Stellenkommentar
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mann-Prozesses in Jerusalem (1961-1962) und löste damit viele Debatten und Polemiken
in der Öffentlichkeit aus. Hauptwerke: Elemente und Ursprünge totalitärer Herrschaft, Frank-
furt a.M. 1953; Rahel Varnhagen. Lebensgeschichte einer deutschen Jüdin aus der Romantik, Mün-
chen 1959; Vita activa oder Vom tätigen Leben, Stuttgart 1960; Über die Revolution, München
1963; Eichmann in Jerusalem. Ein Bericht von der Banalität des Bösen, 1964. Posthum erschie-
nen u.a.: Vom Leben des Geistes. Das Denken, Das Wollen, hg. von M. McCarthy, München
2i998.
76 Mit der hier vorgenommenen Erörterung der Funktion von selffulfilling- und self-destroy-
ing-prophecies begründet Jaspers seine geschichtsphilosophische Grundannahme, wonach
der Geschichtsprozess durch keine Gesetzmäßigkeit determiniert ist und deshalb auch die
künftige Gesellschafts- und Geschichtsentwicklung nicht voraussagbar sind. Jaspers’ Men-
schenbild, das die individuelle Freiheit und persönliche Verantwortlichkeit des Individu-
ums stark betont, steht damit in unmittelbarem Zusammenhang.
77 Constant, Benj amin, 1767-1830; französisch-schweizerischer Schriftsteller, Politiker und po-
litischer Theoretiker; nach der (konstitutionellen) Wiedererrichtung der Monarchie in Frank-
reich 1814 wirkte er als Abgeordneter; er gilt aber auch als Mitbegründer des Liberalismus in
Frankreich. Hauptwerke: Des effets de la terreur, 1797; Cours depolitique constitutionnelle, 1818-
1820; De la religion consideree dans sa source, ses formes etson developpement, 1824-1830.
78 Weber, Max, 1864-1920; Mitbegründer der Soziologie als eine von den Natur- und den Geis-
teswissenschaften verschiedene empirische Wissenschaft; er entwarf die methodologi-
schen Konzepte einer verstehenden Soziologie, von Idealtypen in der soziologischen Er-
kenntnis sowie vom Wertfreiheitsprinzip in den empirischen Wissenschaften. Hauptwerke:
Gesammelte Aufsätze zur Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, Tübingen 1924; Gesammelte Auf-
sätze zur Wissenschaftslehre, hg. von Johannes Winckelmann, Tübingen 31968; Wirtschaft
und Gesellschaft. Grundriss der verstehenden Soziologie, hg. von J. Winckelmann, Tübingen
51972; Gesammelte Aufsätze zur Religionssoziologie, Neuauflage unter dem Titel: Religion und
Gesellschaft, hg. von D. Kaesler, Darmstadt 2012.
Dass Jaspers Max Weber unter den »Geistern ersten Ranges«, die stets um die Freiheit
des Individuums besorgt waren, besonders hervorhebt, ist nicht verwunderlich. War er
doch für Jaspers sowohl als Persönlichkeit als auch als Gelehrter und Forscher die längste
Zeit seines Lebens das wichtigste Vorbild. Wie stark Weber vor allem Jaspers’ Wertedenken
beeinflusst hat, das er als liberales Ethos der Humanität in allen seinen Werken vertreten
hat, dokumentieren auch Hinweise in der KJB. Dort sind in den Weber-Schriften, mit de-
nen Jaspers gearbeitet hat, explizit formulierte Wertstandpunkte vielfach unterstrichen
und durch senkrechte Seitenstriche markiert. Dies gilt vor allem für Webers programma-
tische Schriften Wissenschaft als Beruf, Politik als Beruf, Der Sinn der >Wertfreiheit< der sozio-
logischen und ökonomischen Wissenschaften und Die >Objektivität< sozialwissenschaftlicher und
sozialpolitischer Erkenntnis (vgl. M. Weber: Gesammelte Aufsätze zur Wissenschaftslehre, hg.
