2.3 Quellen und Vorlagen
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Admonter Bibliothek und das produktive Skriptorium waren den zeitgenössischen
Gelehrten durchaus bekannt.151 Darüber hinaus spielte das Stift Admont in kirchen-
politischer Hinsicht eine zentrale Rolle für die südostdeutschen und österreichischen
Reformkreise um Salzburg, Regensburg und Passau, wie personelle Verbindungen,
Gebetsverbrüderungen und die Admonter Briefsammlung eindrücklich belegen.152
Vor allem über die Handschriftenüberlieferung lassen sich zahlreiche Verbindungen
zum Reformkloster Prüfening in Regensburg nachweisen.153
Ein schönes Beispiel hierfür stellt die Streitschrift Libellus contra invasores et sym-
oniacos des römischen Kardinals Deusdedit dar, die ebenfalls zu den zentralen Quel-
len des Opusculum gehört. Deusdedit (ca. 1043-1098/1099) war zunächst Mönch im
Benediktinerkloster Tülle in der Diözese Limoges und wurde am 1. November 1078
zum Kardinalpriester der römischen Kirche SS. Apostolorum in Eudoxia, später auch
als San Pietro in Vincoli bekannt, berufen.154 Gerhoch benutzte für die Abfassung des
Opusculum nicht die bekanntere und ebenfalls aus den pseudoisidorischen Dekreta-
len schöpfende Collectio canonum des römischen Kardinals, die um 1086/1087 ent-
standen und Papst Viktor III. gewidmet ist, sondern den weniger bekannten Libellus,
den Deusdedit gegen die Anhänger des Gegenpapstes Clemens III. (1084-1100) im
Wibertinischen Schisma schrieb und darin die Gültigkeit der von Schismatiker und
Simonisten gespendeten Sakramente bestritt.155 Aus dieser Streitschrift, die in einer
kürzeren und einer längeren Fassung überliefert ist und in den Handschriften gerne
im Zusammenhang mit dem Liber contra Wibertum Anselms von Lucca steht, exzer-
pierte Gerhoch Passagen aus der kürzeren Fassung, von der sich eine Handschrift zur
Abfassungszeit des Opusculum im Regensburger Reformkloster Prüfening befand
und heute leider verschollen ist.156 Auffallend ist die Tatsache, dass Gerhoch an zahl-
suscipiatispro eo, cpiod minus dixi, quam congrueret sanctissimis inquisitionibus vestris. Gerhoch
von Reichersberg, Gerhohi epistolae, ep. 26, Migne PL 193, Sp. 607. Vgl. Classen, Gerhoch, S. 404
(Regest 161).
151 Vgl. Lutter, Geschlecht & Wissen, S. 59-61. Leider hat sich kein zeitgenössischer Handschrif-
tenkatalog aus Admont erhalten. Zum Buchbestand und zur Wissenschaftspflege in Admont vgl.
Stelzer, Gelehrtes Recht, S. 21-44.
152 Zu den personellen Beziehungen und Gebetsverbrüderungen vgl. Arnold, Admont, S. 350-369;
Weinfurter, Salzburger Bistumsreform, S. 160, Anm. 253. Die Admonter Briefsammlung belegt
zahlreiche Kontakte Abt Gottfrieds von Admont zu den Bischöfen von Passau und Bamberg sowie
zu den Äbten von St. Emmeram und Prüfening: Die Admonter Briefsammlung, ed. Günther Hödl/
Peter Classen, MGH Briefe d. dt. Kaiserzeit 6, München 1983.
153 Vgl. Lutter, Geschlecht & Wissen, S. 58; Märtl, Regensburg, S. 178-179.
154 Zur Biographie Deusdedits vgl. Zimmermann, Deusdedit, S. 504-506; Hüls, Kardinäle, S. 194, Nr. 1.
155 Zur Collectio canonum vgl. Kery, Canoncial collections, S. 228-232. Neben Gerhoch lässt sich
die Kenntnis des Libellus nur noch bei Hugo von Flavigny nachweisen: vgl. Healy, Chronicle,
S. 105-106; Sackur, MGH Ldl 2, S. 294 (Einleitung zur Edition).
156 Zur Überlieferung vgl. Sackur, MGH Ldl 2, S. 298-299 (Einleitung zur Edition). Grundlegend vgl.
Märtl, Regensburg, S. 164-165; dies., Zur Überlieferung, S. 192-196.
