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2. Opusculum de aedificio Dei
Aposteln überlieferte, kurze Glaubensbekenntnis, die für sein Gewerbe, für seinen
Stand von den heiligen Aposteln überlieferte Regel der Lebensführung lernen.“260 Im
Fall einer Nottaufe wegen Todesgefahr sollen die Kenntnisse des Vaterunsers und des
Glaubensbekenntnisses nachgeholt werden, denn alle Christen seien zum Lernen und
Verstehen des Glaubensbekenntnisses und des Vaterunsers verpflichtet.261
Anschließend (Kapitel 135-145) kehrt Gerhoch wieder zu der Frage zurück,
durch welches Tor der Getaufte Zutritt zur himmlischen Stadt Jerusalem erhalte. Die
Büßer und Unschuldigen treten durch das Taltor, das für die wahrhaftige Demut
Christi steht, in die himmlische Stadt ein.262 Dabei solle jeder Getaufte nach den
Gesetzen der Unschuld leben und falls er von diesen abweiche, Buße tun. Weigere er
sich Buße zu tun, müsse er mit der Exkommunikation bestraft werden.263 Sei eine
Exkommunikation nicht möglich, da sie zu großes Aufsehen erregen und zu viele
Priester treffen würde, sollen die gesetzesuntreuen Kleriker „geheilt“ und zu einem
regelgemäßen Leben zurückgeführt werden.264 Nur so könnten in den einzelnen
Taufkirchen Zufluchtsorte für die Armen und Witwen, sogenannte Ptochien, entste-
hen, die aus den Mitteln der Zehnten gebaut und durch die Diakone verwaltet wer-
den sollen. Diese garantieren wiederum als Quelltor den Zugang zur himmlischen
Stadt.265 Reiche und Zöllner können aber nur dann in die Heilige Stadt eintreten,
wenn sie fremdes Gut zurückerstatten. Derjenige, der dies nicht tue, wird durch die
Tore der Hölle zum Tod geleitet. Wer sich aber um Rückerstattung fremden Gutes
bemühe und sein eigenes Gut verschenke, wird von Gott gereinigt und in die Ge-
meinschaft der Heiligen eingefügt.266
Damit leitet Gerhoch über zum Aspekt der Verteilung der Einkünfte an den Regu-
larkanonikerstiften (Kapitel 146-154). Die kanonische Vierteilung der kirchlichen
260 ... discat omnis Christianus fidem succincte ab apostolis traditam, discat uiuendi regulam su$
professioni, su$ qualitati asanctis apostolis traditam. Gerhoch von Reichersberg, De aedificio Dei,
cap. 132, S. 446.
261 Si quis uero pro mortis periculo ante plenam huius adbreuiati uerbi noticiam baptizabatur, post
baptismum, si mortem euasit, ex precepto canonum ad hoc stringebatur, ut, cpiod ante baptismum
didicisse debuit, post baptismum disceret, ne fidem suam ignorans frustra sacramenta fidei por-
taret. Gerhoch von Reichersberg, De aedificio Dei, cap. 134, S. 448.
262 Vgl. Gerhoch von Reichersberg, De aedificio Dei, cap. 135, S. 450-456.
263 Primum esset enim, ut unusquisquepost baptisma uiueret sub legibus innocentiq. Secundum uero,
ut, si ab his deuiaret, constringeretur sub legibus et regulispenitentiq. Tercium, ut, si nec his uellet
subiacere, priuaretur qcclesiastica societate. Gerhoch von Reichersberg, De aedificio Dei, cap.
136, S. 456.
264 Vgl. Gerhoch von Reichersberg, De aedificio Dei, cap. 137, S. 458-460.
265 Tune per singulas baptismales gcclesias edificaretur porta fontium, quia pro facultate decimarum
fierent receptacula pauperum et maxime uiduarum de quartaportione decimationis pascendarum.
Hec receptacula quondam ptochia dicebantur, quibus dispensandis diaconi et archidiaconi pre-
ficiebantur, per singulos annos episcopis de sua dispensatione rationem reddituri. Gerhoch von
Reichersberg, De aedificio Dei, cap. 138, S. 460.
