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Burkhardt, Julia; Thomas; Burkhardt, Julia [Editor]
Von Bienen lernen: das "Bonum universale de apibus" des Thomas von Cantimpré als Gemeinschaftsentwurf : Analyse, Edition, Übersetzung, Kommentar (Teilband 1): Analyse und Anhänge — Regensburg: Schnell + Steiner, 2020

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.56852#0033
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32

I. Der Autor

Thomas’ Aufenthalt im Rheinland beschränkte sich jedoch nicht nur auf Köln und
das dominikanische Studienhaus.74 Wie mehrere im „Bienenbuch“ enthaltene Ge-
schichten erkennen lassen, bereiste er mit lokal ansässigen Brüdern zahlreiche Orte
in der dominikanischen Provinz Teutonia?5 darunter die Stadt Trier sowie die Region
zwischen Rhein und Mosel, aus der er reiches Erzählgut mitbrachte (s. hierzu die
Karte in Anhang 09).76
1.4. Mobiler Lebensabend:
Die letzten Lebensjahre des Thomas von Cantimpre
Nach seiner Rückkehr aus Köln wirkte Thomas, wie schon in den Jahren nach seinem
Pariser Aufenthalt, im heimischen Konvent als Subprior sowie in der unmittelbaren
Umgebung als Prediger, Seelsorger und Dialogpartner anderer Predigerbrüder und
Gläubigen.77 Aus verschiedenen Schriften wird ersichtlich, welch großen Einfluss die-
se Tätigkeiten auf ihn hatten: So wurde Thomas auf seiner Rückreise nach Löwen (ca.
1240) durch eine Begegnung mit dem Prediger Siger von Lille zur Abfassung einer
„Vita“ über Margarethe von Ypern (1216-1237) inspiriert, die sich nach einer Radikal-
konversion vollkommen Christus und ihrem Beichtvater Siger verschrieben hatte.78
Eine spirituell vielleicht vergleichbare Verbindung mit einer anderen prominenten
Mystikerin, der heiligen Lutgard von Aywieres (Tongeren, 1182-1246), gab nur we-
nig später den Anstoß zur Abfassung einer weiteren Lebensbeschreibung. Bereits
kurz nach dem Tod Lutgards im Jahr 1246 begann Thomas, der Lutgard seit 1228
persönlich gekannt und für ihre außergewöhnliche Frömmigkeit verehrt hatte, an der
„Vita“ zu schreiben. Beinahe folgerichtig erscheint im Prolog auch die persönliche
Beziehung von Thomas und Lutgard als Garant für die Richtigkeit des Erzählten.
Dokumentiert würden, so Thomas, zuvorderst Begebenheiten und Ereignisse, die
74 S. hierzu Tervooren, Van der Masen sowie mit Bezug auf den Ideenaustausch im Bereich mysti-
scher Literatur Scheepsma, Überregionale Beziehungen. S. außerdem die Darlegungen in Kapitel
II.4.
75 Grundlegend hierzu: Heimann, Umfang der Dominikanerprovinz sowie Overhage, Konflikt und
Konsens.
76 Kühl, Die Dominikaner, S. 163. Als Beispiel für den Reiseradius sei auf eine Episode verwiesen,
die im Raum Köln spielt, welchen Thomas von Trier kommend bereiste: Unde cum a Treveri civita-
te cum fratribus predicatoribus de Theutonia per Renum descenderem in Coloniam Agrippinam et
multa ab eis memorabilia discerem ... Thom. Cantimpr. BUA 11,49,17. S. hierzu auch Burkhardt,
Predigerbrüder sowie zum Wissenstransfer in der Region Courtenay, Education and Learning.
77 Vgl. beispielsweise den Hinweis auf die Begegnung mit Siger von Lille in der „Vita der Margarethe
von Ypern“. Thom. Cantimpr. Vita Margarete de Ypris, S. 106: Unde post augustum a Parisiis
rediens, Ypras me venire contigit et te videre, ul spero, nullatenus sine fructu. S. zum Leben Mar-
garethes Bartolomei Romagnoli, Margherita d’Ypres.
78 S. Newman, Introduction, S. 8-9 sowie Meril-Bellini Delle Stelle, Caritas et familiaritas, bes.
S.471.
 
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