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Gerhohus; Becker, Julia [Hrsg.]; Insley, Thomas [Übers.]
Gerhoch von Reichersberg, Opusculum de aedificio Dei: die¬ Apostel als Ideal : Edition, Übersetzung, Kommentar (Teilband 1): Einleitung, Verzeichnisse und Edition mit Übersetzung Opusculum de aedificio Dei — Regensburg: Schnell + Steiner, 2020

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https://doi.org/10.11588/diglit.65331#0090
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4.2 Editionskriterien

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digkeit der Neuedition des Textes noch einmal deutlich vor Augen tritt. Die Ausgabe
von Pez im Thesaurus anecdotorum wird in der Neuedition nicht berücksichtigt, da
Migne diese unverändert in seine Version des Opusculum übernommen hat. Die Pu-
blikation des Liber de aedificio dei in der Patrologia latina von Jacques-Paul Migne
beruht ebenfalls wie diejenige von Bernhard Pez auf der Abschrift des 15. Jahrhun-
derts (M2), die an einigen Stellen Lücken aufweist. Der Edition in der Reihe der
MGH von Ernst Sackur (Sa) liegt zwar die primäre Handschrift Ml zugrunde, sie
führt aber nur Incipit und Explicit der Randglossen auf und greift auch sonst stark
kürzend zu Lasten des Textverständnisses ein. Hier fehlen immer wieder komplette
Passagen des Haupttextes, unter anderem die Kapitel 9-12, 75-95 und 97-107. Durch
diese starken Kürzungen von Sackur verblasst im inhaltlichen Kontext nicht nur Ger-
hochs Ideal der Rückkehr zur vita apostolica im Sinne der Apostelgeschichte, die er
an zentralen Stellen im Haupttext entwickelt, sondern auch sein Umgang mit den
Autoritätenzitaten und die starke Rezeption zeitgenössischer kanonistischer Rechts-
sammlungen in den Randglossen kann nicht genügend gewürdigt werden.
2) Im Zitationsapparat, der sich unterhalb des textkritischen Variantenapparats
befindet, werden die im Haupttext und in den Autoritäten zitierten Stellen aus der
Bibel oder anderen antiken und mittelalterlichen Autoren gekennzeichnet. Wörtliche
Zitate erscheinen kursiv, bei inhaltlichen Anlehnungen wird durch ein „Vgl.“ auf die
entsprechende Stelle verwiesen. Bibelzitate werden nach der Version der Vulgata
aufgelöst,374 bei Zitaten aus dem Psalter wird aus der Fassung des „Psalterium Galli-
canum“ zitiert, der im Zitationsapparat und im Bibelstellenregister als „Ps (G)“ ge-
kennzeichnet ist. Bei allen anderen Autoren wird in der Regel auf die aktuelle kriti-
sche Edition verwiesen. Bei Zitaten aus kanonistischen Sammelhandschriften werden
immer mehrere mögliche Quellen angegeben, um die enge Verflechtung der zeitge-
nössischen Kanonessammlungen sowie die Abhängigkeit Gratians von diesen zu ver-
deutlichen.375 Die Zuordnung der im Zitationsapparat ausgezeichneten Stellen erfolgt
sowohl im Haupttext als auch in den Autoritäten zeilengenau.
3) Der Autoritäten-Apparat bietet unterhalb des Zitationsapparates die Möglich-
keit, sich über die genaue Position der jeweiligen Randglosse im Haupttext der Leit-
handschrift Ml zu informieren. Da die genaue inhaltliche Zuordnung zum Haupttext
nur in wenigen Fällen möglich ist, wird dem Leser die Position der Glosse in der
Handschrift vor Augen gestellt (s. Abb. 13). Der Beginn der Glosse wird dem Haupt-
text zeilengenau zugeordnet: wie in der Abbildung mit den Pfeilen dargestellt, kenn-
zeichnet das erste Wort der Zeile den Beginn der Glosse (rote Pfeile) und das letzte
Wort der Zeile das Ende der Glosse (blaue Pfeile). Für den Fall, dass die Glosse auf
dem unteren Rand fortgeführt wird oder weitere Glossen dort verzeichnet sind, findet
sich nur das letzte Wort auf der Seite im Apparat wieder. Dazwischen werden im
374 Weber-Gryson, Biblia sacra iuxta Vulgatam versionem, Editio quinta, Stuttgart 2007.
375 Siehe auch Einleitung, Kap. 3.2.
 
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