266 Vgl. Gerhoch von Reichersberg, De aedificio Dei, cap. 139-145.
2. Opusculum de aedificio Dei
Aposteln überlieferte, kurze Glaubensbekenntnis, die für sein Gewerbe, für seinen
Stand von den heiligen Aposteln überlieferte Regel der Lebensführung lernen.“260 Im
Fall einer Nottaufe wegen Todesgefahr sollen die Kenntnisse des Vaterunsers und des
Glaubensbekenntnisses nachgeholt werden, denn alle Christen seien zum Lernen und
Verstehen des Glaubensbekenntnisses und des Vaterunsers verpflichtet.261
Anschließend (Kapitel 135-145) kehrt Gerhoch wieder zu der Frage zurück,
durch welches Tor der Getaufte Zutritt zur himmlischen Stadt Jerusalem erhalte. Die
Büßer und Unschuldigen treten durch das Taltor, das für die wahrhaftige Demut
Christi steht, in die himmlische Stadt ein.262 Dabei solle jeder Getaufte nach den
Gesetzen der Unschuld leben und falls er von diesen abweiche, Buße tun. Weigere er
sich Buße zu tun, müsse er mit der Exkommunikation bestraft werden.263 Sei eine
Exkommunikation nicht möglich, da sie zu großes Aufsehen erregen und zu viele
Priester treffen würde, sollen die gesetzesuntreuen Kleriker „geheilt“ und zu einem
regelgemäßen Leben zurückgeführt werden.264 Nur so könnten in den einzelnen
Taufkirchen Zufluchtsorte für die Armen und Witwen, sogenannte Ptochien, entste-
hen, die aus den Mitteln der Zehnten gebaut und durch die Diakone verwaltet wer-
den sollen. Diese garantieren wiederum als Quelltor den Zugang zur himmlischen
Stadt.265 Reiche und Zöllner können aber nur dann in die Heilige Stadt eintreten,
wenn sie fremdes Gut zurückerstatten. Derjenige, der dies nicht tue, wird durch die
Tore der Hölle zum Tod geleitet. Wer sich aber um Rückerstattung fremden Gutes
bemühe und sein eigenes Gut verschenke, wird von Gott gereinigt und in die Ge-
meinschaft der Heiligen eingefügt.266
Damit leitet Gerhoch über zum Aspekt der Verteilung der Einkünfte an den Regu-
larkanonikerstiften (Kapitel 146-154). Die kanonische Vierteilung der kirchlichen
260 ... discat omnis Christianus fidem succincte ab apostolis traditam, discat uiuendi regulam su$
professioni, su$ qualitati asanctis apostolis traditam. Gerhoch von Reichersberg, De aedificio Dei,
cap. 132, S. 446.
261 Si quis uero pro mortis periculo ante plenam huius adbreuiati uerbi noticiam baptizabatur, post
baptismum, si mortem euasit, ex precepto canonum ad hoc stringebatur, ut, cpiod ante baptismum
didicisse debuit, post baptismum disceret, ne fidem suam ignorans frustra sacramenta fidei por-
taret. Gerhoch von Reichersberg, De aedificio Dei, cap. 134, S. 448.
262 Vgl. Gerhoch von Reichersberg, De aedificio Dei, cap. 135, S. 450-456.
263 Primum esset enim, ut unusquisquepost baptisma uiueret sub legibus innocentiq. Secundum uero,
ut, si ab his deuiaret, constringeretur sub legibus et regulispenitentiq. Tercium, ut, si nec his uellet
subiacere, priuaretur qcclesiastica societate. Gerhoch von Reichersberg, De aedificio Dei, cap.
136, S. 456.
264 Vgl. Gerhoch von Reichersberg, De aedificio Dei, cap. 137, S. 458-460.
265 Tune per singulas baptismales gcclesias edificaretur porta fontium, quia pro facultate decimarum
fierent receptacula pauperum et maxime uiduarum de quartaportione decimationis pascendarum.
Hec receptacula quondam ptochia dicebantur, quibus dispensandis diaconi et archidiaconi pre-
ficiebantur, per singulos annos episcopis de sua dispensatione rationem reddituri. Gerhoch von
Reichersberg, De aedificio Dei, cap. 138, S. 460.
266 Vgl. Gerhoch von Reichersberg, De aedificio Dei, cap. 139-145.