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Gerhohus; Becker, Julia [Editor]; Insley, Thomas [Transl.]
Gerhoch von Reichersberg, Opusculum de aedificio Dei: die¬ Apostel als Ideal : Edition, Übersetzung, Kommentar (Teilband 1): Einleitung, Verzeichnisse und Edition mit Übersetzung Opusculum de aedificio Dei — Regensburg: Schnell + Steiner, 2020

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https://doi.org/10.11588/diglit.65331#0045
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2. Opusculum de aedificio Dei

Klerus verliert er sich immer wieder in vorsichtigen, letztlich unklaren Argumentati-
onen und Ausnahmeregelungen: so beabsichtigt Gerhoch „nicht hiervon zu überzeu-
gen, dass der Bischof den Zoll und das übrige zweifellos vom König Herrührende
ablehnen soll“,216 da man einmal der Kirche Geschenktes nicht wieder wegnehmen
dürfe,217 vor allem dann nicht, wenn es für einen guten Zweck eingesetzt werden
würde.218 Doch bei der konkreten Verwaltung der königlichen Herrschaftsrechte
sieht er einen klaren Widerspruch zur priesterlichen Amtsauffassung.219
Die Verwaltung der kirchlichen Güter beschäftigt Gerhoch in den folgenden Ka-
piteln (26-37). Nach dem apostolischen Vorbild habe die Kirche keine Dienstleute
(ministerielles) besessen, erst durch die Landübertragungen an die Bischöfe seien
auch Bauern zur Bewirtschaftung übergeben worden. Die Kirchen sollen diese
Dienstleute jedoch nur zum Schutz vor den weltlichen Fürsten und nicht zu ihrer ei-
genen Verteidigung besitzen.220 Nur im Ausnahmefall, beispielsweise während einer
gefährlichen Reise, gesteht Gerhoch einem Bischof ritterliche Dienstleute als Beglei-
ter zu.221 Zentral ist für Gerhoch jedoch der Gedanke, dass die Entlohnung dieser
ritterlichen Dienstleute nicht aus den Kirchengütern erfolgen dürfe,222 da dies auch
nicht in den heiligen Kanones verankert sei.223 Nach der Verwaltung und vor allem
der Weitergabe der kirchlichen Güter durch die Bischöfe folgt der Themenkomplex
der Simonie, dem sich Gerhoch in den Kapiteln 38 bis 49 widmet. Bei der Ausübung
eines geistlichen Amtes komme der Verwalter in Berührung mit drei Arten von Ga-
ben: „Die erste ist eine geschuldete Gabe, die zweite ist eine nicht geschuldete Gabe,
216 Hec dicens non illud intendo persuadere, ut episcopus theloneum ac cetera sine dubio ad regem
pertinentia sic abnuat... Gerhoch von Reichersberg, De aedificio Dei, cap. 23, S. 218.
217 ... qui talia semel qcclesiis donata quacunque occasione ab Ulis auferentes dicunt sacrilegium
committere, quoniam ecclesia rem semel acceptam et diutina possessione mancipatam non potest
amittere. Ebd.
218 Gerhoch argumentiert hier so, dass die königlichen Landgüter, die die Kirche für die Armen ein-
setzen würde, wie durch einen Mantel der Liebe, die Sünden ihres Schenkers überdenken würden,
und daher der König davon mehr profitiere als die Kirche. Vgl. Gerhoch von Reichersberg, De
aedificio Dei, cap. 17, S. 202-204.
219 Quibus ego adpresens non respondeo, sed illud simpliciter affirmo, quod, sicut laici nullo iusticig
uel falso colore decimarum possessionem sibi poterunt licitam affirmare, quoniam decima
qcclesiastica res esse non dubitatur, sic Ule regales et militares administrationes ab episcopis sine
certasui ordinis apostasia gubernari nonpossunt. Ebd. Vgl. Classen, Gerhoch, S. 43-44.
220 Extunc cqpit ecclesia ministeriales habere, quos ipsa tueretur, non a quibus ipsa defenderetur, ut
quidam rerum gestarum imperiti somniant, qui illos qcclesig ad hoc datos putant, ut eos episcopi
de pauperum facultatibus pascant et quanto plures ex eis poterunt, semper secum teneant. Ger-
hoch von Reichersberg, De aedificio Dei, cap. 27, S. 228.
221 Vgl. Gerhoch von Reichersberg, De aedificio Dei, cap. 28, S. 230-232. Vgl. Classen, Gerhoch, S. 44.
222 Vgl. Gerhoch von Reichersberg, De aedificio Dei, cap. 29-37, S. 234-256. Vgl. Classen, Gerhoch,
S. 44.
223 Si tota canonum series recenseatur, ministris militibus et clericis diuitibus nulla portio de rebus
qcclesig destinatur. Nusquam in Romanorum pontificum decretalibus epistolis, nusquam in sanc-
torum patrum sententiis hoc approbatur, ut uel miles minister uel clericus, ex proprio diues, de
stipendiis qcclesigpascatur. Gerhoch von Reichersberg, De aedificio Dei, cap. 31, S. 242.
 
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