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Stellenkommentar
nistische Beschreibung seines subjektiven Eindrucks (vgl. K. Jaspers: »Studium 1901-1907«,
Teil 2, 35-36).
Leonardo (da Vinci), 1452-1519; Jaspers, der statt »Leonardo« stets »Lionardo« schreibt,
publizierte im Anschluss an einen Vortrag am Kunsthistorischen Seminar der Universität
Basel eine kleine Schrift über Lionardo als Philosoph, Bern 1953 (= Schriften der »Concinni-
tas« im Kunsthistorischen Seminar der Universität Basel). Dort interpretiert er Lionardos
Malkunst als einmalige Kunst der »Spiritualisierung des Sinnlichen«, die über die Sinnlich-
keit hinaus einen »Zeiger« auf die ungegenständliche Dimension der Transzendenz darstelle.
Lionardo ist für Jaspers »der einzige Künstlerphilosoph großen Stils«, für den im Unterschied
zu den metaphysischen Künstlern Michelangelo und Rembrandt »die Kunst zum Organon
der Philosophie wurde« (vgl. K. Jaspers: »Lionardo als Philosoph«, in: Aneignung und Pole-
mik, 83-85,110-114). Im Nachlass wird Lionardo im Zusammenhang mit der Entwicklung
der mythischen Naturphilosophie zur exakten Naturwissenschaft in den Werkstätten der
Künstler und Techniker ebenfalls kurz erwähnt. Jaspers bezeichnet ihn dort als deren
»höchsten Repräsentanten« (vgl. K. Jaspers: Die großen Philosophen. Nachlaß, Bd. 1,146).
Shakespeare, William, 1564-1616; Jaspers hatte beabsichtigt, Shakespeare und Dante in
seiner Weltgeschichte der Philosophie in einem Abschnitt darzustellen, den er mit »Philo-
sophen in der Dichtung« überschrieb (vgl. das Lragment der Shakespeare-Darstellung in:
K. Jaspers: Die großen Philosophen. Nachlaß, Bd. 1, 622-631, sowie die ebenfalls im Nachlass
gefundene Disposition des geplanten Shakespeare-Kapitels, ebd., Bd. 2, 962-965).
Goethe (zu Goethe vgl. Stellenkommentar Nr. 61).
Spinoza, Benedictus de (auch Baruch de), 1632-1677; Spinoza ist für Jaspers ein »aus dem
Ursprung denkender Metaphysiker«, sein Leben, Denken und seine Wirkung wird in Die gro-
ßen Philosophen auf 145 Seiten dargestellt (vgl. K. Jaspers: Die großen Philosophen, 752-897).
38 Dieses Zitat stammt aus dem Abschnitt »Der Gang der Weltgeschichte«, in: G. W. L. Hegel:
Vorlesungen über die Philosophie der Weltgeschichte, Bd. IV: Die germanische Welt, hg. von
G. Lasson, Leipzig 2i923, 763. Dieser Band ist in der KJB vorhanden, an dieser Stelle finden
sich Unterstreichungen.
39 Die Aussage, dass »China und Indien [...] heute noch keine entscheidenden Mächte« seien,
mag 1949 zugetroffen haben, als Jaspers dieses Buch veröffentlichte. Neun Jahre später pro-
phezeit er in seinem Hauptwerk zur politischen Philosophie: »Auf längere Lrist gesehen,
wird China, beim Portdauern der Menschheit, gewiß eine Weltmacht ersten Ranges.«
(K. Jaspers: Die Atombombe und die Zukunft des Menschen, 172). Im letzten Buch, das Jaspers
1967 publiziert hat, sieht er unter dem Eindruck der chaotischen Wirrnisse und der Zerstö-
rung uralter Kulturgüter durch die damalige »Kulturrevolution«, das China Mao Tse-tungs
als ein unberechenbares, totalitäres Herrschaftssystem, das nur durch ein Bündnis zwi-
schen den beiden Atom-Supermächten Amerika und Russland davon abgehalten werden
könne, in den Besitz der Atombombe zu kommen und die Weltherrschaft anzustreben
(vgl. K. Jaspers: Antwort, 17-28).
