscheidung der klösterlichen Kontemplation
und derjenigen Gedankenübung, die an den Schulen praktiziert wurde und die schon
Petrus Comestor als Leitdifferenz zur Unterscheidung zweier Kulturen diente: Es
gebe Menschen, deren Kontemplation in der lectio bestehe, die nenne man scholares,
und andere, deren Kontemplation im Gebet bestehe, und das seien die claustrales. ³⁴
32 Peter Abaelard, Historia calamitatum, in: Abaelards ›Historia calamitatum‹. Text – Übersetzung – literaturwissenschaftliche
Modellanalysen, hg. von Dag Nikolaus Hasse, Berlin/New York 2002, S. 1–101,
hier S. 32. Hoc itaque loco cum dicitur: ›qui modo quodam laudabilis vitae aliis praestare videbantur
etc.‹ [Aug. De civ. VIII, 2], aperte monstratur sapientes gentium, id est philosophos, ex laude vitae potius
quam scientiae sic esse nominatos.
33 John of Salisbury, Entheticus Maior and Minor, hg. von Jan van Laarhoven, 3 Bde. (Studien und
Texte zur Geistesgeschichte des Mittelalters 17), Leiden/New York/Kopenhagen 1987, hier Bd. 1, S. 187,
V. 1249 ff.: Nam quamvis linguam formet, componat et actus, / vivere praecipue Philosophia docet. /
Vivere sincere pars optima philosophandi est, / qua sine quid prodest lingua diserta? nihil.
34 Petrus Comestor, Sermo 9 (In purificatione beatae virginis), in: Patrologia Latina, hg. von Jacques-Paul
Migne, Bd. 198, Paris 1855, Sp. 1743 –1748, hier Sp. 1747: Sane, sicut sunt duo rami contemplationis,
lectio, scilicet, et oratio, in quibus tota meditatio contemplantis versatur: ita sunt qui orationi magis
operam dantes lectioni minus insistunt, et hi sunt claustrales. Sunt alii qui lectioni invigilant, rarius
orantes, et hi sunt scholares. Vgl. Heinrich Fichtenau, Monastisches und scholastisches Lesen, in: Herrschaft,
Kirche, Kultur. Beiträge zur Geschichte des Mittelalters. Festschrift für Friedrich Prinz zu seinem
 
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