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Jaspers, Karl; Salamun, Kurt [Editor]; Fuchs, Thomas [Editor]; Halfwassen, Jens [Editor]; Schulz, Reinhard [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Editor]; Schwabe AG [Editor]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 1, Band 10): Vom Ursprung und Ziel der Geschichte — Basel: Schwabe Verlag, 2017

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.51322#0152
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Vom Ursprung und Ziel der Geschichte

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Die Technik macht alle in ihrem vitalen Dasein abhängig von der Funktion des ge-
bauten Apparates. Beim Versagen dieses Apparates schlägt das komfortable Leben um
in die größte, früher unbekannte Not. Der Mensch ist dann mehr preisgegeben als im
natürlichen Dasein des Bauern. Es gibt keine Reserven mehr'.
Eines ist gewiß: Die Technik ist im Begriff, mit dem gesamten Arbeitsdasein des Men-
schen den Menschen selbst zu verwandeln. Der von ihm hervorgebrachten Technik

Solche Tendenzen zu verdeutlichen, bedeutet den Aufweis von Möglichkeiten, bei denen der Um-
fang ihrer Verwirklichung ungewiß bleibt. Etwas Anderes ist es, die technische Welt im Ganzen
als ein Durchschautes zu behandeln, sei es als Manifestation einer neuen heroischen Gestalt des
Menschseins, sei es als Teufelswerk. Die Dämonie der Technik wird dann substantiiert zu etwas
wirklich Dämonischem, mit dieser Deutung der Sinn der Arbeit gesteigert oder ganz verleugnet,
die technische Arbeitswelt verherrlicht oder verworfen. Beides geschieht aus den Möglichkeiten,
die in der technischen Arbeit liegen. Aber diese entgegengesetzten Möglichkeiten werden in ih-
rer Verabsolutierung beide falsch. Solcher Art werden sie von den Brüdern Jünger in eindrucks-
vollen Schriften vor Augen gestellt.
Ernst Jünger hat - in seinem Buch Der Arbeiter, 3. Auflage, Hamburg T932 - das Bild des Techni-
schen visionär entworfen63 die Arbeit als totale Mobilmachung, gipfelnd in der Materialschlacht, -
die Gestalt des Arbeiters in seiner bronzenen Härte, - der Sinn des Nihilistischen, Zweckfreien,
schlechthin Zerstörenden. Jünger entwirft die »Gestalt des Arbeiters« als künftigen Herrn der Erde.
Dieser steht jenseits von Humanität und Barbarei, von Individuum und Masse. Arbeit ist seine Le-
bensform, er weiß sich verantwortlich im totalen Arbeitsgefüge. Technik versachlicht alles als Mit-
tel zur Macht. Der Mensch wird durch sie Herr seiner selbst und der Erde. Der Mensch als dieser
neue Mensch, als die Gestalt des Arbeiters, gewinnt ein Gesicht von geprägter Starrheit. Er fragt
nicht mehr: warum und wozu? Er will und glaubt, ganz abgesehen von den Inhalten, die sich die-
ses Wollen und Glauben gibt.
Friedrich Georg Jünger (Über die Perfektion der Technik, Frankfurt 1944) gibt dagegen das trost-
lose, ausweglose Bild der Technik: Das Elementare, von der Technik bezwungen, breitet sich aus
gerade in der | Technik. Das rationale Denken, selber so arm an elementaren Kräften, setzt hier
ungeheure elementare Kräfte in Bewegung, aber durch den Zwang, durch feindliche gewaltsame
Mittel. »Die Industrielandschaft hat etwas Vulkanisches«, alle Erscheinungen bei Vulkanausbrü-
chen kehren in ihr wieder: »Lava, Asche, Fumarolen, Rauch, Gase, vom Feuer bestrahlte Nacht-
wolken und weithin reichende Verwüstung.«
F. G. Jünger bestreitet die These, Technik nehme dem Menschen Arbeit ab und vermehre die
Muße. Er weist zwar mit Recht darauf hin, daß von einer Verminderung des Arbeitsquantums
heute nicht die Rede sei. Aber es ist im Ganzen gewiß falsch, daß, nach seiner Behauptung, alle
scheinbare Verminderung von Arbeit durch Vermehrung an anderer Stelle erkauft werde. Wenn
er die These bestreitet, daß Technik den Reichtum vermehre, so tut er das mit einem Sprung in
einen anderen Sinn von »Reichtum«, in dem es heißt, Reichtum sei ein Sein, kein Haben. Und
es ist ebensowenig ein Einwand gegen Technik, wenn Jünger die Rationalisierung in der Not
(durchweg infolge von Kriegszerstörungen) fälschlich ihr selbst aufbürdet. Seine zeitgemäßen
Schilderungen dieser Organisation der Not sind treffend: Sie schaffe nicht Reichtum, sondern sei
ein Verfahren, wo Mangel ist, den Rest zu verteilen. Die Organisation der Verteilung in einer Ver-
lustwirtschaft sei dann am Ende das letzte Unversehrte, sie werde um so mächtiger, je mehr die
Armut zunimmt. Sie muß selbst erst dann zu Grunde gehen, wenn nichts zu Verteilendes mehr
da ist. Solche Erörterungen treffen offenbar nicht die Technik, sondern ein gerade heute erleb-

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