von J. Winckelmann, 3. erw. Aufl., Tübingen 1968). Im Manuskript der Vorlesung über
»Philosophie der Gegenwart«, die Jaspers im Wintersemester 1960/61 gehalten hat und in
der er Weber zusammen mit Einstein als bedeutendsten Philosophen der Gegenwart dar-
stellte, findet sich folgendes persönliche Bekenntnis: »Mir ist Max Weber als der eigentli-
che Philosoph der Zeit erschienen, der Philosoph, der seine Philosophie nicht direkt aus-
sprach, aber aus ihr lebte und dachte [...] Für mich kann ich nur hinweisen auf die
Kontinuität dieses Blicks in mir seit 50 Jahren - darauf, daß mein Philosophieren all die
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mann-Prozesses in Jerusalem (1961-1962) und löste damit viele Debatten und Polemiken
in der Öffentlichkeit aus. Hauptwerke: Elemente und Ursprünge totalitärer Herrschaft, Frank-
furt a.M. 1953; Rahel Varnhagen. Lebensgeschichte einer deutschen Jüdin aus der Romantik, Mün-
chen 1959; Vita activa oder Vom tätigen Leben, Stuttgart 1960; Über die Revolution, München
1963; Eichmann in Jerusalem. Ein Bericht von der Banalität des Bösen, 1964. Posthum erschie-
nen u.a.: Vom Leben des Geistes. Das Denken, Das Wollen, hg. von M. McCarthy, München
2i998.
76 Mit der hier vorgenommenen Erörterung der Funktion von selffulfilling- und self-destroy-
ing-prophecies begründet Jaspers seine geschichtsphilosophische Grundannahme, wonach
der Geschichtsprozess durch keine Gesetzmäßigkeit determiniert ist und deshalb auch die
künftige Gesellschafts- und Geschichtsentwicklung nicht voraussagbar sind. Jaspers’ Men-
schenbild, das die individuelle Freiheit und persönliche Verantwortlichkeit des Individu-
ums stark betont, steht damit in unmittelbarem Zusammenhang.
77 Constant, Benj amin, 1767-1830; französisch-schweizerischer Schriftsteller, Politiker und po-
litischer Theoretiker; nach der (konstitutionellen) Wiedererrichtung der Monarchie in Frank-
reich 1814 wirkte er als Abgeordneter; er gilt aber auch als Mitbegründer des Liberalismus in
Frankreich. Hauptwerke: Des effets de la terreur, 1797; Cours depolitique constitutionnelle, 1818-
1820; De la religion consideree dans sa source, ses formes etson developpement, 1824-1830.
78 Weber, Max, 1864-1920; Mitbegründer der Soziologie als eine von den Natur- und den Geis-
teswissenschaften verschiedene empirische Wissenschaft; er entwarf die methodologi-
schen Konzepte einer verstehenden Soziologie, von Idealtypen in der soziologischen Er-
kenntnis sowie vom Wertfreiheitsprinzip in den empirischen Wissenschaften. Hauptwerke:
Gesammelte Aufsätze zur Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, Tübingen 1924; Gesammelte Auf-
sätze zur Wissenschaftslehre, hg. von Johannes Winckelmann, Tübingen 31968; Wirtschaft
und Gesellschaft. Grundriss der verstehenden Soziologie, hg. von J. Winckelmann, Tübingen
51972; Gesammelte Aufsätze zur Religionssoziologie, Neuauflage unter dem Titel: Religion und
Gesellschaft, hg. von D. Kaesler, Darmstadt 2012.
Dass Jaspers Max Weber unter den »Geistern ersten Ranges«, die stets um die Freiheit
des Individuums besorgt waren, besonders hervorhebt, ist nicht verwunderlich. War er
doch für Jaspers sowohl als Persönlichkeit als auch als Gelehrter und Forscher die längste
Zeit seines Lebens das wichtigste Vorbild. Wie stark Weber vor allem Jaspers’ Wertedenken
beeinflusst hat, das er als liberales Ethos der Humanität in allen seinen Werken vertreten
hat, dokumentieren auch Hinweise in der KJB. Dort sind in den Weber-Schriften, mit de-
nen Jaspers gearbeitet hat, explizit formulierte Wertstandpunkte vielfach unterstrichen
und durch senkrechte Seitenstriche markiert. Dies gilt vor allem für Webers programma-
tische Schriften Wissenschaft als Beruf, Politik als Beruf, Der Sinn der >Wertfreiheit< der sozio-
logischen und ökonomischen Wissenschaften und Die >Objektivität< sozialwissenschaftlicher und
sozialpolitischer Erkenntnis (vgl. M. Weber: Gesammelte Aufsätze zur Wissenschaftslehre, hg.
von J. Winckelmann, 3. erw. Aufl., Tübingen 1968). Im Manuskript der Vorlesung über
»Philosophie der Gegenwart«, die Jaspers im Wintersemester 1960/61 gehalten hat und in
der er Weber zusammen mit Einstein als bedeutendsten Philosophen der Gegenwart dar-
stellte, findet sich folgendes persönliche Bekenntnis: »Mir ist Max Weber als der eigentli-
che Philosoph der Zeit erschienen, der Philosoph, der seine Philosophie nicht direkt aus-
sprach, aber aus ihr lebte und dachte [...] Für mich kann ich nur hinweisen auf die
Kontinuität dieses Blicks in mir seit 50 Jahren - darauf, daß mein Philosophieren all die