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Gerhohus; Becker, Julia [Hrsg.]; Insley, Thomas [Übers.]
Gerhoch von Reichersberg, Opusculum de aedificio Dei: die¬ Apostel als Ideal : Edition, Übersetzung, Kommentar (Teilband 1): Einleitung, Verzeichnisse und Edition mit Übersetzung Opusculum de aedificio Dei — Regensburg: Schnell + Steiner, 2020

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https://doi.org/10.11588/diglit.65331#0068
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3.3 Bedeutung und Rezeption

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übrigen autoritativen Zitat aus der Lateransynode abgehoben und in keinster Weise
als Zusatz Gerhochs gekennzeichnet.349 Woher Gerhoch seine Informationen über
diese Synode hatte, ist nicht mehr zu klären, sein Bericht stimmt nur teilweise mit
demjenigen bei Ekkehard von Aura überein.350 Vielleicht hat er während seines Auf-
enthalts in Rom während der Lateransynode 1123 ein entsprechendes Schriftstück
einsehen können, zumindest erwähnt er am Anfang dieser Randglosse eine Urkunde,
die in Rom auf bewahrt worden sei.351
Ein abschließendes Fazit über die Bedeutung Gerhochs und vor allem seines Erst-
lingswerk De aedificio Dei für die Kanonikerreform fällt nicht leicht. Mehrfach
wurde Gerhoch in der älteren Forschung mit seinem Zeitgenossen Bernhard von
Clairvaux verglichen und als „deutscher Bernhard“ bezeichnet.352 Hinsichtlich der
beeindruckenden Anzahl seiner literarischen Schriften ist dieser Vergleich durchaus
gerechtfertigt, Rezeption und Wirkungskreis seiner Werke hingegen lassen sich nicht
auf eine Stufe mit denjenigen Bernhards von Clairvaux stellen.353 Der Heidelberger
Mediävist Peter Classen beschreibt Gerhoch als „Einzelgänger ohne Einfluss“354 und
vertritt die Ansicht, dass man „nicht leicht in Gefahr komme, seinen Einfluß auf das
12. Jahrhundert zu überschätzen.“355 Tatsächlich ist die Rezeption von Gerhochs Re-
formwerk aus zeitgenössischer Sicht sehr gering, wie die magere handschriftliche
Verbreitung des Opusculum belegt. Diesen Befund bestätigt auch der Blick in die
Leithandschrift (München, BSB, Clm 5129) aus der Mitte des 12. Jahrhunderts: Au-
ßer den in die Handschriftenbeschreibung aufgenommenen Nota-Zeichen sind keine
zeitgenössischen Rezeptionsspuren in der Handschrift nachzuweisen.356 Das Perga-
ment ist auf manchen Folia sehr dick und steif und macht nicht den Eindruck, als ob
es häufig durchgeblättert worden sei. Dabei weist der Kodex an sich ein sehr handli-
ches Format auf und hätte sich gut für das Reisegepäck eines reformfreudigen Regu-
larkanonikers geeignet.
Die geringe Rezeption von Gerhochs Opusculum dürfte in der Radikalität und
Hartnäckigkeit seiner Forderungen begründet sein. Die Heftigkeit Gerhochs lag nicht
im asketischen Bereich, sondern in der Grundsätzlichkeit, in der er die vita apostoli-
ca von allen Klerikern einforderte. Allein die unbedingte Unterwerfung unter die
apostolische und gemeinschaftliche Lebensweise konnte seiner Meinung nach das
349 Siehe hierzu auch Einleitung, Kap. 3.1.
350 Vgl. Ekkehard von Aura, Chronicon, ed. Waitz, MGH SS 6, S. 250-251; Gresser, Synoden und
Konzilien, S. 425.
351 Ubi idem Paschalis suam sententiam dampnans et retractans, ita dixisse legitur, et scriptum Rome
seruatur. Ebd. Vgl. auch Classen, Gerhoch, S. 26-27.
352 Vgl. Fichtenau, Studien, S. 1; Ott, Gerhoh, S. 32. Zusammenfassend hierzu vgl. Classen, Gerhoch,
S. 78.
353 Classen, Gerhoch, S. 78.
354 Classen, Der Häresiebegriff, S. 471.
355 Classen, Gerhoch, S. 315.
356 Siehe hierzu Einleitung, Kap. 4.1.1.
 
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