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Gerhohus; Becker, Julia [Hrsg.]; Insley, Thomas [Übers.]
Gerhoch von Reichersberg, Opusculum de aedificio Dei: die¬ Apostel als Ideal : Edition, Übersetzung, Kommentar (Teilband 1): Einleitung, Verzeichnisse und Edition mit Übersetzung Opusculum de aedificio Dei — Regensburg: Schnell + Steiner, 2020

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https://doi.org/10.11588/diglit.65331#0166
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Über das Bauwerk Gottes - 9. Kapitel

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wie ein Kreis, der gleichmäßig vom Mittelpunkt entfernt ist, so allein auf
Gott hin ausgerichtet ist, dass in ihm die Stadt gesehen wird, die teilhat an
Gott.
10. Nachdem aber ein solches Fundament vorangestellt worden war, findet 5
man das, was nachher von Ludwig* 9 darauf erbaut wurde, nicht gut um den
unteilbaren, einheitlichen Mittelpunkt gerundet und so eckig, dass es sich
auf keine Weise auf einen einheitlichen Mittelpunkt bezieht; sondern es
wird durch die eigenen Häuser, gleichsam durch verschiedenartige Winkel,
so auseinandergespreizt, dass es von dem vorangestellten Fundament 10
keineswegs gestützt wird. Damit also jenes schlechte Bauwerk
niedergeworfen wird, ist es nicht nötig, von außen Belagerungsmaschinen
heranzuführen, sondern es reicht aus, das Fundament selbst ein klein wenig
in Bewegung zu versetzen, und es wird ohne Zweifel alles niederfallen, was
dem Fundament nicht richtig angepasst wurde. Denn wenn gegen jene mit 15
Eigenbesitz die Autoritäten, die ebendort enthalten sind, von den Bischöfen
in Bewegung gesetzt werden und die Kleriker selbst durch die bischöfliche
Autorität zur deren Einhaltung verpflichtet werden, müssen jene
notwendigerweise entweder beweisen, dass ihre Regel der Regel Christi
nicht widerspricht, oder nach Aufgabe ihrer Regel die Regel der Apostel 20
annehmen, mit der sie alle Autoritäten der rechtgläubigen Väter
übereinstimmen sehen. Wenn sie das aber nicht wollen, sondern es wagen,
ihre Ketzerei zu verteidigen, werden sie verflucht sein, da sie ja den
Aposteln Widersprechendes als Evangelium verkünden. Sie müssen also
exkommuniziert werden; oder sie müssen, wenn dies wegen ihrer großen 25
Anzahl und der eingewachsenen Gewohnheit der Schlechten nicht
geschehen kann, zugleich von ihrer kirchlichen Würde und Pfründe entfernt
werden, damit diesen gleichwie den zuhause eingesperrten Kälbern nicht die
Milch des Unterhalts aus einer Pfründe von den Bischöfen, denen das Joch
des Herrn auferlegt ist, gewährt wird. Wenn die Bischöfe sich umkehren, 30
um den hinter ihnen angebundenen Kälbern Milch darzureichen, tragen sie

9> Ludwig L, Ludwig der Fromme, fränkischer König (814-840) und Kaiser (813-840) (s. Kap.
9, Anm. 7).
 
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