Vom Ursprung und Ziel der Geschichte
195
dem Geist lebt und aus dem Prinzip der Freiheit. Der den Krieg entscheidende Faktor
ist die Technik. Und hier ist eine drohende Tatsache: Technik ist universal benutzbar.
Nicht jeder kann sie finden, aber ist sie einmal gefunden, dann lernen auch primitive
Völker schnell mit ihr umzugehen, die Maschinen zu bedienen, Flugzeuge und Tanks
zu fahren. Daher wird die Technik in den Händen der Völker, die sie nicht erfunden
haben, zur ungeheuren Gefahr für die geistig schöpferischen Völker. Kommt es dann
zum Kriege, so ist die einzige Chance, daß der Vorsprung durch neue Erfindungen sei-
tens der erfindenden Völker im Kriege gewonnen wird.
Die Entscheidungen über die Weise der neuen Weltordnung werden zwar nicht
durch den Kampf der Geister allein errungen. Wenn aber auf dem Wege zu ihr die
Entscheidungen durch Technik erfolgen, die im letzten Augenblick durch die freien
schaffenden Geister auf eine neue Höhe gebracht wird, so könnte deren Sieg auch gei-
stige Bedeutung haben. Was in den ringenden Mächten an Willen zu freier Ordnung
herrscht, das könnte durch sie zugleich zur Befreiung für die Welt werden, wenn der
Sinn der Freiheit von immer mehr wach werdenden Menschen angeeignet wird unter
Förderung durch die Sieger selbst.
3) Die Technik zeigt in Gestalt der Atombombe als Zerstörungsmittel eine ganz an-
dere Perspektive. Jeder denkt heute an die Bedrohung des menschlichen Lebens durch
die Atombombe: Ihretwegen darf es keinen Krieg mehr geben. Sie wird zu einem - bis-
her noch schwachen - Motiv, den Frieden zu bewahren wegen der unermeßlichen
Gefahr dieses Krieges für alle.
In der Tat kann die Technik noch nicht vorhersehbare Zerstörungen bringen.
Macht man ihr den Vorwurf, daß sie das Elementare frei mache und zur zerstörenden
Wirkung bringe, so ist das ihr Wesen mit dem Anfang, als der Mensch das Feuer | ent-
zünden lernte. Der prometheische Gedanke bringt heute grundsätzlich nichts Neues,
aber steigert allerdings quantitativ die Gefahr unermeßlich, nämlich bis zum Gedan-
ken der Möglichkeit der Zerpulverung des Erdballs in den Weltraum, - und wird da-
mit nun allerdings auch qualitativ etwas Anderes.
Es ist mit der Atombombe ein Stück Sonnensubstanz auf die Erde gebracht. Es ge-
schieht mit ihr auf der Erdoberfläche, was bis dahin nur in der Sonne geschah.
Das Prinzip, daß die Atomzertrümmerung sich selbsttätig ausbreitet, ist bisher in
der Anwendung beschränkt auf die aus Uranerzen unendlich mühsam zu gewinnende
Substanz. Die Sorge, daß solche Zertrümmerung sich auf andere Elemente, auf die Ma-
terie ausbreiten könnte, wie Feuer auf alles brennbare Material, ist nach Aussage der
Physiker unbegründet. Aber eine sichere Grenze für alle Zeiten besteht doch nicht.
Man kann sich mit der Phantasie spielend ausdenken:
Es ist keine sichere Grenze, wo die Explosion weitere Elemente und die irdische Ma-
terie insgesamt ergreift wie eine Feuersbrunst. Der Erdball im Ganzen würde explodie-
ren, ob absichtlich oder unabsichtlich. Dann würde vorübergehend eine Erhellung
unseres Sonnensystems stattfinden, die Erscheinung einer »nova« im Weltraum.
261
195
dem Geist lebt und aus dem Prinzip der Freiheit. Der den Krieg entscheidende Faktor
ist die Technik. Und hier ist eine drohende Tatsache: Technik ist universal benutzbar.
Nicht jeder kann sie finden, aber ist sie einmal gefunden, dann lernen auch primitive
Völker schnell mit ihr umzugehen, die Maschinen zu bedienen, Flugzeuge und Tanks
zu fahren. Daher wird die Technik in den Händen der Völker, die sie nicht erfunden
haben, zur ungeheuren Gefahr für die geistig schöpferischen Völker. Kommt es dann
zum Kriege, so ist die einzige Chance, daß der Vorsprung durch neue Erfindungen sei-
tens der erfindenden Völker im Kriege gewonnen wird.
Die Entscheidungen über die Weise der neuen Weltordnung werden zwar nicht
durch den Kampf der Geister allein errungen. Wenn aber auf dem Wege zu ihr die
Entscheidungen durch Technik erfolgen, die im letzten Augenblick durch die freien
schaffenden Geister auf eine neue Höhe gebracht wird, so könnte deren Sieg auch gei-
stige Bedeutung haben. Was in den ringenden Mächten an Willen zu freier Ordnung
herrscht, das könnte durch sie zugleich zur Befreiung für die Welt werden, wenn der
Sinn der Freiheit von immer mehr wach werdenden Menschen angeeignet wird unter
Förderung durch die Sieger selbst.
3) Die Technik zeigt in Gestalt der Atombombe als Zerstörungsmittel eine ganz an-
dere Perspektive. Jeder denkt heute an die Bedrohung des menschlichen Lebens durch
die Atombombe: Ihretwegen darf es keinen Krieg mehr geben. Sie wird zu einem - bis-
her noch schwachen - Motiv, den Frieden zu bewahren wegen der unermeßlichen
Gefahr dieses Krieges für alle.
In der Tat kann die Technik noch nicht vorhersehbare Zerstörungen bringen.
Macht man ihr den Vorwurf, daß sie das Elementare frei mache und zur zerstörenden
Wirkung bringe, so ist das ihr Wesen mit dem Anfang, als der Mensch das Feuer | ent-
zünden lernte. Der prometheische Gedanke bringt heute grundsätzlich nichts Neues,
aber steigert allerdings quantitativ die Gefahr unermeßlich, nämlich bis zum Gedan-
ken der Möglichkeit der Zerpulverung des Erdballs in den Weltraum, - und wird da-
mit nun allerdings auch qualitativ etwas Anderes.
Es ist mit der Atombombe ein Stück Sonnensubstanz auf die Erde gebracht. Es ge-
schieht mit ihr auf der Erdoberfläche, was bis dahin nur in der Sonne geschah.
Das Prinzip, daß die Atomzertrümmerung sich selbsttätig ausbreitet, ist bisher in
der Anwendung beschränkt auf die aus Uranerzen unendlich mühsam zu gewinnende
Substanz. Die Sorge, daß solche Zertrümmerung sich auf andere Elemente, auf die Ma-
terie ausbreiten könnte, wie Feuer auf alles brennbare Material, ist nach Aussage der
Physiker unbegründet. Aber eine sichere Grenze für alle Zeiten besteht doch nicht.
Man kann sich mit der Phantasie spielend ausdenken:
Es ist keine sichere Grenze, wo die Explosion weitere Elemente und die irdische Ma-
terie insgesamt ergreift wie eine Feuersbrunst. Der Erdball im Ganzen würde explodie-
ren, ob absichtlich oder unabsichtlich. Dann würde vorübergehend eine Erhellung
unseres Sonnensystems stattfinden, die Erscheinung einer »nova« im Weltraum.
261