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Jaspers, Karl; Salamun, Kurt [Editor]; Fuchs, Thomas [Editor]; Halfwassen, Jens [Editor]; Schulz, Reinhard [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Editor]; Schwabe AG [Editor]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 1, Band 10): Vom Ursprung und Ziel der Geschichte — Basel: Schwabe Verlag, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.51322#0313
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280

Stellenkommentar

weiteren Fragmenten aus dem Nachlass, so zur Disposition einer Vorlesung, die Jaspers im
Wintersemester 1958/59 über »erweckende Philosophen« gehalten hat, vgl. den Teil über
Lessing in: K. Jaspers: Die großen Philosophen. Nachlaß, Bd. 2, 726-763,1051-1056.
107 Herder, Johann Gottfried von, 1744-1803; Sprach-, Geschichts-, Natur- und Kulturphilo-
soph; er entwickelte Thesen über Zusammenhänge von Sprache, Individualität und Huma-
nität sowie über eine pantheistische Weitsicht; in der Geschichte sieht er eine fortschrei-
tende Entwicklung hin zur Humanität. Hauptwerke: Über den Ursprung der Sprache, 1771;
Auch eine Geschichte der Philosophie der Menschheit, 1774; Ideen zur Philosophie der Geschichte
der Menschheit, 1784-1791; Briefe zur Beförderung der Humanität, 1793-1797.

4. Unser modernes geschichtliches Bewusstsein
108 Die »Gehäuse«-Metapher spielt bereits in Jaspers’ lebensphilosophisch inspirierter Kritik
am »Geist des Rationalismus« in der Psychologie der Weltanschauungen eine wichtige Rolle.
Dort dient sie u.a. zur Kennzeichnung von dogmatisch verfestigten, rationalen Weltbil-
dern, die schöpferische Lebensimpulse erstarren lassen und individuelle Freiheitsspiel-
räume einschränken (vgl. K. Jaspers: Psychologie der Weltanschauungen, 304-326). Es liegt
nahe, dass Jaspers die Metapher von Max Weber übernommen hat. Dieser hatte im Zu-
sammenhang mit Bedenken über den fortschreitenden Rationalisierungsprozess in der
Gesellschaft davor gewarnt, dass im Gefolge dieses Prozesses die bürokratische Organisa-
tion - eine folgenreiche Erscheinung der immer mehr Lebensbereiche erfassenden Rati-
onalisierung - für die Menschen zu einem neuen »Gehäuse der Hörigkeit« zu werden
drohe (vgl. M. Weber: Gesammelte politische Schriften, 320; ders.: Wirtschaft und Gesell-
schaft, 835).
109 Dieses indirekte Zitat konnte auch unter Beiziehung von Weber-Experten in keiner Schrift
von Max Weber nachgewiesen werden. Vermutlich wurde dieser Satz von Weber in einem
persönlichen Gespräch mit Jaspers geäußert. Jaspers wiederholt diese Weber zugesprochene
Metapher für die Weltgeschichte auch in dem 1952 in Universitas. Zeitschrift für Wissen-
schaft, Kunst und Literatur publizierten Artikel »Die Geschichte der Menschheit« (7. Jg., 12,
1265-1273) gleich auf der ersten Seite.
110 Hier zeigt sich wieder die Mehrdeutigkeit des Ausdrucks »Geschichtlichkeit« bei Jaspers. In
diesem Kontext verweist Jaspers damit sowohl auf das Ideal des in Situationen geschichtli-
cher Gegenwart authentisch und unbedingt handelnden Subjekts, das durch autonomes
Entscheiden und Handeln »zu sich selber gekommen ist«, als auch auf ein offenes, »univer-
sales Geschichtsbild«, das es in jedes gegenwärtige autonome Handeln zu integrieren gilt.
Dass Jaspers dabei sein eigenes Geschichtsbild, nämlich die Achsenzeitthese mit ihren
politisch-moralischen Implikationen vor Augen hat, ist naheliegend.
5. Überwindung der Geschichte

in Die Metapher von einer »Mitwissenschaft mit der Schöpfung« bzw. einer »Mitwissenschaft
der Schöpfung« in Bezug auf den »Seinsgrund« bzw. den »Seinskosmos« findet sich auch in
Jaspers’ Schelling-Monographie (vgl. K. Jaspers: Schelling, 169). Jaspers bezieht sich dabei auf
 
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