Stellenkommentar
nistische Beschreibung seines subjektiven Eindrucks (vgl. K. Jaspers: »Studium 1901-1907«,
Teil 2, 35-36).
Leonardo (da Vinci), 1452-1519; Jaspers, der statt »Leonardo« stets »Lionardo« schreibt,
publizierte im Anschluss an einen Vortrag am Kunsthistorischen Seminar der Universität
Basel eine kleine Schrift über Lionardo als Philosoph, Bern 1953 (= Schriften der »Concinni-
tas« im Kunsthistorischen Seminar der Universität Basel). Dort interpretiert er Lionardos
Malkunst als einmalige Kunst der »Spiritualisierung des Sinnlichen«, die über die Sinnlich-
keit hinaus einen »Zeiger« auf die ungegenständliche Dimension der Transzendenz darstelle.
Lionardo ist für Jaspers »der einzige Künstlerphilosoph großen Stils«, für den im Unterschied
zu den metaphysischen Künstlern Michelangelo und Rembrandt »die Kunst zum Organon
der Philosophie wurde« (vgl. K. Jaspers: »Lionardo als Philosoph«, in: Aneignung und Pole-
mik, 83-85,110-114). Im Nachlass wird Lionardo im Zusammenhang mit der Entwicklung
der mythischen Naturphilosophie zur exakten Naturwissenschaft in den Werkstätten der
Künstler und Techniker ebenfalls kurz erwähnt. Jaspers bezeichnet ihn dort als deren
»höchsten Repräsentanten« (vgl. K. Jaspers: Die großen Philosophen. Nachlaß, Bd. 1,146).
Shakespeare, William, 1564-1616; Jaspers hatte beabsichtigt, Shakespeare und Dante in
seiner Weltgeschichte der Philosophie in einem Abschnitt darzustellen, den er mit »Philo-
sophen in der Dichtung« überschrieb (vgl. das Lragment der Shakespeare-Darstellung in:
K. Jaspers: Die großen Philosophen. Nachlaß, Bd. 1, 622-631, sowie die ebenfalls im Nachlass
gefundene Disposition des geplanten Shakespeare-Kapitels, ebd., Bd. 2, 962-965).
Goethe (zu Goethe vgl. Stellenkommentar Nr. 61).
Spinoza, Benedictus de (auch Baruch de), 1632-1677; Spinoza ist für Jaspers ein »aus dem
Ursprung denkender Metaphysiker«, sein Leben, Denken und seine Wirkung wird in Die gro-
ßen Philosophen auf 145 Seiten dargestellt (vgl. K. Jaspers: Die großen Philosophen, 752-897).
38 Dieses Zitat stammt aus dem Abschnitt »Der Gang der Weltgeschichte«, in: G. W. L. Hegel:
Vorlesungen über die Philosophie der Weltgeschichte, Bd. IV: Die germanische Welt, hg. von
G. Lasson, Leipzig 2i923, 763. Dieser Band ist in der KJB vorhanden, an dieser Stelle finden
sich Unterstreichungen.
39 Die Aussage, dass »China und Indien [...] heute noch keine entscheidenden Mächte« seien,
mag 1949 zugetroffen haben, als Jaspers dieses Buch veröffentlichte. Neun Jahre später pro-
phezeit er in seinem Hauptwerk zur politischen Philosophie: »Auf längere Lrist gesehen,
wird China, beim Portdauern der Menschheit, gewiß eine Weltmacht ersten Ranges.«
(K. Jaspers: Die Atombombe und die Zukunft des Menschen, 172). Im letzten Buch, das Jaspers
1967 publiziert hat, sieht er unter dem Eindruck der chaotischen Wirrnisse und der Zerstö-
rung uralter Kulturgüter durch die damalige »Kulturrevolution«, das China Mao Tse-tungs
als ein unberechenbares, totalitäres Herrschaftssystem, das nur durch ein Bündnis zwi-
schen den beiden Atom-Supermächten Amerika und Russland davon abgehalten werden
könne, in den Besitz der Atombombe zu kommen und die Weltherrschaft anzustreben
(vgl. K. Jaspers: Antwort, 17-28).