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Admonter Bibliothek und das produktive Skriptorium waren den zeitgenössischen
Gelehrten durchaus bekannt.151 Darüber hinaus spielte das Stift Admont in kirchen-
politischer Hinsicht eine zentrale Rolle für die südostdeutschen und österreichischen
Reformkreise um Salzburg, Regensburg und Passau, wie personelle Verbindungen,
Gebetsverbrüderungen und die Admonter Briefsammlung eindrücklich belegen.152
Vor allem über die Handschriftenüberlieferung lassen sich zahlreiche Verbindungen
zum Reformkloster Prüfening in Regensburg nachweisen.153
Ein schönes Beispiel hierfür stellt die Streitschrift Libellus contra invasores et sym-
oniacos des römischen Kardinals Deusdedit dar, die ebenfalls zu den zentralen Quel-
len des Opusculum gehört. Deusdedit (ca. 1043-1098/1099) war zunächst Mönch im
Benediktinerkloster Tülle in der Diözese Limoges und wurde am 1. November 1078
zum Kardinalpriester der römischen Kirche SS. Apostolorum in Eudoxia, später auch
als San Pietro in Vincoli bekannt, berufen.154 Gerhoch benutzte für die Abfassung des
Opusculum nicht die bekanntere und ebenfalls aus den pseudoisidorischen Dekreta-
len schöpfende Collectio canonum des römischen Kardinals, die um 1086/1087 ent-
standen und Papst Viktor III. gewidmet ist, sondern den weniger bekannten Libellus,
den Deusdedit gegen die Anhänger des Gegenpapstes Clemens III. (1084-1100) im
Wibertinischen Schisma schrieb und darin die Gültigkeit der von Schismatiker und
Simonisten gespendeten Sakramente bestritt.155 Aus dieser Streitschrift, die in einer
kürzeren und einer längeren Fassung überliefert ist und in den Handschriften gerne
im Zusammenhang mit dem Liber contra Wibertum Anselms von Lucca steht, exzer-
pierte Gerhoch Passagen aus der kürzeren Fassung, von der sich eine Handschrift zur
Abfassungszeit des Opusculum im Regensburger Reformkloster Prüfening befand
und heute leider verschollen ist.156 Auffallend ist die Tatsache, dass Gerhoch an zahl-
suscipiatispro eo, cpiod minus dixi, quam congrueret sanctissimis inquisitionibus vestris. Gerhoch
von Reichersberg, Gerhohi epistolae, ep. 26, Migne PL 193, Sp. 607. Vgl. Classen, Gerhoch, S. 404
(Regest 161).
151 Vgl. Lutter, Geschlecht & Wissen, S. 59-61. Leider hat sich kein zeitgenössischer Handschrif-
tenkatalog aus Admont erhalten. Zum Buchbestand und zur Wissenschaftspflege in Admont vgl.
Stelzer, Gelehrtes Recht, S. 21-44.
152 Zu den personellen Beziehungen und Gebetsverbrüderungen vgl. Arnold, Admont, S. 350-369;
Weinfurter, Salzburger Bistumsreform, S. 160, Anm. 253. Die Admonter Briefsammlung belegt
zahlreiche Kontakte Abt Gottfrieds von Admont zu den Bischöfen von Passau und Bamberg sowie
zu den Äbten von St. Emmeram und Prüfening: Die Admonter Briefsammlung, ed. Günther Hödl/
Peter Classen, MGH Briefe d. dt. Kaiserzeit 6, München 1983.
153 Vgl. Lutter, Geschlecht & Wissen, S. 58; Märtl, Regensburg, S. 178-179.
154 Zur Biographie Deusdedits vgl. Zimmermann, Deusdedit, S. 504-506; Hüls, Kardinäle, S. 194, Nr. 1.
155 Zur Collectio canonum vgl. Kery, Canoncial collections, S. 228-232. Neben Gerhoch lässt sich
die Kenntnis des Libellus nur noch bei Hugo von Flavigny nachweisen: vgl. Healy, Chronicle,
S. 105-106; Sackur, MGH Ldl 2, S. 294 (Einleitung zur Edition).
156 Zur Überlieferung vgl. Sackur, MGH Ldl 2, S. 298-299 (Einleitung zur Edition). Grundlegend vgl.
Märtl, Regensburg, S. 164-165; dies., Zur Überlieferung, S. 192-196.