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Burkhardt, Julia; Thomas; Burkhardt, Julia [Hrsg.]
Von Bienen lernen: das "Bonum universale de apibus" des Thomas von Cantimpré als Gemeinschaftsentwurf : Analyse, Edition, Übersetzung, Kommentar (Teilband 1): Analyse und Anhänge — Regensburg: Schnell + Steiner, 2020

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https://doi.org/10.11588/diglit.56852#0076
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II.3. Die ideale Gemeinschaft

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scheinbar marginaler Lebenswelten des 13. Jahrhunderts lesen - als ein Panorama,
das dem Zusammenwirken von Mensch und Natur im Kleinen ebenso Raum bot wie
der Dynamik großer politischer oder religiöser Entwicklungen und schließlich dem
Spektrum zeitgenössischer Wahrnehmungen diverser religiöser Lebensformen.158
II.3.2. Bienen als Leitmotiv des Bonum universale de apibus
Die Funktion der Bienenallegorie für die Textorganisation
Ausgehend vom Verständnis der Natur als Lehrstoff für das menschliche Leben fun-
giert im „Bienenbuch“ die Gemeinschaft als Handlungsvorbild für die Gläubigen.
Die sorgfältige Struktur, die Thomas von Cantimpre im Bonum universale de apibus
zur Präsentation dieser Allegorie konzipierte, offenbart sich freilich nur dem auf-
merksamen Konsumenten des gesamten Werkes; den (mittelalterlichen) Lesern oder
Hörern ausgewählter Stellen dürfte diese Systematik verborgen geblieben sein.159
Ein Vergleich der Bienen-Beobachtungen mit dem Liber de natura rerum zeigt
jedoch, dass die Geschichtenvielfalt des „Bienenbuchs“ auf einem wohl durchdach-
ten Grundkonzept basiert. So zerlegte Thomas von Cantimpre Kapitel IX,2 seiner
Naturenzyklopädie nicht einfach der Reihenfolge nach in seine Bestandteile, sondern
kombinierte die darin befindlichen Aussagen zu Bienen thematisch passend in einer
neuen Abfolge.160 Auch wenn sich in mehreren Fällen die ursprünglichen Quellen wie
z. B. Plinius oder Ambrosius identifizieren lassen, ist doch anzunehmen, dass Tho-
mas vorrangig aus seiner eigenen naturkundlichen Abhandlung exzerpierte.161
Die Bienen-Leitsätze dienen dazu, auf den Themenschwerpunkt des jeweiligen
Kapitels einzustimmen, was manchmal besser und manchmal schlechter gelingt.
Während man sich beispielsweise recht gut denken kann, was sich hinter dem Leit-
satz „Um den Bienenkönig herum sind gewisse Leibwächter, beständige Hüter seiner
Amtsgewalt“ verbirgt (BUA 1,16: Darlegung der gemeinschaftlichen Verantwortung
für den Schutz des Vorstehers), klingt die Devise „Bienen, die ihren Stachel verlie-
ren, können fortan keine Honige mehr machen“ etwas kryptischer (BUA 11,17: Prin-
zip der Bestrafung bei unterlassener Hilfeleistung). Zudem wird die jeweilige Bien-
enthematik nur selten explizit mit der anschließenden Kombination aus Exempeln,
158 S. dazu Schneidmüller, Die Ordnung von Welt und Geschichte sowie Keller, Ordnungsvorstel-
lungen.
159 Zur Predigtpraxis im 13. Jahrhundert s. Menzel, „Historiarum armarium“ sowie Schmidt, Allego-
rie und Empirie; mit Blick auf Thomas’ Naturverständnis s. erneut Pollini, La nature.
160 Dies zeigt sich schon in den ersten Kapiteln des „Bienenbuchs“ und sei hier lediglich exemplarisch
dargelegt: Während das Thema zu Thom. Cantimpr. BUA 1,1 aus Thom. Cantimpr. Ldnr IX, 2, 105
stammt, greift das Thema aus Thom. Cantimpr. BUA 1,2 auf eine frühere Textstelle (Thom. Can-
timpr. Ldnr IX, 2, 90) zurück. Die These für Thom. Cantimpr. BUA 1,3 wiederum schließt direkt
an die in Thom. Cantimpr. BUA 1,2 an (s. Thom. Cantimpr. Ldnr IX, 2, 90-93).
161 Zu Thomas’ Arbeitsweise im Liber de natura rerum s. Cipriani, Analisi delle fonti sowie Hüne-
mörder, Bedeutung und Arbeitsweise.
 
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